Im Keller
Täter wurden von einem der Erben Hovenbitzers engagiert, der erbt das Haus und alles, was drin ist.“
„Redest du von seiner Frau?“
„Zum Beispiel. Vielleicht hat sie sich in den letzten zwei Jahren so viel zusammengespart, dass sie sich zwei Laien-Killer leisten konnte. Oder es war eins seiner Kinder.“
„Dann sollten wir auch in der Richtung mal graben.“
„Und deshalb mach ich mich gleich auf die Socken.“
Arthur überließ seinem Kollegen das Haus und meldete sich bei Benno ab. Bei der Gelegenheit präsentierte ihm Benno gleich die neuesten Fundsachen. Unter einem Busch war ein blutverschmiertes Papiertaschentuch gefunden worden und im Gras ein kleines Stück von einem Medikamentenblister mit einer Tablette darin. Damit konnte man hoffentlich etwas anfangen.
Arthur fuhr, um erst einmal in Ruhe nac hzudenken, zu einem Parkplatz am Rhein und schaute den vorbeifahrenden Lastkähnen und Ausflugsdampfern zu. Das hatte so etwas Beruhigendes, Normales.
Aber bevor er abschalten konnte, fiel ihm auf, dass sein Herz nicht ganz gleichmäßig zu schlagen schien ... und viel zu schnell. Er holte das Handgelenkblutdruckmessgerät aus dem Handschuhfach, legte es an und erhielt einen Wert von 125 zu 85. Der Puls lag bei 78. Völlig normal. Das beunruhigte ihn.
Passend zum Thema kamen ihm die Tabletten aus Hovenbitzers Haus in den Sinn. Er streifte die Handschuhe noch einmal über, zog die Schachtel aus der Jackentasche und nahm den ,Waschzettel‘ heraus: aha, ein starkes, verschreibungspflichtiges Mittel gegen Unruhe und Angstzustände.
Es fehlte keine einzige der Tabletten. Aber für wen waren sie bestimmt? Warum lagen sie in Marion Hovenbitzers Nachttischschublade?
Arthur verschränkte die Hände hinter dem Kopf, lehnte sich zurück und dachte nach. Wenn die Ehefrau bzw. eins der Kinder Hovenbitzer hatte umbringen lassen, warum dann gerade jetzt? Warum kurz nachdem Kirchfelds Leiche gefunden wird?
Hovenbitzer war damals vor 24 Jahren einer der Hauptverdächtigen im Fall des verschwu ndenen Clemens Kirchfeld gewesen. Kaum taucht die Leiche auf, begeht er Selbstmord - würde nicht jeder denken, er habe mit dem Tod des Verschollenen zu tun und sich aus Angst vor Entdeckung und Bestrafung selbst gerichtet? Der Fall wäre abgeschlossen, Nachforschungen würden eingestellt.
Wer könnte ein Interesse an dieser Wendung haben? Der wahre Täter bzw. die übrigen Hauptverdächtigen. Aber nicht mit Arthur Schüller! Anstatt Ehefrau und Kinder von Hove nbitzer zu beschuldigen, würde er jetzt sofort den nächsten ehemaligen Verdächtigen unter die Lupe nehmen!
*
Martin saß am Schreibtisch in seinem Büro mit Blick auf den Hof einer benachbarten Autowerkstatt und klickte sich am PC durch diverse Geschäftsdateien. Plötzlich hielt er inne und besah sich ein paar Zahlen genauer. Ja, verfluchter Mist! Da war ja schon wieder zu wenig Zement bestellt worden! Wer schlief denn da während seiner Arbeitszeit?!
Martin sprang auf, riss die Tür auf und brüllte „Klaus!“ durchs Lager.
„Ja?“, rief es zaghaft von irgendwoher zurück.
„Ins Büro!“ , schnauzte Martin und wartete an der Tür.
Klaus trabte schließlich an, Unsicherheit im Blick. Er fingerte an der dunkel gerandeten Brille herum, räusperte sich ein paar Mal und drückte sich an Martin vorbei ins Büro. Martin ließ sich in den Sessel fallen, Klaus durfte stehen bleiben.
„Wer hat den Scheiß hier bestellt!“ Martin zeigte auf den Bildschirm.
„Ich hatte Ingo gesagt, er soll -“
„Kontrollierst du eigentlich ab und zu, was deine Pfeifen da hinten machen?! Drei Kunden haben sich schon beschwert! Jetzt hau ab und sieh zu, dass der verdammte Scheiß in Ordnung kommt!“ Um diese Anweisung zu unterstreichen, schlug Martin einmal mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.
Klaus zuckte zusammen und trollte sich. Er war noch nicht ganz aus dem Zimmer, als jemand anderes hereinwollte: ein Kerl in schwarzer Jeans und schwarzer Jacke, mit Pferd eschwanz. Was war das jetzt?! Mafia, Abteilung Schutzgelderpressung?!
„Was wollen Sie denn hier?! Wer hat Sie überhaupt hier reingelassen?! Lassen Sie sich einen Termin -“
„Jetzt kriegen Sie sich mal wieder ein!“, fiel ihm der Kerl barsch ins Wort, zog etwas aus der Jackentasche und hielt es ihm unter die Nase. „Ich bin Hauptkommissar Schüller ...
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