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Im Kille-Kille-Keller

Im Kille-Kille-Keller

Titel: Im Kille-Kille-Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich in dem feuchten Keller womöglich noch erkältete. Und wenn wir schon
keinen Mörder schnappen konnten, brauchte deshalb schließlich nicht die ganze
Nacht unnütz vertan zu werden.
    Ich verließ also Fabians Zimmer
und ging zur Treppe, dann ins Parterre hinunter und dort in die Küche. Es
versteht sich von selbst, daß nun die Schmetterlinge in meinem Magen erneut
ängstlich zu flattern begannen — als ich nämlich die Kellertreppe hinabstieg.
Ich war wirklich sehr froh, daß Don da unten war und auf mich wartete.
    Ich kam unten an, und dann
setzte mein Herzschlag aus, gleich drei Schläge auf einmal. Es sah genauso aus
wie am Abend zuvor. Wieder brannten die Kerzen, und ihr flackerndes Licht
sorgte überall für dunkle Schatten.
    Ich ging etwa ein halbes
Dutzend Schritte in den Keller hinein, dann mußte ich stehenbleiben, weil ich
dermaßen zitterte, daß ich meiner Kursfestigkeit nicht mehr trauen mochte. Im
tiefen Schatten einer Ecke bewegte sich etwas. Ich öffnete den Mund und wollte
schreien, aber das ging natürlich nicht, denn gerade im rechten Augenblick war
mein Hals völlig ausgetrocknet.
    Das ist doch Don, redete ich
mir verzweifelt ein, nun hör schon auf, dich albern zu benehmen, Mavis! Und
einen wunderschönen Augenblick lang glaubte ich wirklich, er sei’s. Dann
bewegte sich das Etwas aus der Ecke langsam auf mich zu, und gleich zitterten
mir die Knie wieder im richtigen Takt. Undeutlich registrierte ich einen weißen
Körper mit vollen runden Brüsten und langen schlanken Beinen — aber das Gesicht
war nicht von dieser Welt, nein. Es war das Gesicht einer Maske von der Wand —
und die war zu gespenstischem Leben erwacht...
    Wie das Dings auf mich zu kam,
schien das Kerzenlicht plötzlich heller auf sein Gesicht, aus dem die Schatten
wichen. Ich stand wie festgeklebt, die böse Maske näherte sich unaufhaltsam...
Zwischen den geöffneten Lippen erkannte ich die mißgestalteten spitzen Zähne, und dann war das riesige groteske Kinn so nah, daß ich es hätte
greifen können.
    Mit einem Mal traten meine
Beine wieder in den aktiven Dienst. Ich fuhr herum und rannte zur Treppe. Ich
stob hinauf, immer drei Stufen auf einmal, und gelangte halbwegs bis zur Küche
— da zog wer unerlaubterweise meine Notbremse. Ich sah zwei Füße auf der
obersten Stufe stehen. Langsam traten sie auf die zweite herab, dann auf die
dritte. Ich wollte eigentlich nicht weiter hinaufblicken, aber der
gruselgerechte Fortgang der Handlung ließ es ja nicht anders zu.
    Noch so ein weißer Körper, zur
Abwechslung ein männlicher, aber ebenfalls textilfrei. Und wie nicht anders zu
erwarten, war das Gesicht jenes der anderen Maske von der Wand.
    Ich starrte gebannt auf die
Ebenholzfratze, die Hakennase, die weit aufgesperrten Augen, die sich in meine
gruben — ich meine natürlich ihre Blicke. Es näherte sich, und ich wich einen
Schritt zurück und machte den Mund auf, aber auch diesmal war es Essig mit dem
Schreien, denn starke Hände packten zu und schlossen sich um meinen Hals. Das
Gesicht verschwamm, hing einen schrecklichen Moment lang frei in der Luft — bis
eine schwarze Wolke sich erbarmte und es völlig auslöschte.
     
    Das erste, was ich spürte,
waren die Schmerzen. Ich schlug ganz langsam die Augen auf und sah den
Kellerboden sanft vor mir auf und ab schweben. Wer immer meine Hand- und
Fußgelenke gepackt hatte, besaß einen ebenso grausamen wie eisernen Griff. Ich
hob vorsichtig den Kopf und richtete mich auf, wodurch der Druck ein wenig
erträglicher wurde. Nun konnte ich auch meine Arme ein Stückchen bewegen. Und
wie ich das tat — da klirrte es.
    Allmählich beruhigte sich der
Kellerboden, und ich erkannte, daß ich mich in einer Situation befand, die mit
einem passenden Wort als peinlich zu bezeichnen war. Das letzte, dessen ich
mich erinnerte, waren die Kellertreppe und dieses zweite schreckliche Gesicht,
das sich mir näherte — dann war ich wohl ohnmächtig geworden. Und die beiden
Maskierten hatten offenbar keine Sekunde ungenutzt verstreichen lassen, während
ich bewußtlos gewesen war.
    Der Griff an meinen
Handgelenken und Knöcheln war tatsächlich aus Eisen. Eiserne Ketten fesselten
mich an die Mauer — genauso, wie Edwina angekettet gewesen war. Und der Gedanke
daran war nicht gerade Balsam für mein Selbstbewußtsein. Und ich war auch
genauso gekleidet wie sie — nämlich in gar nichts. Man hatte mir das kostbare
Nylon ausgezogen, und als ich abwärts blickte, da sah ich bis zu den

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