Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
von einer Art Taschengeld leben mußten,
dürfte der Geldbedarf meiner Kinder überaus groß sein.
    Nicht weniger verzweifelt
dürfte die finanzielle Lage meiner Haushälterin und meines Anwalts sein...«
Fabians Stimme versagte einen Augenblick den Dienst, dann sprach er weiter:
»... da sie ja einen so besonderen und kostspieligen Geschmack besitzen, wie
ich wohl weiß. Ich frage mich, Fabian, wieviel von
dem Ihnen anvertrauten Geld meines Vermögens Sie bis jetzt veruntreut haben?
Edwina, ist eigentlich noch etwas von dem Silber im Haus?
    Don, wieviel Kredit hast du denn schon in Erwartung deiner Erbschaft aufgenommen? Carl, wie
viele von deinen verrückten Ideen benötigen dringend eine kräftige
Finanzspritze? Wanda, wieviel hast du in diesen
Jahren an Erpressungsgeldern gezahlt — und wieviel bist du im Augenblick schuldig?
    Ich bin sicher, daß ihr alle
dringend Geld braucht — und viel. Nach dieser ganzen Zeit habt ihr
wahrscheinlich vergessen, was ich in Wahrheit für euch alle empfand. Es fällt
mir schwer, diese meine Empfindungen in Worte zu kleiden. Verachtung wäre eines,
Belustigung ein anderes. Ich hatte mit meinen beiden Ehen kein Glück, und noch
weniger Glück hatte ich, was jene betrifft, die beiden Verbindungen
entsprossen.«
    Fabian schwieg einen
Augenblick, um sich die nächste Zigarette anzuzünden, und ich sah die Perlen,
die ihm auf die Stirn getreten waren.
    »Kommt da noch viel?« fragte
Wanda mit schriller Stimme. »Ich glaube nicht, daß ich’s noch lange aushalte.«
    »Nicht mehr viel«, antwortete
Fabian leise. »Darf ich jetzt zu Ende lesen?«
    »Natürlich!« schnauzte Don.
»Wenn ihr davon übel wird, braucht sie ja nicht zuzuhören.«
    Das einzige Geräusch rührte vom
raschelnden Papier; Fabian las dort weiter, wo er aufgehört hatte. »Die
Bestimmungen meines Letzten Willens sind ganz einfach. Erstens: Neun Zehntel
meines Vermögens fallen den wohltätigen Zwecken zu, die im folgenden aufgeführt
sind.«
    Fabian blickte in die Runde.
»Möchte jemand, daß ich die Liste der Empfänger verlese?«
    »Neun Zehntel!« stieß Don
zornig aus. »Er war verrückt! Ich werde das anfechten — ich kämpfe das durch
bis zum Obersten Gerichtshof, ich...«
    »Das können Sie nicht«, sagte
Fabian monoton. »Es ist rechtsgültig. Randolph hat sich von den besten
Fachleuten beraten lassen, ehe er sein letztes Testament abfaßte .«
    »Davon bin ich überzeugt«,
meinte Carl. »Du hast ihn doch auch gut genug gekannt, Don.«
    »Neun Zehntel!« wiederholte Don
wie betäubt. »Da bleibt ja nur eine Million übrig — höchstens.«
    »Hat jemand Kleingeld?« fragte
Mr. Limbo. »Der arme Kerl da möchte sich ’ne Tasse Kaffee leisten.«
    »Lesen Sie den Rest vor«, sagte
Wanda.
    Fabian nickte. »Ich lese das
übrige vor... Das verbleibende Zehntel meines Vermögens wird zu gleichen Teilen
unter meinen Kindern, ihren Frauen oder Männern, meiner Haushälterin und meinem
Anwalt aufgeteilt. Voraussetzung ist, daß den ursprünglichen Bestimmungen
meines ersten Testaments bis zu diesem Zeitpunkt Folge geleistet wurde.
    Ihr alle bleibt auch noch
während der nächsten achtundvierzig Stunden bis zum Ablauf der
Zweiundsiebzig-Stunden-Frist in Toledo. Um Mitternacht des letzten Tages begebt
ihr euch alle in meine Gruft und verbringt darin eine halbe Stunde, um meinen
irdischen Überresten die nötige Reverenz zu erweisen. Ich hoffe, im Geiste bei
euch zu sein.
    Sollte jemand von euch sterben
oder bereits gestorben sein, wird sein Anteil gleichmäßig an die Überlebenden
verteilt.
    Ich will euch jetzt verlassen,
damit ihr über die Fairneß nachdenken könnt, die euch zuteil geworden ist, und
damit ihr euch daran erinnert, wie das Vermögen der Ebharts geschaffen wurde: nach dem alten, aber guten Grundsatz: >Der Tüchtigste
überlebt.<«
    Nachdem Fabian die Papiere
wieder auf den Tisch gelegt hatte, herrschte Stille. Don rieb sich mit
zitternder Hand die Stirn. »Ich will das ganz genau wissen«, sagte er heiser.
»Was bedeutet das für uns, Fabian? In Zahlen ausgedrückt?«
    Fabian faltete die Hände vor
seinem Bauch. »Es bedeutet, daß wir nunmehr sechs sind, die sich ins
verbleibende Zehntel des Vermögens teilen müssen«, sagte er. »Jeder Anteil
dürfte knapp zweihunderttausend Dollar betragen.«
    Wanda lachte plötzlich auf —
grell und ingrimmig. »Das war Vater zuzutrauen!« sagte sie erbittert. »Er hat
uns gekannt! Er wußte, wie sehr wir uns im Vertrauen auf das zu erwartende
Vermögen in

Weitere Kostenlose Bücher