Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
Vom Netzwerk:
„Ich hab Carmen nicht als nymphoman in Erinnerung“, erklärte sie gespreizt und stand auf. „War’s das?“
    Schüller erhob sich ebenfalls, lächelte verkrampft und hielt Uschi die Hand hin. „Ja, vielen Dank, dass Sie geko mmen sind.“
    Als er Simone die Hand gab, drückte er sehr fest zu, während sich sein Blick wieder taxi erend in ihre Augen bohrte, als wolle er jeden ihrer Gedanken lesen. Das passte ihr aber gar nicht. Fünf Sekunden hielt sie stand, dann schaute sie zur Tür, zog ihre Hand aus seiner und ärgerte sich. Was wollte der Kerl von ihr?!
    Auf dem Weg vom Büro zum Auto bekam sie sich allmählich wieder unter Kontrolle. Der Typ war bei der Polizei, der musste sich so benehmen. Vorsichtig ließ sie sich hinter dem Steuer nieder, holte die Feuchttücher aus ihrer Handtasche, wischte gründlich ihre Hände ab und zündete sich erst einmal eine Zigarette an.
    „Na, das war doch gar nicht schlimm“, meinte sie zu Uschi, die auch gerade ihre Zigaretten aus der Tasche fischte.
    „Ich weiß nicht ... ich hab mich nicht wohl gefühlt.“
    Simone überlegte, womit sie Uschi auf andere Gedanken bringen konnte. „Ich hab eine Idee: wir fahren in die Stadt, und ich kaufe dir eine richtig schöne Bluse. Was hältst du davon?“
    Das er ste Lächeln von Uschi nach dem ,Verhör‘. „Prima Idee. Aber ich darf mir die Farbe alleine aussuchen, ja?“
     
                                                                        *
     
    Seltsames Gespann, die beiden Damen. Arthur stand eine Weile am Fenster, beide Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und ließ seine Blicke über das geschäftige Messe- und Bahngelände wandern, das an diesem sonnigen Frühlingsnachmittags definitiv einen Hauch attraktiver aussah als an einem frostig-nebligen Wintermorgen.
    Aber zurück zum Fall . Uschi Gerber hatte doch garantiert einen Schaden. Klar, jeder Mensch wurde im Laufe seines Lebens irgendwie ,beschädigt‘. Und das nicht einmal unbedingt in der Kindheit, nein, man hatte auch später noch ausreichend Zeit, sich schwere, seelische Verletzungen zuzuziehen.
    So wie Clemens und seine Mutter. Was war damals nur geschehen? Und die vielleic ht noch wichtigere Frage: Wie viel hatte die junge Claudia Schmitz von all den Dingen mitbekommen? Hatte auch sie einen Schaden? Lag das am Ende gar in der Familie?
    Arthur nahm die Hände aus den Taschen und verschränkte die Arme vor der Brust. In gewi sser Weise hatte auch er einen Schaden. Kannte er überhaupt jemanden, der m,normal‘ war? Eher nicht.
    Sein Schulfreund Thomas zum Beispiel, der mit ihm in der Tanzgruppe war: er tanzte für sein Leben gern, kam zu jeder Probe, übte fleißig mit, verweigerte aber jeden Auftritt vor Publ ikum. Stattdessen verkroch er sich bei Aufführungen in eine Ecke und füllte sich mit Rotwein ab. Schweres Öffentlichkeitstrauma in der Kindheit?
    Oder Benno und Brigitte. Die beiden waren die reinsten Arbeitsmolche und verbrachten mehr Zeit mit der Spurensicherung als mit ihren jeweiligen Ehepartnern. Wären die beiden miteinander verheiratet gewesen, hätten sie sich ein nettes Zuhause in den Labors einrichten können.
    Arthur setzte sich an den Schreibtisch und überflog seine Notizen. Aus Simone Kamp wu rde er am wenigsten schlau. Welche Rolle spielte die Frau in dem ganzen Drama? Auf keinen Fall war sie die dumm-dreiste Blondine, für die man sie auf den ersten Blick halten konnte (und sollte?).
    Und wie verhielt es sich mit ihren Aussagen über die angebliche Affäre Kirc hfeld/Dornsiefer? Durfte man ihr das glauben? Nein, das musste man nachprüfen. Bei Dornsiefer persönlich. Der hatte sich ja beim letzten Gespräch als lupenreiner Boss und Choleriker geoutet (ein Klaus Kinski der Baustoffbranche), was gut war, denn Choleriker hatten die Tendenz, sich irgendwann vor lauter Unbeherrschtheit selbst in die Pfanne zu hauen.
    Also dann, auf zu Dornsiefer. Oder halt, der Mann war doch sicher noch in seiner Firma, wie also wäre es, erst seine Ehefrau ein wenig auszuquetschen? Arthur suchte sich die private A dresse heraus und machte sich auf den Weg. Die Dornsiefers bewohnten ein ansehnliches Einfamilienhaus, dunkelbrauner Backstein, strahlendweiße Fensterrahmen, eine ebensolche Eingangstür mit Butzenscheiben, großer Garten rundum, in guter, ruhiger Lage. Trotzdem umgeben von einem fast zwei Meter hohen, weiß lackierten Eisenzaun.
    Als Arthur an der zwischen zwei

Weitere Kostenlose Bücher