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Im Kettenhemd (German Edition)

Im Kettenhemd (German Edition)

Titel: Im Kettenhemd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Reitze
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Ritter«, gab sie ihm unverblümt zurück.

21. Kapitel
Der Schatz des Templers

    Der Tag war noch jung, als die kleine Schar zum Chateau aufbrach. Den steilen Pfad zum Vorwerk hatten die Pferde ohne sonderliche Mühe geschafft.
Hier, wo noch vor drei Tagen Tod und Teufel geherrscht hatten, erschien ihnen heute die Welt wieder im Gleichgewicht. Handel und Wandel überall, wo man hinschaute, und auch die Verletzten der Kämpfe waren in Obhut. Es erinnerte nur noch wenig an das Schlachtengetümmel der vergangenen Tage, und so gab es auch keine Hindernisse auf ihrem Weg zur alten Abtei.
Die Wachen salutierten vor den Feldzeichen der Ritter, und so gelangten sie ungehindert hinter die alte Abtei. Die kleine Gruppe hatte sich diesen schönen Flecken zum Abwarten ausgesucht. Gleich hier begann der kleine Friedhof der Anlage, wo einige aufrecht stehende Grabplatten sie fürs Erste ganz gut verbargen. Die Pferde fanden an einer der saftigen Wiesen sogleich bestes Futter und schnaubten vor Vergnügen.
Ihr Plan sah vor, den Schrecken der Pest unter den Mönchen und Verwundeten zu verbreiten und die Abtei deshalb räumen zu lassen.
Wie sie am Vortag bemerkt hatten, lagen etwas weiter hinten in der Abtei, gleich neben dem kleinen Altar, die Schwerstverletzten mit schrecklichen Wunden. Ein auf den Tod verwundeter Soldat sollte dazu etwas hergerichtet werden, um den Mönchen Pestflecken vorweisen zu können. Sieki wollte sich als Arzt ausgeben und den Umzug all dieser Männer ins nahe gelegene Waffenarsenal verlangen, bevor sich weitere Menschen anstecken könnten. Etwas frische Luft und ein sauberes Quartier würde den armen Teufeln überdies sicher guttun. Das Gebäude war viel größer und fast leer. Alles Gerät und die Waffen waren von den Engländern zur Verteidigung der Burganlage eingesetzt worden. In der oberen Etage gab es gar einen Holzfußboden, der sich für ein Krankenlager gut eignete. Auch der Brunnen im Hof würde den Mönchen das Wasserholen um einiges erleichtern.
Wären erst alle fort, könnte man ganz ungestört nach dem Schatz suchen. Alles Weitere sollte sich dann finden.
Der Wind strich über den kleinen Vorplatz der Abtei, wo Verletzte auf dem nackten Boden lagen. In seiner Erinnerung sah Dietrich den Verbandsplatz von Vernon, wo er den verletzten Jörg gefunden hatte. Der Padre, den Karl und Sieki bereits am Vortag gesprochen hatten, wollte gerade mit zwei Wasserbottichen zum Brunnen aufbrechen, als ihn der Junker und Sieki begrüßten. Mit Augenglas und in einen Talar gewandet, konnte man den guten Sieki durchaus für einen Gelehrten halten. Wie verabredet erkundigten sich die beiden bei dem Padre über das allgemeine Befinden seiner Schützlinge.
»Wir tun, was in unseren Kräften steht, Messieurs. Ihr seht ja selbst, wie es steht. Es fehlt an allem. Selbst warme Kleidung für die Nacht haben wir nicht genügend, und Verbandszeug ist auch fast nichts mehr da. Jeden Tag begraben wir wenigstens einen der armen Kerle. Hätten wir doch nur genügend zu essen, dann käme der eine oder andere sicher schneller wieder auf die Beine!«
Jörg zog ein kleines Säckchen hervor, hielt es dem verdutzten Padre direkt vor die Nase und sprach: »Dies schickt Euch der oberste Befehlshaber. Er lässt Euch danken für den aufopfernden und gottgefälligen Dienst am Nächsten, den Ihr hier leistet. Dankt auch allen anderen Brüdern in seinem Namen.«
Der Padre stellte seine Bottiche auf den Boden und schaute erstaunt auf den kleinen Lederbeutel, den der Junker ihm in die Hand gedrückt hatte. »Der Herr wird es euch vergelten«, sprach er, noch etwas ungläubig über die großzügige Spende eines Feldherren. Ähnliches hatte er noch nicht erlebt und freute sich zusammen mit seinen Brüdern: »Nun können wir alles beschaffen, was hier dringend gebraucht wird.«
Nun kam Siekis Auftritt, den der Junker als Hof-Medicus vorstellte. Sieki bot auch sogleich seine Dienste an und wollte die schwereren Fälle sehen. Einer der Mönche begleitete ihn zusammen mit dem Junker in die Halle der Abtei. Wie schon am Vortag gesehen, lagen die Männer hier dicht gedrängt und die Schwerverletzten weiter hinten. Beißender Geruch stieg ihnen in die Nase, je weiter sie gingen.
»Danke Bruder«, sagte Sieki zu dem noch recht jungen Mann in der Mönchskutte. »Ich schaue mich hier um und sehe, was man tun kann.«
Als der junge Mönch fort war, konnten sie sich nach einem geeigneten Kandidaten umschauen. Niemand sollte über Gebühr erschreckt

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