Im Keller
ungläubig den Kopf und holte einen Messlöffel aus der Dose, mit dem sie Ka ffeepulver in die Maschine gab. „Die war schon ganz schön durchgeknallt.“
„Nun ja, ich kann mir vorstellen, dass es eine Mutter fertig macht, nicht zu wissen, wo ihr Sohn ist“ , stellte Arthur fest.
Hätte Uschi einfach einen Kommentar abgegeben, wäre Arthur nichts aufgefallen. Aber sie schwieg ausgiebig, und so seltsam es klingen mochte, etwas an diesem Schweigen machte Arthur misstrauisch. „Gab es noch einen anderen Grund, warum Ihre Schwiegermutter mit den Ja hren so eigen wurde?“
„Keine Ahnung “, brummte Uschi, immer noch mit dem Rücken zu ihm.
„Frau Gerber, würden Sie mir den Gefallen tun und sich für zwei Minuten zu mir setzen?“
Sie schaltete die Kaffeemaschine ein, holte in aller Seelenruhe zwei Tassen mit Unterteller aus einem Küchenschrank, dann endlich wandte sie sich um. Trotz im Gesicht.
„Was wollen Sie eigentlich dauernd von mir?“
„Ich will wissen, was in dem Haus passiert ist! Ich will wissen, wie Ihr Mann zu Tode gekommen ist! Und ich will verdammt noch mal wissen, ob Sie drei Kinder geboren und sie dann im Keller von Frau Kirchfeld umgebracht haben!“ Ja, die Frau regte ihn auf, aber psychologisch geschickt war das gerade nicht gewesen.
Uschi starrte ihn erschrocken an, Tränen traten in ihre Augen, sie hastete zum Fenster mit den geblümten Vorhängen, wo neben einem Aschenbecher eine Zigarettenschachtel lag. Mit zit trigen Fingern zündete sie sich eine an, inhalierte tief und gierig, blies den Rauch nach oben und sagte immer noch nichts.
Aber sie bekam ihre Tränen unter Kontrolle und murmelte schließlich mit belegter Stimme: „Können Sie jetzt gehen?“
„Selbstverständlich.“ Arthur erhob sich. „Würden Sie mir denn eine DNA-Probe von sich mitgeben?“
„Nein!“ , fauchte Uschi und stampfte mit einem Fuß auf. Angst in den Augen. Angst und Verzweiflung. Da hatte er ja anscheinend mitten ins Schwarze getroffen!
Als Arthur im Wagen saß, fuhr er nicht gleich los. Was würden die Damen Gerber und Kamp jetzt wohl unternehmen? Was hätte er darum gegeben, ihr nächstes Gespräch belauschen zu können! Vielleicht sollte er sie observieren lassen. Gute Idee.
Erneut rief er im Präsidium an und veranlasste die Überwachung sowohl von Uschi Gerber als auch von Simone Kamp. Dann wartete er, bis die Kollegen vor Ort waren, und zwischendurch tauchte prompt die Kamp auf, perfekt geschminkt, in enger Hose und noch engerer Bluse und ganz leicht hinkend, was ihm bisher gar nicht aufgefallen war. Natürlich sah sie ihn im Auto sitzen, warf ihm einen giftigen Blick zu und verschwand in Uschis Haus.
Sollte er noch einmal nach oben gehen, um mit den beiden zu reden? Nein, das war vert ane Zeit - sie würden ihm nichts erzählen, und er könnte glatt in Lebensgefahr geraten, wenn Simone den Drang verspürte, ihre unbedarfte Freundin wie eine Furie zu beschützen.
So kam er wieder auf die Frage, was diese beiden so unterschiedlichen Frauen eigentlich zu Freundinnen machte. Und warum hatte sich auch Simone Kamp dermaßen in der Pflege der alten Carmen Elisabeth engagiert? Waren die drei vielleicht irgendwie verwandt? Oder ve rband die drei Frauen ein Geheimnis?
Arthur wies die Kollegen von der Überwachung kurz ein, rief noch einmal Benno an und frag te nach, was er in der ,Kammer des Schreckens‘ entdeckt hatte.
„Keine Leichen, keine prähistorischen Monster, aber immerhin einen Schatz, unterm Bett versteckt!“ , tat Benno kund. „Und zwar in Form zweier Sparbücher, von denen sich zumindest eins vor der physischen Auflösung befand. Das eine mit 17.385,- DM, das andere mit 4.640,- Euro. Vielleicht hat unser Einbrecher danach gesucht.“
„Möglich. Was gab’s noch?“
„Ein paar Schmuckstücke, ein Bündel Briefe, eine Art Tagebuch, eine Mappe mit diversen Schriftstücken und ein kleines Holzkästchen mit Zeug drin, vielleicht Erinnerungsstücke oder so. Sobald wir Spuren abgenommen haben, leg ich es dir auf den Schreibtisch.“
„Danke.“ Aber heute sicher nicht mehr. Arthur fuhr zum nächsten Supermarkt, um ein paar Kleinigkeiten einzukaufen, und dann nach Hause, wo er sich ein Stündchen aufs Bett legte und bei leiser Musik über den Fall nachgrübelte.
Kurz nach 19 Uhr machte er sich Rührei auf Toast und aß zum Nachtisch ein paar Schokoladenplätzchen. Hauptsache das Essen war geruchsneutral, denn er bekam ja noch wichtigen Besuch.
Anschließend brachte er die
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