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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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Steinpfosten befindlichen Eisentür klingelte, schoss mit au fgeregtem Bellen ein gewaltiger Schäferhund hinterm Haus hervor. Ein paar Meter vom Tor entfernt blieb er kläffend und auf der Stelle tänzelnd stehen, denn länger war seine Kette nicht.
    Dann hörte Arthur links von sich eine Stimme aus der Sprechanlage im Pfosten.
    „Hallo? Wer da?“ Mit irgendwie asiatischem Akzent.
    Arthur näherte seinen Mund ein paar Schlitzen und sprach hinein: „Hier ist Kommissar Schü ller von der Kriminalpolizei. Könnte ich kurz mit Frau Dornsiefer reden?“
    „Ja, ich bin. Was Sie wolle?“
    „Kann ich bitte reinkommen?“
    „Ich wisse nicht ... wie war Name und Nummer?“
    Arthur buchstabierte seinen Namen und gab der Frau nach mehrmaligem, beiderseitigem Nachfragen seine Dienstausweisnummer durch.
    Fünf Minuten später stand er vor der gleißend weißen Eingangstür des Hauses, keine drei M eter entfernt vom zähnefletschenden Hund, der an der Kette zerrte. Endlich wurde die Tür von einer mittelgroßen, schlanken Asiatin aufgemacht, die altersmäßig in den späten Vierzigern anzusiedeln war, und die ihr von weißen Strähnen durchzogenes, schwarzes Haar am Hinterkopf zu einem Knoten zusammengeschlungen hatte. Sie trug ein schwarz-geblümtes, enges, knielanges Kleid.
    „Guten Tag, Herr Kommissar“ , begrüßte sie ihn förmlich, nickte leicht und sparsam lächelnd mit dem Kopf, reichte ihm die Hand und führte ihn in ein Wohnzimmer, das alles andere als asiatisch eingerichtet war, sondern von guter, alter Eiche beherrscht wurde.
    Arthur ahnte, dass Dornsiefer seinen Geschmack auch in jedem anderen Bereich seines L ebens und seiner Ehe durchgesetzt hatte. Seine Frau bot ihm einen Platz auf einem der drei zum Hufeisen gestellten Sofas an. Heller Untergrund, großblumiges Muster.
    „Was ich könne für Sie tun?“ , fragte sie, als sie auf einem anderen Sofa saß, kerzengerade, die schlanken Hände mit den perlmuttfarben lackierten Fingernägeln brav auf den Oberschenkeln verschränkt.
    „Ich ermittle gerade in einem Mordfall, der vor 24 Jahren passierte, und Ihr Mann kannte das Opfer“ , erläuterte Arthur, lehnte sich nach hinten an und legte einen Arm auf die Sofalehne. „Deshalb wollte ich ihm ein paar Fragen stellen. Aber vielleicht können Sie mir auch weiterhelfen. Seit wann sind Sie mit Herrn Dornsiefer verheiratet?“
    „Ist jetzt 15 Jahr her ... hatte gerade Hochzeitstag.“
    Arthur war ein wenig enttäuscht. Anscheinend hatte er hier Dornsiefers zweite Frau vor sich sitzen. Sie würde seine Fragen zu Clemens Kirchfeld wohl kaum beantworten können.
    „Frau Dornsiefer, wissen Sie etwas über die erste Ehe Ihres Mannes?“
    „Sie meine erst Frau? Und Sohn?“ Ihr weiches Gesicht wurde ein wenig strenger, ihre pechschwarzen Mandelaugen guckten an Arthur vorbei. „Erst Frau hat betroge Martin, der hat gemacht Test, ob er is Vater von Sohn. War nicht seine Sohn ... hat Frau und Sohn aus Haus gesmisse. Ich kann verstehe.“
    Ihr Blick kehrte zu Arthur zurück, als oben im ersten Stock etwas zu Boden po lterte.
    „Ist noch jemand im Haus?“ , wollte er wissen und deutete mit dem Finger nach oben.
    „Ach, is unser Tochter, in sein Zimmer.“
    „Frau Dornsiefer, was ich Sie noch fragen wollte, ich -“
    Dreimaliges Hämmern gegen eine Tür oben, dann eine hohe, entfernte Stimme: „Hallo, ist da unten jemand?“
    Plötzlich hatte die Frau ihm gegenüber einen Anflug von Angst in den Augen. Arthur war irritiert. Er stand auf, um in die Diele zu gehen, als er zwei Dinge fast gleichzeitig wahrnahm: er hörte, wie jemand zur Haustür hereinkam, und von oben hörte er wieder ein Gegen-die-Tür-Hämmern und einen deutlichen „Hilfe“-Ruf.
    Eben wollte er aus dem Zimmer laufen, als er in der Wohnzimmertür fast mit Martin Dornsi efer und seinem entarteten Muttermal zusammengestoßen wäre. Der Mann, einen halben Kopf größer und um einiges breiter und schwerer als Arthur, blieb im Türrahmen stehen, und sein Gesicht lief rot an, während er blaffte: „Was haben Sie hier zu suchen?!“
    „Ich musste Ihrer Frau ein paar Fragen stellen.“ Arthur blieb ruhig.
    „Unsinn! Das ist Hausfriedensbruch! Verschwinden Sie! Sofort!“
    „Aber natürlich. Würden Sie mich bitte vorbei lassen?“ Arthur sah dem Mann fest in die A ugen, und der starrte angriffslustig zurück - bevor er dann doch einen Schritt beiseite trat.
    Arthur drängte sich an ihm vorbei und tat so, als wolle er zur Haustür gehen, doch auf

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