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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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alle möglichen Ritzen gestopft, eine steckte zum Beispiel im Übertopf der Pflanze dort, die zum Glück seit 30 Jahren nicht mehr gegossen worden ist.“
    Arthur hatte sich Handschuhe übergestreift und einen Zettel herausgenommen. In der linken, oberen Ecke standen in kleiner, exakter Schrift Ziffern, einige wiederholten sich, in Mustern, wie es schien: 1722345362223.
    „Soll ich das gleich mitnehmen zu unseren Dechiffrier-Künstlern?“
    „Kannst du machen, aber im Erdgeschoss finden wir sicher noch mehr von dem Zeug. Was wollte uns Carmen Elisabeth wohl mit diesen Zetteln sagen?“
    „Dass sie schwer gestört war?“, brummte Arthur. „Lassen wir doch erst mal feststellen, ob die Papierchen wirklich von unserer verstorbenen Tante stammen.“
    Benno drückte Arthur den Karton in die Hand. „Wir haben unten im Wohnzimmer noch was gefunden.“
    Er ging voraus, Arthur folgte ihm. Im Treppenhaus hingen ein paar religiöse Bilder an den Wänden: Jesus mit lichtumflutetem Haupt, Jesus mit Lämmern auf einer Wiese, betende Kinder in der Stube, Engel hinter Kindern an Abgründen.
    Die Treppe selbst war schon weitgehend frei geräumt worden, und ein bräunlicher, ve rschmutzter, abgetretener Läufer war unter dem Müll zutage gekommen. Unten im Flur bog Benno nach links ins Wohnzimmer ab. Auch hier waren inzwischen einzelne Möbel zu besichtigen: zwei Sessel mit dunkelgelben, fleckigen Bezügen, Sofa, Schrank, Kommode, Beistelltisch, Fernsehschrank, rechteckiger Couchtisch.
    Genau zu Letzterem führte ihn Benno. Die Tischplatte war bereits komplett leer und bestand aus bräunlichen Kacheln, umgeben von einem breiten Rand aus dunklem Holz.
    Benno zeigt auf eine Längsseite des Tischs. „Siehst du das?“
    In die hölzerne Tischkante waren in unregelmäßigen Abständen fünf dicke, gut einen Zent imeter breite Kerben hinein- ... ja was - geschlagen, geschnitten, geschnitzt worden? Eine Axt hätte saubere Schnitte hinterlassen, es sah eher aus, als hätte jemand die Kerben mit einem kleinen Messer aus dem Holz gepult. Aber wer und warum?
    „Könnt ihr feststellen, wie alt die Kerben sind?“
    Benno schaute noch einmal genauer hin. „Frisch sind die nicht, aber ich bezweifle, dass unsere ansonsten wirklich unglaublich hervorragenden Fachkräfte uns sagen können, ob sie nun 10 oder 24 Jahre alt sind.“
    „Hab ich befürchtet.“ Arthur stellte sich in die Mitte des Zimmers und ließ seinen Blick u mherwandern. „Sonst noch was?“
    „Bis jetzt nicht.“ Benno musste plötzlich niesen und hielt sich den linken Ärmel vor die Nase, die er dann lautstark hochzog.
    „Ja, ja, so werden Tatorte mit falscher DNA verseucht“, bemerkte Arthur.
    „Quatsch. Ich hab’s übrigens im Urin, dass hier noch die eine oder andere Überraschung auf uns wartet.“
    „Gott segne deinen Urin, wenn er uns der Aufklärung ein Stück näher bringt. Ich hau jetzt ab und mach mir ein paar Gedanken.“
    Im Präsidium gab Arthur die Zettel mit den Zahlenreihen an die Experten ab und ergänzte seine Liste der Rätsel um die fünf Kerben im Wohnzimmertisch und die überall versteckten Papierchen mit den Za hlen.
    Auf den ersten Blick ergab das keinen Sinn. Auf den zweiten auch nicht. Tante Carmen Elis abeth war zweifellos nach dem Verschwinden ihres Sohnes, wenn man es so positiv ausdrücken wollte, zur Exzentrikerin mutiert.
    Aber wer hatte die Leiche in ihrem Schlafzimmer versteckt ... und wieso hatte sie es nicht gemerkt? Oder wusste sie es am Ende und war deshalb so aus dem Ruder gelaufen? Aber warum hatte sie es dann nicht der Polizei gemeldet? Wollte sie den Mörder ihres Sohnes d ecken? Hatte sie vielleicht eine Affäre mit Dornsiefer, Hovenbitzer oder Linden gehabt?
    Halt, stopp! Die Herrschaften waren gute 10 bis 25 Jahre jünger als Tante Carmen!
    Ja und? Arthur nahm einen Zettel, schrieb ein paar Geburtsdaten auf und fing an zu rechnen. Zum Zeitpunkt, als ihr Sohn verschwand, war Carmen Kirchfeld 52 Jahre alt, Geschäftsmann Dornsiefer war 42, der erhängte Hovenbitzer 31 und Apotheker Linden 27.
    Also hatte Carmen vielleicht ein Techtelmechtel mit Dornsiefer, der Sohn war dagegen, weil er Angst um sein Erbe hatte, er wurde von Dornsiefer umgebracht und im Haus der Mutter versteckt, die da raufhin ein paar Tassen im Schrank verlor.
    Gut, das klang abwegig, aber überprüft werden sollte es trotzdem. Die Frage war, wer am ehesten von einer solchen Affäre gewusst haben könnte. Schwiegertochter Uschi. Da Arthur keine Lust hatte,

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