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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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im fahlen Licht der Fackeln sahen, waren ein Mann, an eine Säule gelehnt, und zwei Tote.
»Du Hund scheinst besondere Fähigkeiten zu besitzen«, fluchte der Rotschopf beim Näherkommen.
»Ich hätte dich besser bei unserem ersten Kampf erschlagen, aber das Töten war ja damals leider nicht erlaubt.«
»Wenn ich mich recht erinnere, war ich es, der diesen Kampf gewonnen hat. Hätte ich dir anstelle der Parierstange die Klinge gegeben, müsste ich mich heute nicht mit einem solchen Dummkopf herumschlagen«, bekam der ehemalige Knappe des Ulrich von Lechtenberg zur Antwort. »Dein Herr hätte dich aus dem Stadttor hinausgeprügelt, wäre er noch am Leben, du Versager!«
Diese Provokation verfehlte ihre Wirkung nicht. Unbändiger Zorn stieg in dem ehemaligen Lechtenberger auf, und so stürzte er sich kopflos in den Kampf. Seine Männer wollten sich dieses Gefecht natürlich ansehen und machten Platz in großer Runde. Die Klingen der Kämpfer schlugen Funken beim ersten Kontakt, und fasziniert schauten die Umstehenden auf die Kontrahenten. Keiner von ihnen bemerkte, dass sich das Publikum um den einen oder anderen erweitert hatte.
Zu spät, als dass die Kerle noch irgendetwas zu ihrer Verteidigung hätten unternehmen können, rammten ihnen Dietrich, Karl und Sieki ihre Klingen in den Leib. Allein der Junker wirbelte mit seinem Streithammer um sich und erschlug gleich drei dieser Halunken. Sabella hatte auf der Kanzel eine gute Schussposition für ihren Bogen gefunden und streckte zwei der Kerle nieder.
Der Rotschopf war von der Schnelligkeit, mit der seine Truppe ausgelöscht wurde, völlig überrascht und kämpfte verbissen weiter gegen Cedric. »Ich werde dich töten, du Hund«, rief er und stürzte mit der Schwertspitze voran auf den jungen Ritter zu. Er hielt dabei sein Schwert wie eine Lanze und war sehr schnell in seinen Bewegungen.
Dietrich rief Cedric zu: »La Parade du Mestre – Die Fechtparade des Meisters!«
Cedric war vom Ungestüm der Angriffe etwas aus dem Konzept und besann sich nun wieder auf das Gelernte. Sein Ritter hatte ihm einige der wichtigsten Finten beigebracht, die man in Spanien an der Hoffechtschule erlernen konnte. Als Schwertführer hatte Dietrich dort den Zweikampf par excellence trainiert.
Als der rasende Rotschopf den nächsten Stich gegen seinen Leib führte, drehte Cedric rasch nach rechts ab, ließ die Klinge seiner Waffe nach unten gleiten, wechselte die Schwerthand auf links und kam so in den Rücken seines Gegners. Als dieser sich zu ihm umwandte, war es schon zu spät für ihn. Mit der Rückhand zog Cedric sein Schwert von unten diagonal nach oben und schnitt mit der gesamten Länge seiner Klinge tief in den Hals des Rotschopfs hinein. Mit Entsetzen im Gesicht und tödlich getroffen, sank er auf den Boden der Abtei, wo bereits seine Spießgesellen ihr Leben ausgehaucht hatten.
Sieki suchte gemeinsam mit Karl das Terrain ab.
»Hier ist alles ruhig. Wir haben sie alle erwischt!«, riefen sie vom anderen Ende des Gotteshauses.
»Möge diese Mörderbande der Teufel holen!«, brummte Karl, und Jörg meinte mit feinem Lächeln: »Hat er schon!«
Um vor weiteren unliebsamen Überraschungen sicher zu sein, verbarrikadierten sie das Eingangstor und entzündeten noch weiter Fackeln.
Der Kranke! -schoss es Cedric plötzlich durch den Kopf. Er rannte nach vorn in die Halle, wo er jenen zuletzt gesehen hatte. Nahe eines Beichtstuhles fand er ihn auf dem Boden liegend. Sie hatten ihm ein Schwert in die Brust gestoßen, wohl um ihn von seinen Leiden zu erlösen. Kerle dieser Art fackelten da nicht lange. Traurig um den Verlust seines Patienten, rutschte Cedric an einer der Steinsäulen hinunter und war den Tränen nahe.
»Du weißt nicht, ob Gott es so gewollt hat«, sprach Sabella zu ihm. »Vielleicht hat ihm das viel Schmerz und Leid erspart.«
»Ja, vielleicht, aber vielleicht hätte ich ihn auch geheilt, wer kann das jetzt noch sagen?«, klagte Cedric. Sabella legte ihre Hand auf den Kopf des Getöteten und sprach ein kleines Gebet.
Hinten in der Kapelle hatten sie einiges zusammengetragen und so ein Lager für die Nacht gerichtet. Der Junker übernahm die erste Wache, und die kleine Truppe legte sich bald zur Ruhe. Der vergangene Tag war angefüllt mit Ereignissen, die auch gut für eine Woche gereicht hätten. Unruhig und immer wieder hochschreckend schliefen sie den Schlaf der Gerechten. Sie hatten alles erreicht und auch die Hinterlist gieriger Kerle vom Schlage dieses Knappen besiegt.

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