Im Keller
,Seltsamkeit‘ dankbar, denn sie untermauerte seine Theorie, dass Kirchfeld keines natürlichen Todes gestorben war.
Kurz darauf war er unterwegs durch einen milden Frühlingstag. Die Sonne schien, die Bäume blühten, und in der Stadt hatte der Berufsverkehr gerade nachgelassen. Gegen halb elf stellte er den Wagen vor dem Fachwerkhaus ab. Die grünen Fensterläden, die Sprossenfenster, die Eingangstür aus Holz, alles stark renovierungsbedürftig. Alle Fenster waren geöffnet, und Arthur meinte, sogar vor dem Haus einen muffigen, einen geradezu modrigen Geruch wahrnehmen zu können.
Und so war er schon vorbereitet auf die eigentliche Geruchsbelästigung, die im Flur über ihn hereinbrach, wo er gleich einen von einem Kollegen bereitgehaltenen Overall überstreifen musste. Während er nach oben stieg, liefen ihm noch mehr Kollegen von der Kriminaltechnik über den Weg. Das war ja das reinste Großaufgebot hier!
Benno und Brigitte fand er in Carmen Elisabeths Schlafzimmer, in dem gerade wieder fotografiert wurde.
„Hallo.“ Arthur schaute sich um. „Kommt’s mir nur so vor, oder ist es hier leerer geworden?“
Benno hatte einen Stapel Zeitungen in der Hand, mit dem er sich durch einen Gang im Müll zum Fenster hinarbeitete und dort die Zeitungen nach draußen warf.
„Wir haben zwei Container hinter dem Haus aufstellen lassen, einen für Papier und einen für and eres Zeug. Das bringt nichts, wenn wir den Müll hier ständig umschichten.“
„Toll, da wird sich Frau Schmitz aber freuen“ , stellte Arthur fest.
„Wer?“
„Die Frau, die das Haus und den Müll geerbt hat.“
Brigitte hörte auf, in den Schubladen einer uralten Kommode herumzuwühlen, die am Vortag noch unter Zeitungsstapeln verborgen gewesen war. „Jetzt wird mir klar, wer den mumifizie rten Kirchfeld hier versteckt hat: diese Frau Schmitz! Die dachte sich, wenn hier eine Leiche gefunden wird, räumt die Polizei das ganze Haus kostenlos auf!“
„Interessante Hypothese. Ich werde das überprüfen“ , behauptete Arthur und kam auf Bennos Anruf zu sprechen. „Was habt ihr denn Schönes gefunden?“
„Als ich heute Morgen hier reinkam, hab ich sofort gemerkt, dass irgendwas anders war: eine Kommodenschublade stand ein bisschen auf, die Bettdecke war ganz zurückgeschlagen statt zur Hälfte, und unter dem Bett guckten ein paar Sachen raus, die gestern nicht zu sehen waren.“ Benno kratzte sich in den grauen Haaren unter der Kapuze seines Overalls. „Ich war mir aber nicht sicher, also hab ich mir die Fotos von gestern angeguckt - und ich hatte recht.“
„Willst du damit sagen, jemand war heute Nacht im Haus?“
„Adriano, schon so fit im Kopf am frühen Morgen? Ich hab sofort alle Fenster unter die Lupe genommen, vor allem die nach hinten raus, und alle sahen heil aus, aber das da“, er zeigte nach links, „das war nur angelehnt. Wurde vermutlich gestern Abend nicht richtig zugemacht.“
„Scheiße! So was darf nicht passieren!“ , schimpfte Arthur. „Und wir wissen nicht, ob was fehlt?“
„Natürlich nicht. Aber wir haben auf der Wiese unter dem Fenster Abdrücke einer Leiter g efunden.“
„Das hilft uns ja ungemein weiter. Das Haus wird ab sofort nachts observiert.“
„Wenn du meinst, dass das noch was bringt“, mischte sich Brigitte ein. „Wahrscheinlich war das nur ein Kleinkrimineller, der dachte, hier läge noch Geld rum.“
„Ja, aber vielleicht wollte auch jemand Beweismaterial beseitigen!“ , fauchte Arthur.
„Ok, aber ich glaube nicht, dass jemand was gefunden hat - nicht in dem Chaos!“
„Es sei denn, dieser Jemand wusste genau, wo er suchen muss!“
„Warum ist dann dieser Jemand nicht schon ins Haus eingebrochen, als noch keine Polizei vor Ort war?“ Brigitte guckte provozierend.
„Vermutlich wusste er da noch nicht, dass hier eine Leiche versteckt ist!“, gab Arthur genervt zurück. „Kann es sein, Brigitte, dass du das Fenster offen gelassen hast?!“
Nun ging Benno dazwischen. „Meine Damen und Herren, jetzt reicht´s aber! Kleopatra ist völlig unschuldig! Hier, ich zeig dir mal, was wir noch so gefunden haben.“
Benno führte Arthur zu einem flachen Pappkarton auf einem Regalboden in einem inzwischen leer geräumten Kleiderschrank, dessen Türen offen standen. Im Karton lagen ein gutes Dutzend Din-A5-Blätter, zerknittert, als seien sie zuvor gefaltet gewesen.
Benno nahm den Karton heraus. „Die Zettel haben wir in allen Räumen gefunden , klein zusammengefaltet und in
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