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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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deutliche Gefühl, dass Claudia gar nicht daran dachte, an diesem Abend auch nur ein Wort über den Status ihrer Bezi ehung zu verlieren. Stattdessen praktizierten sie die Beziehung in Arthurs Schlafzimmer.
     
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    Claudia gähnte. Gott, war sie müde! So müde, dass sie am liebsten liegen geblieben wäre. Aber sie würde ihre Kinder nicht über Nacht allein zu Hause lassen, das hatte sie noch nie getan! Wenn sie Nachtdienst hatte, schliefen die Kinder gerne mal bei Oma und Opa. Claudia setzte sich im Bett auf. Oder war es an der Zeit, ein paar Dinge zu ändern?
    Als sie die dünne Decke zurückschlug, hatte sie freien Blick auf ihre Füße . Ja, das war auch so eine Sache. Daniel, ihr erster richtiger Freund - 17 war sie damals -, hatte einmal beiläufig verlauten lassen, sie habe hässliche Füße. Seither versteckte sie ihre Füße vor der Öffentlichkeit, wo es nur ging. Wie konnte man sich so verunsichern lassen?! Warum hatte man in dem Alter so ein winziges, zerbrechliches Selbstbewusstsein?!
    Von schräg hinter ihr war Arthurs schläfrige Stimme zu hören.
    „Musst du schon weg?“
    Claudia seufzte. „Ja, in ein paar Minuten. Sag mal, findest du meine Füße hässlich?“
    „Was is los?“, brummte der erschöpfte Mann, richtete sich ebenfalls auf und begutachtete ihre Füße. „Wer hat dir denn das erzählt? Deine Füße sind hübsch, etwas groß, aber hübsch.“
    „Sonst noch was zu bemängeln?“
    „Lass mich mal nachdenken ...“
    Claudia wandte sich um, sah in seine Augen, die ihr immer wieder den Atem nahmen, und boxte ihn gegen den Arm. „Sag jetzt nichts Falsches, sonst zähle ich mal deine Makel auf.“
    „So was hab ich nicht.“
    „Nein? Ich fange mal oben an, bei deinen Zähnen, dann kommt dein wildes Brusthaar, das -“
    „Moment mal, das ist kein Makel, das ist männlich!“ , fiel ihr Arthur ins Wort und lächelte auf seine eigene, merkwürdige Art. Wie mochte das aussehen, wenn sein Gebiss in Ordnung war (falls er es überhaupt machen ließ!)? „Ich werde mir kein einziges Härchen auszupfen. Reden wir über was anderes. Ist deine Haarfarbe echt?“
    „Aus welchem Zoo bist du denn ausgebrochen?! So was fragt man eine Frau frühestens nach ... ein Jahr nach der Hochzeit!“
    „Ich dachte immer, nach ein paar gemeinsamen Nächten könnte man sich alles fragen!“
    „Und ich finde, ein paar Geheimnisse darf man voreinander haben!“
    „Denk dran, ich bin bei der Polizei - ich kriege alles raus!“
    „Glaub ich nicht! Aber ich muss jetzt wirklich los.“ Claudia stieg aus dem Bett, zog sich an und fuhr nach Hause, wo ihre fast erwachsenen Kinder längst in ihren Betten lagen und schliefen.
     
     
     
     
     
     

Kapitel  6
     
    Mittwoch, 21. April
    Als Arthur am nächsten Morgen in bester Stimmung sein Büro betrat, sah er als erstes den Zettel auf seinem Schreibtisch liegen: eine gewisse Simone Kamp hatte gestern am frühen Abend angerufen, um sich über die Methoden eines gewissen Kommissars Arthur Schüller zu beschweren. Mit Genuss riss Arthur den Zettel in kleinste Schnipsel.
    Außerdem stand ein Karton auf dem Tisch, aus dem es modrig herausroch: vermutlich Fundstücke aus dem schimmligen Kohlenkeller.
    Zuoberst lag ein Kästchen im antiken Schatztruhen-Look aus dunklem Holz mit messingart igen Metallbeschlägen. Darin ein Sammelsurium aus Stiften, verschiedensten Kreuzen, kleinen Figürchen (von Buddha bis Asterix!), fremdländischen Münzen, Backenzähnen, Porzellankätzchen, Jade-Elefäntchen, Onyx-Eidechsen, goldfarbenen, winzigen Drachen. Das meiste sah nicht wertvoll aus, sondern wie aus dem Kaugummiautomaten gezogen.
    Neben dem Holzkästchen lagen ein Kaleidoskop, eine asiatische Metallfigur mit vielen A rmen, eine große Muschel, ein hübscher antiker Rahmen mit Jesusbild darin sowie drei eigenwillig gestaltete Metallkerzenständer. Das alles irritierte Arthur ein wenig. Wieso hob ein Clemens Kirchfeld Jesusbilder und Buddhafiguren auf?
    Arthur ließ sich von einer Praktikantin, die herausgefunden hatte, dass er Single war, und sich sehr um ihn bemühte, einen frischen Kaffee bringen, flirtete drei Minuten mit ihr und widm ete sich wieder der Erkundung des Kartons.
    Er zog einen gelblichen, fleckigen Papphefter heraus, in dem Zeugnisse von Carmen Kirc hfeld abgelegt waren und Geburtsurkunden, Urkunden sportlicher Aktivitäten

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