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Im Keller

Im Keller

Titel: Im Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Lempke
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Wohnung auf Vordermann, genehmigte sich ein Bad (diesmal schweiften seine Gedanken eher ab zu Claudia als zur Gerber und Co.) und danach kam das Wichtigste überhaupt: das Zähneputzen. Das Schrubben tat weh und zwar (oder bildete er sich das ein?) noch mehr, seit diese Zahnärztin in seinem Mund herumgefuhrwerkt hatte!
    Da bis zu Claudias Eintreffen noch eine Menge Zeit blieb, setzte er sich an den PC, las ein paar Seiten über Magenprobleme durch, notierte sich dazu Fragen, die er Claudia stellen könnte, und lutschte ein Pfefferminzbonbon nach dem anderen, bis ihm schlecht war.
    Kurz vor halb elf klingelte es, er öffnete, und Claudia stand vor der Tür: die rotbraunen L ocken zusammengebunden, in den Augen ein müdes Lächeln.
    „Du siehst geschafft aus“ , begrüßte er sie.
    „Stimmt, bin ich.“ Sie kam herein, stellte die Tasche ab und zog die Jacke aus, unter der ein ei nfaches, weißes T-Shirt zum Vorschein kam.
    „Weißt du was? Ich mache dir einen Kaffee, und dann erzähle ich dir was. Danach geht’s dir garantiert besser.“
    „Ach ja?“, zweifelte Claudia, ging vor ihm in die Küche und setzte sich an den winzigen Tisch.
    Arthur schaltete die Kaffeemaschine ein und setzte sich zu Claudia, die ihm lange in die A ugen schaute. Die Müdigkeit verschwand zusehends.
    „Was gibt’s denn für tolle Neuigkeiten? Willst du mich nun doch heiraten?“ Ein spöttisches Lächeln um ihren Mund.
    „Nein, jetzt noch nicht. Wir haben in Tante Carmens ,Kabäuschen‘ zwei Sparbücher gefunden, die als einziger Erbin dann wohl dir gehören.“
    „Wie viel ist drauf? 4,28 Euro?“
    Das klang aber leicht verbittert. „Nein, es sind zusammen um die 13.000,- Euro.“
    Claudia dachte einen Moment nach. „Ja, ganz nett, aber das reicht doch nicht mal aus, um das Haus von innen zu renovieren.“
    „Du willst wirklich da rein ziehen? Ich weiß, du als Krankenschwester usw., aber was würden deine Kinder sagen, wenn sie von den ganzen Leichen erfahren?“
    „Du hast Recht, ich sollte die Bruchbude einfach verkaufen.“
    Der Kaffee war fertig, Arthur nahm sich auch eine Tasse und wechselte rigoros das Thema. „Wie war’s denn heute bei der Arbeit?“
    „Wie immer: Stress, Ärger, Krankheit, Tod ... ja, so kann man das zusammenfassen.“ Claudia nickte und sah in die Ferne. „Und mal wieder die Erfahrung, dass es Schlimmeres gibt als den Tod.“
    „Ja, ich weiß: es gibt die Hölle vor dem Sterben.“
    „Richtig, aber an die Hölle danach glaubst du nicht? Auch nicht an einen Himmel?“
    „Nicht wirklich.“
    „Aber was denkst du denn, warum du auf der Welt bist?“
    Arthur prostete ihr mit der Kaffeetasse zu. „Du willst mit mir über den Sinn des Lebens diskutieren?“
    „Warum nicht?“
    Weil ihm das um die Uhrzeit zu anstrengend war! Sollte er ihr das sagen oder schadete das seinem Image als ernsthafter, intelligenter Mensch? Arthur stellte die Tasse ab, faltete die Hände und schaute sinnend die Küchenuhr an, die mit schwarzen, schnörkellosen Zeigern die gnadenlos verstreichende Zeit anzeigte. Vielleicht sollte er sich einfach allgemein fassen.
    „Der Katholik zum Beispiel würde sagen, du bist hier, um Gutes zu tun, anderen zu helfen und weise zu werden, dann kommst du in den Himmel. Der Biologe sagt, du bist hier, um dich fortzupflanzen. Punkt, E nde.“
    „Wär ja möglich, ist aber auch nicht wirklich nett. Aber was glaubst du denn nun?“
    Arthur lehnte sich auf dem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und dachte noch einmal nach. „Du wirst mich sicher für unromantisch halten oder phantasielos oder beides, aber ich glaube, es ist reiner Zufall, dass ich hier bin, und es hat nichts Besonderes zu bedeuten. Und an was glaubst du?“
    „An die Wiedergeburt. Das hat so was Tröstliches, das ist nicht so endgültig .“ Claudia lächelte verträumt. „Vielleicht sind wir uns ja schon mal über den Weg gelaufen.“
    Arthur nahm die Arme auseinander, fingerte an seiner Tasse herum und ließ sich auf die Idee ein. „Das war wahrscheinlich Anfang des letzten Jahrhunderts. Ich war die Frau und du der Mann, und du bist mir fremdgegangen. Also hab ich dich vergiftet, und jetzt muss ich als Kommissar mit kaputten Zähnen hässliche Mordfälle au fklären.“
    „Ja, klingt doch völlig logisch.“
    Wie auf ein Zeichen hin hoben sie gleichzeitig ihre Kaffeetassen und tranken sie leer, während sich ihre Blicke über den Rändern der Tassen hinweg trafen und nicht mehr losließen.
    Arthur hatte das

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