Im Kern der Galaxis
abgebrochenen von Armlänge, der ihm geeignet erschien. Mit dem Schnappmesser schnitzte er ein Ende spitz zu. Mit diesem Behelfsspeer würde er zwar bestimmt nichts Größeres als vielleicht einen Hasen erlegen können, aber mit ihm in der Hand fühlte er sich wohler.
Als nächstes rief er Spock an und informierte ihn, was er vorhatte. Ola starrte mit großen Augen auf die offenbar körperlose Stimme in Kirks Hand.
Spock war vorsichtig. »Ich wünschte, Sie könnten sicher sein, daß Leutnant Uhura auch wirklich dort ist.«
»Ich bin so sicher, wie ich nur sein kann.«
»Leider haben Sie bloß das Wort dieser Eingeborenen.«
»Sehen Sie eine Alternative, Mr. Spock?«
»Nachdem Sie diesen Schacht gefunden haben, würde ich vorschlagen, Sie lassen einen Sicherungstrupp herunterbeamen, der die eigentliche Befreiung übernimmt.«
Kirk wußte, daß Spocks Überlegungen, wie immer, logisch waren. »Nein, ich habe Ola mein Wort gegeben. Da unsere Phaser nicht funktionieren, erreicht ein einzelner vielleicht mehr. Geben Sie mir genügend Zeit. Erst wenn Sie wirklich befürchten müssen, daß mir etwas zugestoßen ist, schicken Sie einen Sicherungstrupp.«
»Ich werde ihn persönlich führen.«
Kirk nickte, obgleich der andere es nicht sehen konnte. Spock gehörte zu jenen, die ihre Freundschaft auf pragmatische Weise bewiesen. »Ich weiß Ihre Sorge um mich zu schätzen, Mr. Spock. Bei einem bißchen Glück dürfte sie jedoch grundlos sein.« Er schaltete ab und wartete, bis Scotty meldete, daß er Kirks Position registriert hatte. Kirk dankte ihm und schob das Sprechgerät wieder in den Gürtel. Wenn dieser Schacht ein Teil dessen war, was er vermutete, würde der Kommunikator nicht mehr funktionieren, sobald er hinabstieg.
»Ich gehe jetzt«, sagte er zu Ola.
»Und ich?« fragte sie.
Kirk schüttelte den Kopf. Er wußte, wie tapfer es von ihr war, auch nur ans Mitkommen zu denken. »Das ist nicht nötig, Ola. Von hier aus finde ich meinen Weg allein.«
Tränen glänzten in ihren Augen. Aus ihrer Miene las er, daß sie nicht glaubte, ihn je wiederzusehen.
Er nahm ihre Hände in seine. »Ich möchte dir für alles danken, was du für mich getan hast, Ola. Ich kann nur hoffen, daß sich alles zum Besten für dich wendet.«
Sie versuchte zu lächeln. »Auch du hast mir geholfen, Captain Kirk. Du hast mir das Leben gerettet.«
»Das war nicht so schwierig, Ola.« Er tätschelte ihren pelzigen Kopf. »Was du für mich getan hast, erforderte viel mehr Mut.«
»Leb … Leb wohl, Captain Kirk.«
»Auf Wiedersehen, Ola.«
Er streckte einen Fuß in das Loch, fand die oberste Sprosse und stieg die Leiter hinunter. Der Schacht war breit genug, daß er nirgendwo anstieß, und der Abstand der Sprossen so, daß sein Fuß die nächste automatisch fand. Die Erbauer dieses Schachtes mußten demnach von Menschengröße sein. Schloß das Olas Spezies aus? Manchmal neigte die Evolution zu schnellen Veränderungen. Auf einer Welt wie Lyra, wo das Wetter unter genauer Kontrolle war, konnte ein Bau wie dieser Hunderttausende von Jahren erhalten bleiben.
Während er hinunterstieg, blickte Kirk wachsam nach unten. Der schwache Lichtschimmer, der ihm von oben aufgefallen war, wurde zunehmend größer und heller. Dem Flackern nach Fackellicht, schloß er. Unten angekommen stellte er fest, daß er sich nicht getäuscht hatte. Die Fackelflamme an der Betonwand züngelte hoch empor. Er schaute den Schacht hinauf. Ein kreisrunder Ausschnitt des Himmels war zu sehen, jedoch nicht die Sonne. Der Schacht hatte ihn zu einem Tunnel gebracht, dem er mit dem Speer in der Hand folgte, denn einen anderen Weg gab es nicht.
In Abständen von jeweils etwa zehn Meter hingen weitere Fackeln an der Wand, die den Tunnel beleuchteten. Kirk hielt Ausschau nach Seitentunnels, die ihn auf dem Rückweg in die Irre führen mochten, doch es schien keine zu geben. Der Boden fiel nun gleichmäßig schräg ab, während die Decke sich immer weiter entfernte, bis er sie schließlich nicht mehr sehen konnte. Er bemühte sich, leise zu gehen, um nicht vorzeitig auf sich aufmerksam zu machen. Hin und wieder blieb er stehen und lauschte nach möglichen Geräuschen voraus.
Kirk schätzte, daß er etwa einen Viertelkilometer weit gekommen war, als er zum erstenmal etwas hörte. Die Geräusche waren zunächst undeutbar. Vorsichtshalber schlich er nun auf Zehenspitzen. Die Fremden! Es mußten sie sein, denn wer sonst würde sich hier unten aufhalten?
Die Frage war:
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