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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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Zweijährigen war, alles, was weiter zurückging als die letzten zwei Minuten, war weg. Wie gut, daß sie nicht gerufen hatte!
    »Geht doch jetzt nicht mehr! Was mußtest du aber auch flunkern.«
    Sie mahnte sich selbst mit erhobenem Zeigefinger. »Hm, hm«, summte sie vor sich hin. Doch dann fiel ihr etwas anderes ein. Sie lehnte sich wieder hinaus. Vater und Sohn hatten den Wagen jetzt erreicht, der Penner hatte sich ein Stück entfernt. Dann sah sie ihn 226
    plötzlich im Schweinsgalopp die Straße überqueren und sich wie ein Geier auf das Zigarettenende stürzen, das sie weggeschnippt hatte. Er klopfte mit geübtem Finger die Glut ab, steckte die Kippe in die Tasche und machte sich davon. »Scheiße!« fluchte Mrs. Harrison laut,
    »verflixte Kacke!«
    Als John auf dem Heimweg die Straße hinaufkam, sah er den Obdachlosen auf der Bordsteinkante neben dem Wagen sitzen. Einen herrlichen Augenblick lang dachte John, der Mann wäre engagiert worden, um auf den Wagen aufzupassen. Das gab’s, er hatte von derlei Dingen gelesen, und da er, was Gedrucktes anging, sehr leichtgläubig war und selbst nie ein Auto besessen hatte, erschien ihm die Möglichkeit, daß man einen dicken BMW bewachen ließ, nicht abwegig. Wahrscheinlich kam das sogar billiger als diese raffi-nierten Alarmanlagen. Außerdem löste ein menschliches Wesen nicht bei jeder kleinsten Bewegung peinlich störende Heulwarnun-gen aus, wie es empfindliche Elektronik schon bei stärkerer Vibration durch vorbeibrausenden Verkehr tat – weitaus effizienter. Die Augen des Mannes mit dem uralten Gesicht, der dort hockte, waren blutunterlaufen. Das stellte John nur im Vorübergehen flüchtig fest, er war in Gedanken bei den Katzenjungen und der Frage, wie er sie bloß unterbringen sollte, obwohl es ihm fast das Herz brach, sie weggeben zu müssen. Im Vorbeigehen grinste er den Mann grundlos an. Seine zum Zerreißen mit Kitekat vollgestopfte Einkaufstüte schlug ihm schmerzhaft gegen das Schienbein.
    Matilda Mills war bereits eine gute halbe Stunde zu Hause. Der Grund? Stunk im Büro, wo sie der Mann besuchen gekommen war, der etwas ältere, ihr ergebene Mann, der ihr seit Wochen den Hof machte. Er hatte dumm herumgestanden, wie Pik Sieben, während Matilda sich mit ihm unterhielt und Matildas Vorgesetzte sie beide schnaufend umkreiste, ihre Mißbilligung kundtuend. Mit dem Ergebnis, daß Matilda sich sehr kurz angebunden gezeigt hatte, als der Mann eine weitere gesellige Verabredung in einem noch geselligeren Pub vorschlug, zunehmend kurz angebunden, als die dreiminütige Unterhaltung zu keiner Einigung führte. Das Loch, in das Matilda daraufhin gefallen war, versetzte sie in Panik. Am liebsten hätte sie laut herausgeschrien, daß es unfair wäre, wenn ihr nun dieser mögli-227
    che Fluchtweg verbaut würde, und sie war daher in aller Eile nach Hause gelaufen, um ihn von dort aus anzurufen. Vielleicht könnte sie dann das Haus wieder verlassen, noch ehe John heimkam. Doch mit der verebbenden Panik war auch der Elan geschwunden, und als sie aus dem Bus stieg, wurden ihr die Füße bleischwer, je mehr sie sich dem Gefängnis der eigenen Wohnung näherte. Die Vision des lä-
    chelnden, etwas rundlichen Verehrers löste sich in Luft auf wie die Cheshire Cat aus Alice im Wunderland und rückte in weite Ferne.
    Morgen war auch noch ein Tag. Damit versuchte sie sich zu trösten, während sie bereits die altbekannte Lähmung befiel.
    Freitagabend, es war noch früh. In den vergangenen vier oder mehr Wochen hatte sie den Anbruch des jeweiligen Wochenendes mit ihrem Verehrer gefeiert. Vorm Imbiß lud der grinsende Ahmed den Lieferwagen aus, während einer der Asiaten die Rolläden hochschob.
    Dann schloß Ahmed fröhlich pfeifend die Hecktür auf. Matilda betrachtete die Szene verblüfft, und sie mußte an einen kindischen Witz denken, den sie im Laden aus Kindermund gehört hatte. Ein alter Witz. Wie bekommt man sechs Elefanten in einen Mini? Ganz einfach: drei vorne, drei hinten. Aus dem ehemals weißen Lieferwagen sprang nun ein Kalb von einem Hund, schwarz und braun, so groß wie ein kleines Pony, hüpfte leichtfüßig auf die Straße. Der Hund hatte eine weiche schwarze Schnauze, triefende Lefzen, glänzende braune Augen, die treu ergeben zu seinem Herrchen aufblickten, als er nun an die Leine genommen wurde. Die Hecktüren des rollenden Hundezwingers wurden zugeknallt, der Hund zuckte zusammen, Ahmed erblickte Matilda und grinste wie immer, zeigte blendend weiße

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