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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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elf.“
    „Würden Sie mir bitte die Namen der Leute aufschreiben und die Telefonnummern, wenn Sie die gerade da haben.“
    Das tat Martin, wenn auch widerwillig. Schüller nahm den Zettel an sich und stand auf.
    „Es kann sein, Herr Dornsiefer“ , sagte er, und es hörte sich ein klein wenig amüsiert an, „dass ich noch mal wiederkomme.“
     
                                                                        *
     
    Im Wagen setzte sich Arthur höchst zufrieden hinters Steuer. Den Dornsiefer hatte er aufgescheucht, der hatte Dreck am Stecken.
    Ja, und er hatte etwas in seinem gut gebräunten Gesicht, das Arthur für bedenklich hielt . Auf Dornsiefers rechter Wange hatte sich zwischen Auge und Ohr ein tiefbraunes, unregelmäßig geformtes und leicht erhabenes Gewächs breitgemacht, das Arthur längst hätte entfernen lassen. Das Ding war höchst krebsverdächtig! Machte der Mann jedes Mal die Augen zu, wenn er in den Spiegel guckte? Blendete er den rechten, oberen Quadranten seines Gesichts aus, wenn er sich rasierte?
    Arthur schüttelte verständnislos den Kopf und sah auf die Uhr: Zeit fürs Mittagessen. Also zurück zur Oper ationsbasis, wie Benno gern sagte. Manchmal hatte Arthur den Verdacht, dass Benno sich die netten, neuen Bezeichnungen und die wechselnden Namen nur ausdachte, weil ihm die richtigen gerade nicht einfielen. Also möglicherweise kein Ausdruck fröhlich sprühender Kreativität, sondern nur ein Fall früh einsetzenden Alzheimers?
    In der Kantine war nicht viel los, Arthur musste nur eine Viertelstunde auf sein Essen warten. Anschließend ging er zurück in sein Büro und rief die beiden Skatbrüder an, die beide aussa gten, Dornsiefer habe die Kneipe gegen 22.30 Uhr verlassen.
    Falls Hovenbitzer tatsächlich erst nach 23 Uhr das Zeitliche gesegnet hatte (laut Aussagen der Nachbarn und hoffentlich auch laut Untersuchung der Gerichtsmedizin), war Dornsiefer auch in diesem Mordfall ein Verdächtiger. Vielleicht hatte er Angst, Hovenbitzer könne etwas B elastendes ausplaudern, das vor 24 Jahren passiert war.
    Nachdem sich Arthur noch einen Kaffee geholt hatte, versuchte er im Internet etwas Intere ssantes und Privates über Martin Dornsiefer und Paul Linden, den ehemaligen Kommilitonen von Kirchfeld, zu erfahren. Aus ihm war inzwischen ein gutsituierter Apotheker geworden. Aber außer einer braven Seite über die Burg Apotheke und den Dornsiefer Baustoff-Markt fand Arthur nichts Wissenswertes über die beiden im Netz.
    Also auf in die Innenstadt zur Apotheke. Arthur brauste zurück über die nächstgelegene Br ücke.
    Als er den Laden betrat, fiel ihm erst einmal ein Dutzend Apothekenbeschäftigte ins Auge, die hinter diversen Theken hin- und herwuselten, obwohl höchstens drei Kunden zu bedienen waren. Was ihm besonders und durchaus negativ auffiel, war diese um sich greifende Un iformierung von Geschäftspersonal, sei es im Supermarkt, im Baumarkt, in Apotheken oder Drogeriemarktketten. Die Damen in dieser Apotheke mussten weiße Hosen und hellgrüne Oberteile tragen.
    Gleich mehrere von ihnen stürzten auf Arthur zu, um ihn nach seinen Wünschen zu befragen. Er erwählte eine blonde Apothekerin in seinem Alter mit ausgesucht guter Figur und besonders freundlichem Lächeln. Diskret legte er seinen Ausweis vor und raunte: „Ich müsste mal dringend mit Herrn Linden persönlich sprechen.“
    Die Frau formte mit ihrem rosa angemalten Mündchen ein lautloses „Oh“ und bedeutete Arthur, ihr in eine Ecke an der Seite des verwinkelten Ladens zu folgen.
    Dort zweigte ein kurzer Gang ab, in dem er warten sollte. „Herr Linden kommt sofort, er ist wahrscheinlich nur mal ... äh ... für kleine Apotheker.“ Sie kicherte, ein letzter, koketter Blick aus großen, blauen Augen mit langen, schwarzen Wimpern, und schon war sie wieder im Verkaufsraum verschwunden.
    Stattdessen tippte ihm jemand von hinten auf die Schulter. „Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen?“
    Arthur zuckte zusammen und wandte sich um. Der Mann, der vor ihm stand, sah gruselig aus: hager, kein Haar auf dem Schädel, nicht einmal Augenbrauen, weiße Hose, weißes Polo-Shirt, randlose, eckige Brille. Fast einen Kopf größer als Arthur, schaute er mit seinen blassblauen Augen quasi auf ihn herab. Unangenehm.
    Arthur klärte ihn über seine Identität auf und meinte: „ Herr Linden, wir haben die Leiche des vor 24 Jahren verschollenen Clemens Kirchfeld gefunden.

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