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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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Den kannten Sie doch, oder?“
    Apotheker Lindens Gesicht zeigte Anzeichen von Unmut. Seine Stimme klang ernst und irgendwie lehrerhaft. „Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, diesen Namen nie mehr hören zu müssen.“
    „Tut mir furchtbar leid.“ Der Mann war Arthur unsympathisch, kaum dass er den Mund au fgemacht hatte. „Ihre damalige Verlobte hatte angegeben, sie sei von Kirchfeld vergewaltigt worden?“
    „Ja.“ Lindens rechtes Auge zuckte zweimal. „Aber das Verfahren gegen Clemens wurde ei ngestellt.“
    „Hab ich gelesen.“ Arthur machte eine kurze P ause. „Sind Sie noch mit Ihrer ,Verlobten‘ zusammen?“
    „Nein.“
    Arthur nickte mehrmals. „Das kann ich verstehen. Es ist nicht leicht, mit einer derart traumatisierten Frau zurechtzukommen.“
    Linden fühlte sich auf den Schlips getreten. „Ich glaube nicht, dass Sie sich darüber ein Urteil erlauben dürfen.“
    „Doch, ich glaube, das darf ich.“ Arthur ließ sich doch nicht den Mund verbieten! „Eine andere Frage … kennen Sie auch Heribert Hovenbitzer?“
    Wieder zuckte so eine merkwürdige Bewegung durch Lindens Gesicht. Sein Blick irrte über die weißen Wände des Gangs, er begann, sich die Hände zu reiben und konnte anscheinend nicht mehr auf einem Fleck stehen bleiben. Er trat an ein Regal, auf dem Medikamentenp ackungen und Zettel lagen. Vermutlich Kundenbestellungen.
        „Natürlich, meine Schwester ist mit ihm verheiratet ... also noch. Ich predige schon seit Jahren, sie soll sich endlich von dem Kerl scheiden lassen, aber die Frau hört ja nicht auf mich!“
    „Sie mögen ihn also nicht?“
    „Warum sollte ich?“
    „Hovenbitzer wurde heute Morgen tot aufgefunden.“
    Linden schaute Arthur volle zwei Sekunden in die Augen, anscheinend überrascht.
    „Wie? Was meinen Sie damit?“ Sein Blick sprang davon.
    „Er hing in seinem Garten an einem Baum.“
    „Er hat sich erhängt? Sehr vernünftig von dem Mann! Marion wäre garantiert nicht zu ihm zurückgegangen!“
    Das klang stark nach herzlicher Abneigung. Arthur hakte nach. „Sie meinen, er hat sich wegen Ihrer Schwester umgebracht? Oder hatte er was mit Kirchfelds Verschwinden zu tun?“
    Linden sah Arthur nicht an, sondern begann mit seinen mageren, irgendwie spinnenartigen Fingern die Medikamente hin und her zu räumen, ein paar von rechts nach links, ein paar von den unteren Regalböden in die oberen.
    „Woher soll ich das wissen?“, fragte er mit angedeutetem Tadel in der Stimme. „Aber die beiden lagen im Dauerclinch miteinander.“
    „Wissen wir. Wann hatten Sie denn das letzte Mal mit Hovenbitzer zu tun?“
    Plötzlich hielt es Linden nicht mehr an seinem Regal, er eilte zwei Meter weiter zu einem Wandschrank, riss ihn auf und fing an, auch darin etwas zu sortieren. „Ach Gott, das ist ewig her“, behauptete er und machte, als Arthur näher kam, die beiden Schranktüren schnell wieder zu.
    Was war das? Hatte der Mann mehr zu verbergen als gedacht? „Herr Linden, wo waren Sie gestern Abend zwischen 22 und 24 Uhr?“
    Jetzt schaute Linden ihn an, eine Sekunde lang, dann huschte sein Blick weiter. „Ich war zu Hause und habe ein Buch gelesen.“
    „Kann das jemand bestätigen?“
    „Nein. Meine Frau war nicht da.“
    „Danke. Das war’s erst mal.“
    Beim Verlassen der Apotheke winkte Arthur verstohlen der netten blonden Angestellten zu, die leicht irritiert zurückwinkte.
    Dann also auf zur frischgebackenen Witwe Hovenbitzer, geborene Linden! Sein Weg führte ihn in eine gute Gegend der Stadt. Schöne, neue, gepflegte Einfamilienhäuser mit Gärten, weiß oder braun gestrichene Vorgartenzäune, breite Garagen, blühende Bäume am Straße nrand, Verkehrsberuhigung, vor den Haustüren Blumenkübel und ,Willkommen‘-Schilder.
    Als Arthur aus dem Auto stieg, hatte er schon ein Bild von Marion Hovenbitzer im Kopf: eine große, schlanke Endvierzigerin, schick gekleidet, gebräunt, die Haare perfekt gefärbt, das G esicht perfekt geschminkt. Nicht unbedingt gebildet, aber sicher eingebildet. Obwohl diese Vorstellung weder so richtig zu Bruder Linden noch zu Ehemann Heribert passen wollte.
    Arthur drückte auf die Klingel. Vermutlich war die Dame des Hauses gar nicht anwesend, so ndern beim Friseur oder beim Aerobic-Kurs.
    Als sich die Tür öffnete, und die Frau, die auftauchte, sich als Marion Hovenbitzer herau sstellte, brach sein Bild komplett zusammen. Er wies sich aus, sie bat ihn herein und ging voraus, mit geschätzten 20 kg Übergewicht auf den

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