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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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Zähne und rosa Zahnfleisch.
    »Tag. Gefällt Ihnen das Hundchen? Das«, erklärte er und streichelte den massigen schwarz-braunen Kopf, »ist unser Rotty.«
    Doch, in gewisser Weise gefiel Matilda das Biest. Sie ließ Ahmed vorgehen und den Seiteneingang aufsperren, der ins Haus und zum Treppenhaus führte. Als sie den beiden dann folgte, konnte sie vom schwanzwedelnden Hinterteil des Hunds und den gewaltigen Hoden, die zwischen seinen sehnigen Hinterbeinen baumelten, kaum den Blick abwenden. Die baumelnden Säcke fand sie widerwärtig, der Rest dagegen imponierte ihr. Sie wollte das Hundehinterteil tät-228
    scheln, ehe sie die Treppen hinaufstieg und streckte die Hand aus.
    Ahmed sah es und riß an der Leine. Der Hund machte einen Satz nach vorne.
    »Lieber nicht, Missus. Er kennt Sie noch nicht gut.«
    »Ein prächtiges Tier«, schwärmte Matilda, zog aber doch die Hand zurück. »Sagten Sie nicht, er wäre gutmütig?« Ahmed trat von einem Bein aufs andere. »Doch doch. Sehr umgänglich, sehr freundlich zu allen. Außer Katzen.« Er lachte schallend. »Aber nur, wenn er Sie besser kennt, wissen Sie. Dann können Sie streicheln, spazieren gehen sogar. Braver Hund. Heute abend bleibt er hier, morgen muß er zurück. Immer am Samstag. Soviel zu tun.«
    Seine Zähne blitzten noch mal auf im dunklen Hausflur, dann ging er um den Hund herum, der regungslos stehenblieb. Matilda sah ihnen nach, als sie durch den Hintereingang hinaus in den armseligen, struppigen Hinterhof mit seinem Unkraut und seinen gestapelten Kästen in die grelle Sonne traten. Dann stieg sie hinauf ins luftlose, lichtlose Dunkel. Allein beim Gedanken an den Geruch der Katzenstreu, dem Anblick der Müslidosen im Regal, die genauso wie die anderen Dosen aussahen – die vielen Dosen, die sich im Laufe der Woche angesammelt hatten – rümpfte sie die Nase und bereitete sich auf den Katzenzoo, das Fiepen der hungrigen Kätzchen und den Haß vor, der sie überkommen würde.
    Reiner Zufall war es nicht, daß Monica und Jenny ihrerseits die Royal Academy aufsuchten, denn schließlich hatte sie Katherine erstmals im Jahr zuvor dorthin geführt. Monica hatte sich verdammt rar gemacht in letzter Zeit, aber auf diese Idee sprang sie wider Erwarten sofort an. Jenny hatte vorgeschlagen, auch Katherine einzuladen, doch Monica hatte bloß gemeint, kannst du vergessen, die ist heute zu Hause, und ließ Jenny rätseln, woher sie das nun wieder wußte, denn fragen mochte Jenny nicht, froh, daß sie überhaupt wieder zu-sammenkamen. Sie wollte, daß sie und Monica beide mit Katherine befreundet wären, mal abgesehen von dem Bedürfnis, die Last nicht alleine tragen zu müssen, aber sie würde sich hüten, Monica mit Fragen zu reizen, wo sie ohnehin überaus reizbar war in letzter Zeit.
    Keine der beiden hatte einen Blick für Bilder, doch die Summer Exhibition tauchte in Gesprächen immer wieder auf, das amerikanische 229
    Ehepaar beispielsweise hatte sie kürzlich erst wieder erwähnt, also mußte man sagen können, man sei dort gewesen, wenn man nicht als Kulturbanause gelten wollte. Außerdem suchte Monica ein großes, modernes Bild für ihr Haus – sagte sie jedenfalls. Die halbwegs guten Bilder werden alle schon weg sein, hatte Jenny zu bedenken gegeben. Es soll ja auch nichts »halbwegs« Gutes sein, hatte Monicas patzige Antwort gelautet. Schon gut, bloß keinen Streit. Jenny selbst würde nur etwas kleines Niedliches erwerben oder gar nichts. Langsam verlor sie die Geduld mit dem, was sie bei Monica für Launen-haftigkeit hielt, und sie wünschte irgendwie doch, Katherine würde sie begleiten, denn deren verträumte Kunstschwärmerei konnte mit-reißen. Außerdem wußte Jenny ganz genau, daß sie sich ohne Katherines Anerkennung nicht zum Kauf eines Bildes entscheiden könnte.
    Es war sowieso nichts Interessantes da. Landschaften, Stilleben und Porträts ausgesuchter Schönheiten von unbekannten Malern waren alle schon verkauft. Jenny schauderte bei den Aktbildern, an denen Monica vorgab, Gefallen zu finden, während Monica sich über die Kinderporträts lustig machte, für die Jenny schwärmte. Als sie die Säle mit den abstrakten, nicht gegenständlichen Bildern erreicht hatten, wurde ihr Schritt schon immer hastiger und schließlich hetzten sie in die Zielgerade Richtung Ausgang und nächstgelegenem Restaurant.
    »So«, meinte Monica, »ich glaube, das reicht mir erst einmal wieder an Kultur. Jesses, sieh dir das an.« Sie kam schliddernd vor der

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