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Im Kerker der schönen Justine

Im Kerker der schönen Justine

Titel: Im Kerker der schönen Justine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich eine passende Antwort zu überbelegen, denn wir hatten das Ziel erreicht, und ab jetzt war es vorbei mit lustig.
    »Es ist eine männliche Leiche«, erklärte der Chief.
    »Wurde der Tote dort gefunden?« Suko deutete den Hügel hinauf.
    »Ja, genau da.«
    »Aber er ist noch nicht identifiziert worden?«
    Tanner warf Suko einen bösen Blick zu. »Nein, hier kannte ihn niemand.«
    »Wäre ja möglich gewesen.«
    Tanner gab einem seiner Mitarbeiter einen Wink. Der Mann bückte sich und zog die Plane zur Seite. Suko und ich schauten von zwei verschiedenen Seiten aus zu.
    Im ersten Moment glaubten wir beide, einen völlig nackten Mann vor uns zu sehen. Das war ein Irrtum, denn er trug noch eine kurze schmutzige Unterhose.
    Dunkle ungepflegte Haare. Ein bärtiges Gesicht, und was von der Haut zu erkennen war, das war sehr bleich. Eben üblich für einen Toten, von dem niemand wusste, wie lange er bereits auf der Müllkippe gelegen hatte.
    Auf beiden Oberschenkeln schimmerten bläuliche Tätowierungen. Auf dem rechten war ein Löwenkopf zu sehen, auf dem linken Oberschenkel der eines Tigers.
    Tanner ließ uns in Ruhe suchen, und genau das hatte seinen Grund. Er war ebenso Polizist wie wir, und wenn ein Mensch gewaltsam ums Leben gekommen war, dann hielten wir automatisch nach irgendwelchen Wunden Ausschau. Da dachte man an Einschusslöcher oder an die klaffenden Schnitte, die Messerstiche hinterlassen hatten.
    Von beiden war nichts zu sehen.
    Ich fragte meinen Freund Tanner. »Kann man ihn mal auf den Bauch drehen?«
    Der Chief nickte. »Könnte man, aber es hat keinen Sinn.« Er nahm seine Zigarrenhälfte aus den Lippen und schleuderte sie weit in den Müll hinein. »Ihr werdet nämlich keine Wunde finden. Weder von einer Kugel noch von einem Messerstich. Das ist nun mal so. Damit musste ich mich abfinden, und ihr werdet das jetzt auch müssen.«
    »Und woran ist er dann gestorben?«, fragte Suko. »Ich denke doch, dass du Bescheid weißt.«
    Tanner schaute uns etwas länger an als gewöhnlich. »Warum habe ich euch wohl kommen lassen?«
    »Du wirst es uns sagen.«
    »Und ob.« Tanner zog die Brauen zusammen. Danach drehte er den Kopf und blickte auf die Leiche. »Er ist blutleer, Freunde. Ja, es fließt kein Tropfen Blut in seinen Adern. So ist das. Und deshalb steht ihr hier und schaut dumm aus der Wäsche.«
    So hätte ich das zwar nicht ausgedrückt, aber ich kannte Tanner und bewegte ebenfalls meine Augenbrauen. Diesmal allerdings nach oben hin, während Suko einfach nur dastand und nachdachte.
    »Du gehst von einem Vampir aus«, folgerte ich. »Oder?«
    »Sollte man meinen«, brummte Tanner.
    Mit ihm konnte man so reden. Er wusste genau, dass es Dinge gab, die es eigentlich nicht geben durfte. Er hatte nun mal das Pech, öfter in diese Regionen zu geraten.
    Suko meldete sich zu Wort. »Bei einem Vampir gibt es diese interessanten Bissstellen, nicht wahr?« Da wir ihm keine Antwort gaben, sprach er weiter. »Aber wir haben keine entdeckt. Zumindest nicht am Hals, wo sie praktisch hingehören.«
    Ich gab ihm Recht. Kam allerdings einer Lösung auch nicht näher. Diesen Weg beschritt wenig später unser Freund Tanner, als er uns näher an den Toten heranwinkte, ihn auf den Rücken drehte und seinen linken Arm anhob.
    »Schaut mal in die Ellbogenbeuge«, riet er. »Was ihr dort seht, wiederholt sich am rechten Arm.«
    Wir brauchten uns nicht mal tief zu bücken, um die beiden roten Punkte zu sehen, die sich in der Beuge abmalten. Man hätte sie für eine Hinterlassenschaft eines Vampirs halten können, aber das traf nicht zu. Das war es einfach nicht. Bevor ich einen Kommentar abgeben konnte, sprach Tanner es aus.
    »Ich denke, dass man unserem Mann hier das Blut abgesaugt hat. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.« Tanner grinste bissig.
    Ich hatte mich wieder aufgerichtet und ließ meinen Blick durch die nicht eben erquickliche Umgebung wandern. »Dass es hier passiert ist, davon muss man nicht ausgehen.«
    »So ist es. Jemand hat den Mann hierher geschafft. Der Arzt hat eine erste Untersuchung vorgenommen. Einen genauen Zeitpunkt des Todes kann er so nicht feststellen. Aber er geht davon aus, dass dieser Mann irgendwann in der vergangenen Nacht gestorben ist.«
    »Man wollte also Blut«, sagte ich.
    »So ist es.«
    »Warum? Wofür? Und wer steckt dahinter?«
    Tanner breitete die Arme aus. »Das herauszufinden sollte eigentlich eure Sache sein.«
    »Meinst du?«, fragte ich ihn.
    Er trat einen Schritt zurück.

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