Im Kille-Kille-Keller
er war es doch, der Edwina
an den Keller und die Sachen drin erinnert hat — gestern abend«, sagte ich.
»Und man fühlt es irgendwie, wenn man in seiner Nähe ist. Ich weiß nicht, wie
ich’s nennen soll — er ist nicht sauber.«
»Weibliche Eingebung?« Don hob
die Augenbrauen und sah schrecklich überlegen aus.
»Wenn du meinen Plan nicht
hören willst, von mir aus«, sagte ich gelassen. »Eigentlich brauche ich dich
auch nicht dazu. Ich glaube, Carl hilft mir gern.«
»Carl!« schimpfte Don. »Bleib
ja aus seiner Reichweite, wenn ich nicht dabei bin. Was redest du da von einem
Plan? Was hast du denn vor?«
»Ich warne dich«, meinte ich.
»Wenn du dich weiterhin wie Johnny Rio benimmst, dann ist es aus mit meinen
romantischen Gedanken, was dich betrifft.«
»Entschuldige, es tut mir leid,
Mavis — Darling«, sagte er rasch.
Er kam herüber und setzte sich
auf meine Sessellehne, dann legte er mir den Arm um die Schultern. Dadurch fiel’s mir natürlich schwer, mich zu konzentrieren.
»Sprich weiter, Liebste«, sagte
er sanft. »Du erwähntest etwas von einem Plan?«
»Ja, gewiß«, sagte ich unruhig,
»aber wenn du so weitermachst, vergesse ich sämtliche Einzelheiten.«
»Gut so«, sagte er, »denn das
gehört zu meinem Plan.«
Ich schob seine Hand weg. »Sei
doch vernünftig, Don! Weißt du, was ich glaube?«
»Nein«, meinte er resignierend,
»aber ich soll’s offenbar nun jeden Augenblick erfahren.«
»Hör zu«, sagte ich, »wenn
jemand dich — oder mich als deine Frau — ermordet hätte, dann wäre das Motiv
doch sonnenklar gewesen, nicht wahr — nach den Bestimmungen des ersten
Testaments?«
»Das Geld«, sagte er. »Klarer
Fall.«
»Selbst wenn man einen Mörder
gedungen hätte oder ihm einen Teil der Erbschaft versprochen hätte, auch dann
war alles noch recht einleuchtend.«
»Ja, ich glaube auch.«
Ich lächelte triumphierend zu
ihm empor, denn ich hielt das Folgende für eine gloriose Idee, und ganz allein
meine obendrein. »Nehmen wir mal an, einer von ihnen oder auch alle gemeinsam
hätten jemanden beauftragt, dich um deine Erbschaft zu bringen«, sagte ich.
»Und derjenige, den sie angeheuert haben, wäre erstens sehr gerissen und
zweitens ebenso gemein.«
»Das müßte er wohl auch sein«,
meinte Don. »Was willst du mir eigentlich einreden? Jemand aus der Familie habe
einen Attentäter gedungen, der so dumm war, die Falsche zu ermorden?«
»Nein«, sagte ich. »Wenn du mir
bloß mal zuhören wolltest, Don! Er hat das richtige Opfer umgebracht, und nun
will er dir diesen Mord in die Schuhe schieben.«
Don starrte mich eine ganze
Weile an. »Da komme ich nicht ganz mit, Süße«, sagte er schließlich. »Ich
fürchte, es war doch ein sehr anstrengender Tag. Wollen wir nicht lieber ins
Bett gehen?«
Ich holte tief Luft, was Dons
Konzentration freilich auch nicht gerade zuträglich war, dann machte ich einen
neuen Versuch. »Nimm doch nur mal an, zunächst hätte Carl oder Wanda ihm den
Vorschlag unterbreitet, ein Teil der Erbschaft gehöre ihm, wenn er dafür sorge,
daß du sie nicht antreten kannst. Nimm weiter an, er habe sich die ganze Zeit,
seit dein Vater starb, unten im Keller mit Edwina vergnügt. Er wußte, es würde
keineswegs schwierig sein, sie hinunterzulocken, und wenn er erst mal die
Ketten um ihre Handgelenke und Knöchel gelegt hatte, konnte er sie spielend
leicht ermorden — nicht wahr?«
»Ich glaube schon«, sagte Don
zögernd. »Aber wieso sollte er auf einen solchen Vorschlag eingehen? Er wußte
doch, daß er bei den andern nie kassieren konnte, denn er kannte ja das zweite
Testament.«
»Siehst du wohl!« sagte ich
triumphierend. »Er kannte es, aber die anderen nicht. Er wußte: Je weniger von
uns übrigblieben, in nunmehr achtundvierzig Stunden, desto mehr würde er
einstreichen. Wenn er also Edwina ermordete und dir die Tat in die Schuhe
schob, dann waren zwei Erben schon aus dem Weg geräumt.«
Don zuckte die Schultern.
»Klingt ganz einleuchtend. Aber wie kann er mir für etwas die Schuld
zuschieben, das ich gar nicht getan habe?«
»Ich meine, heute abend habe er
sich schon redlich darum bemüht«, erklärte ich. »Aber Fabian ist gerissen. Er
ließ es nicht allzu deutlich erkennen. Und vergiß bitte nicht, wenn meine
Theorie stimmt, dann ist noch jemand beteiligt: derjenige, der Fabian
beauftragt hat, dich aus dem Weg zu schaffen. Wenn sie sich zusammentun, werden
sie Frome eine Geschichte auftischen, die dich geradewegs in die
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