Im Kettenhemd (German Edition)
Rosetten«, forderte Dietrich.
Gesagt, getan! Es konnte losgehen. Jörg stand hinten und Dietrich vorn. Jörg gab die Kommandos, und sie drehten die Rosetten nach seinem Gefühl für solche Dinge. Er wäre nicht der Junker mit seinem sprichwörtlichen Glück gewesen, wenn sie lange gebraucht hätten, um die richtige Kombination herauszufinden: Die schwere Grabdecke ließ sich plötzlich in die Richtung bewegen, die Dietrich vermutet hatte, und alle waren nun aufs Äußerste gespannt.
Die Fackeln in den Händen, schauten sie ins Innere und trauten ihren Augen nicht. Armand hatte ihnen einen gewaltigen Schatz hinterlassen, den Ritter Montbard hier persönlich bewacht hatte. Der Mann lag mit seinem Schwert in der Hand inmitten dieser Reichtümer. Sein Körper war durch seinen Kampfschild bedeckt, und auch seitlich lagen noch prächtige Waffen. Goldmünzen, Geschmeide, Edelsteine, Ketten, Ringe und vieles mehr leuchteten ihnen im Schein der Fackeln entgegen.
»Da bleibt für jeden genug. Keiner wird hier als armer Mann die Heimreise antreten«, sprach Dietrich zu seinen Mannen. Ihre Zukunft schien gesichert, und ihr Sold hatte sich in diesem Augenblick um ein Vielfaches erhöht.
»Herr im Himmel, da müssen wir wohl noch ein Packpferd kaufen!«, rief Karl, und alle nickten nur stumm vor Erstaunen.
»Erst werden wir wohl selbst Packpferde sein«, sprach Jörg. »Wir müssen ja dies alles zum Ausgang bringen.«
Dietrich hatte die Hoffnung, den Durchgang zur Abtei zu finden, aber noch nicht aufgegeben und versuchte es wieder mit Klopfen, in der Hoffnung, man würde sie irgendwo hören.
»Diese Treppe hier wäre doch völlig sinnlos, gäbe es nicht einen Weg, der dort weiterführt. Diese Wappen hier könnten das Geheimnis bergen.«
»Wir werden sie sauberreiben und schauen, ob sich da etwas bewegen lässt!«, rief Jörg.
Schnell war der Staub entfernt und die schöne Struktur der Wappen trat hervor. Eine einzige Fackel war ihnen noch geblieben, und so war Eile geboten. Schnell wie eine Katze sprang Sieki die Treppe hinauf und packte das linke der beiden Wappen. Er war ein starker und sehniger Mann, der zuzupacken gelernt hatte. Doch so sehr er sich auch anstrengte, es rührte sich nichts.
»Zusammen!«, rief Dietrich, und beide drückten und schoben nun aus Leibeskräften, der eine links, der andere rechts. Und wirklich, plötzlich tat sich etwas. Die ganze Wand ließ sich nun über ihre Mitte drehen. Fast lautlos öffnete sich der glatte, schwere Fels und gab langsam den Weg in die Kapelle der Abtei frei. Buchstäblich in letzter Minute, noch bevor die letzte Fackel erloschen war, hatten sie den fieberhaft gesuchten Durchgang gefunden.
22. Kapitel
Der letzte Kampf
Sprachlos vor Erstaunen blickten sie ins Innere der Abtei, als Dietrich blitzschnell seinen rechten Zeigefinger auf den Mund presste.
Fremde Stimmen drangen an sein Ohr, und er hob den Arm zur Warnung an alle. Ein paar Handzeichen genügten, und jeder wusste, was zu tun war. Schnell war die Fackel gelöscht, und Sieki glitt bäuchlings durch die Wandöffnung in die Kapelle. Zunächst konnte er niemanden entdecken, deshalb huschte er flink zum Altar hinüber.
Als sich seine Augen wieder an diese Umgebung gewöhnt hatten, erkannte er im Gegenlicht der weit geöffneten Eingangstür bewaffnete Männer. Die unterhielten sich auf Deutsch, und Sieki, der französische Seemann, konnte nicht alles verstehen. Er verstand aber genug, um sich seinen Reim auf die Sache machen zu können.
Als er weiter nach vorn gekrochen war, um besser in das Gebäudeschiff blicken zu können, traute er seinen Augen kaum: Cedric und Sabella hockten hier hinten am Boden und waren an eine der Steinsäulen gebunden.
Das mussten schnellstens die anderen erfahren! Lautlos glitt Sieki wieder durch die schmale Öffnung in die Krypta zurück.
»Was ist da drinnen los?«, bedrängten ihn sogleich die Männer.
»Sieht so aus, als würde ein Begrüßungskommando auf uns warten. Bewaffnete stehen vorn am Eingang der Abtei. Ich konnte »Schatz« und »Gold« verstehen. Es kommt aber noch besser«, sprach er und nahm Dietrich am Arm. »Sabella und Cedric sind offensichtlich von denen überrumpelt worden und deren Gefangene. Die haben sie als Geiseln gleich neben dem Altar an eine Säule gebunden. Sicher erwarten sie unsere Rückkehr und wollen uns dann am Grab oder hier erledigen, um an den Schatz zu kommen. Dann war die Katze an der alten Weide doch nicht schuld an den Geräuschen«, nickte Sieki
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