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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht befassen.«
    Ein Glas tauchte unter meiner
Nase auf, und ich griff automatisch danach. »Ein Gimlet «,
sagte Carl, »und ein Scotch für dich, Halbbruderherz.«
    »Danke«, sagte Don sauer und
nahm das Glas. »Wie kommt es nur, daß du so gut gelaunt bist?«
    »Das liegt an Mavis«, sagte
Carl. »Wer kann sie anschauen und deprimiert bleiben? Das Leben gehört den
Lebenden, Halbbruderherz. «
    »Du Unmensch!« sagte Don.
    Ich hörte es klicken, als die
Tür aufging, und blickte über die Schulter. Ein Mann marschierte ins Zimmer,
ein großer dürrer Mensch in grauem Anzug und dunkelgrauem Hut, der auf seinem
Kopf festgeklebt schien. Er schritt geradewegs zur Bar, dort blieb er stehen
und wandte sich langsam um, so daß er alle Insassen ansehen konnte.
    »Mein Name ist Frome«, erklärte
er barsch. »Leutnant Frome. Sie alle wissen, daß hier eine Frau ermordet wurde
— erdrosselt. Ich glaube nicht, daß es schwer sein wird, den Mörder dingfest zu
machen, aber es kann ein Weilchen dauern. Ich möchte jeden von Ihnen einzeln
verhören. Niemand wird ohne meine Erlaubnis dieses Zimmer verlassen. Einer
meiner Leute bleibt an der Tür stehen. Wenn Sie einen triftigen Grund zum Gehen
haben, dann sagen Sie es ihm, und er wird es mir melden.«
    Das kam mir echt albern vor,
denn früher oder später bekam ja jeder einen triftigen Grund, mal hinaus zu
müssen, wahrscheinlich früher — natürlich Mr. Limbo ausgenommen.
    Leutnant Frome sah Carl an.
»Ich nehme Sie zuerst dran, Mr. Ebhart, da Sie es waren, der den Mord
telefonisch gemeldet hat.«
    »Ganz wie Sie wünschen,
Leutnant«, sagte Carl gelassen. Er leerte sein Glas mit einem Schluck, dann hob
er Mr. Limbo von der Theke und klemmte ihn unter den Arm.
    Der Leutnant beobachtete das
verständnislos. »Wozu brauchen Sie denn diese Puppe?« fragte er.
    »Man braucht einen Holzkopf,
wenn man mit einem anderen Holzkopf reden will«, schnauzte Mr. Limbo. »Außerdem
möchte ich das Zimmer verlassen. Ich habe auch einen triftigen Grund. Wollen
Sie ihn hören? Ich muß raus, und zwar muß ich...«
    »Schon gut«, sagte Frome, und
sein Antlitz war rot wie ein Ziegelstein. »Kommen Sie!« Er wartete, bis Carl
und Mr. Limbo draußen waren, dann schlug er die Tür hinter sich zu.
    Es folgte eine Stille von etwa
einer halben Minute, dann knurrte Don: »Manchmal frage ich mich, ob man Carl in
seinem eigenen Interesse nicht in ein Privatsanatorium sperren sollte.«
    Gregory Payton beugte sich
eifrig vor, und hinter der Brille glitzerten seine Augen. »So schlimm ist es,
glaube ich, nicht«, sagte er. »Ich beobachte ihn, seit wir uns beim Dinner
kennengelernt haben. Er reagiert sehr empfindlich auf die Tatsache, daß ich
Psychiater bin. Haben Sie bemerkt, wie absichtlich verletzend er sich mir
gegenüber benahm?«
    »Das war aber Mr. Limbo«,
erinnerte ich ihn.
    »Äußerst interessant«, sagte
Gregory heiter.
    »Was?« sagte ich.
    »Ursache und Wirkung«, meinte
er. »Sehen Sie, Sie beginnen schon, Mr. Limbo als eine Person zu betrachten,
als ein menschliches Wesen. Nicht nur das, Sie sprechen von Carl und Mr. Limbo
als von zwei verschiedenen Leuten.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
fragte ihn Don kühl. »Daß Carl verrückt ist? Das habe ich ja gerade gesagt. Man
muß kein Psychiater sein, um das zu erkennen.«
    Payton schüttelte so heftig den
Kopf, daß ich gewettet hätte, ihm seien schon wieder ein paar Haare
ausgefallen. »Nein, nein«, widersprach er ernsthaft, »Sie sind völlig im
Irrtum. Von Wahnsinn kann keine Rede sein. Lediglich ein Mangel an
Persönlichkeit, verstehen Sie?«
    »Nein«, sagte Don. »Ich
verstehe nicht.«
    Gregory nahm die Brille ab und
polierte sie wütend mit dem Tüchlein aus der oberen Tasche. »Carl bedient sich
Mr. Limbos wie eines Krückstocks — eines geistigen Krückstocks, versteht sich.
Es ist Mr. Limbo, wie Ihnen sicherlich aufgefallen ist, der immer ungehobelt,
verächtlich, abfällig daherredet — niemals Carl selber. Die Puppe spricht die
wahren Gedanken ihres Herrn aus.«
    »Ich bleibe dabei, daß er
verrückt ist«, sagte Don abweisend. »Und Ihr ganzes Geschwätz ändert daran
nichts. Er behandelt die Puppe, als sei sie ein Mensch — und ich glaube, Carl
hält sie mittlerweile tatsächlich dafür.«
    Gregory schüttelte wieder den
Kopf, diesmal noch heftiger. »Nein, Sie mißverstehen mich ja absichtlich, Don.
Es ist...«
    »Wenn Sie so siebengescheit
sind«, fuhr Don ihn an. »Haben Sie dann auch schon herausbekommen, wer

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