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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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nicht«, verkündete Sophie mit vernichtend würdevoller Unverblümtheit. »Ich wollte Katherine.«
    Mary wußte nichts zu sagen, ballte hinter Sophies Sessel die Fäuste.
    »Nicht gleich«, räumte Sophie treuherzig ein, »zuerst wollte ich na-türlich David. Und vor allem die Kinder. Jemanden zum Knuddeln.«
    Sie legte die Stirn in Falten, dachte angestrengt nach. »Ich habe meine eigenen Enkelkinder seit Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Aber dann habe ich mich nach Katherine gesehnt, der lieben, guten Katherine. Sie ist immer so nett zu mir gewesen. Sie versteht mich, weißt du.«
    »Aber Katherine ist auch nicht gekommen«, sagte Mary bissig. »Da kannst du mal sehen, wie lieb und nett sie in Wirklichkeit ist, wie?«

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    Ganz so giftig hatte es nicht klingen sollen, doch Scham und Kränkung machten sie bitter.
    »Na ja, ich kann ja nicht erwarten, daß sie herkommt«, erklärte Sophie. »Sie werden sicher nächste Woche eine Party geben, zu seinem Geburtstag. Tun sie normalerweise. Und da hat sie bestimmt viel zu tun, und sie sollte sich sowieso nicht zu sehr anstrengen, in ihrem Zustand.«
    »Welchem Zustand?«
    »Na, wieder ein Baby, meint David. Das ist der eigentliche Grund, weshalb ich heute hinwollte, gar nicht wegen des Einbruchs. Aber dann habe ich mich verirrt, und dann war da das Kätzchen, und dann, ach, ich weiß nicht, bin ich eben nach Hause. Ich gehe morgen hin.
    Sie gehen ja nicht ans Telefon. Immer besetzt oder keiner da. Viel zu tun, nehme ich an.«
    »Was dafür spricht, daß alle wohlauf sind.« Marys Ton war immer noch schnippisch, doch es meldeten sich bereits die ersten Vorboten altbekannter Besorgnis. Bilder bestürmten sie, die sie nicht verstand: eine kreidebleiche Katherine im Restaurant, die etwas beichten wollte; Katherine vor dem Bild ›Ehebruch‹, errötend und schwitzend.
    Eine schwangere Katherine paßte irgendwie nicht recht zum Bild der wilden Bettszenen mit einem Liebhaber an sommerlichen Nachmittagen. Jedenfalls nicht mit dem Liebhaber, den sie kannte, ganz der pragmatische Franzose, jeder Zoll, überaus vorsichtig im Umgang mit der Leidenschaft, leidenschaftlich vorsichtig. Sie kannte ihn genau, und sie wußte auch genau, wie schlecht ihrer Schwester die Schwangerschaft bekam. Die Sorge wuchs.
    »Wohlauf?« wiederholte Sophie. »Was hat das damit zu tun?« Sie beugte sich vor, um die Katze zu kitzeln, die sich ganz wie zu Hause fühlte. »Irgend etwas stimmt in diesem Haus nicht. Irgend etwas stimmt ganz und gar nicht.«
    »Ja, sicher. Zuviel Luxus allerhöchstens.«
    »Doch, doch.« Sophie bestand darauf, mit Genuß fast. »Ich weiß es. Vielleicht hat David gerade eine schlechte Phase.«
    »Unsinn! Ihm geht’s bestens. Sie schwimmen in Geld.«
    »Ich spreche nicht von Geld; er kriegt diese Anwandlungen, weißt du. Sperrt sich ein und brütet. Nein, nein, nicht gefährlich, nicht ge-290
    walttätig, nicht ernstlich. Der Psychiater hat gemeint, es hängt alles irgendwie mit seinen Ängsten zusammen.«
    »Psychiater?« rief Mary schrill, ein Kreischen beinahe. »Psychiater« war für sie ein Reizwort, löste Übelkeit aus. Sophie blickte sie aus blaßblauen Augen an, in denen die Abneigung notdürftig durch einen ins Leere gerichteten, trüben Blick kaschiert wurde, der nur zum Teil gespielt war.
    »Ach, es ist lange her. In seiner Jugend, als er Daddy endlich hinter Schloß und Riegel gebracht hatte. Daddy hatte ihm alles gestohlen, also hat er ihn eingesperrt. Und als Daddy wieder herauskam, hat er einen Tobsuchtsanfall gekriegt. David hat natürlich nicht als erster zugeschlagen, er schlägt nie als erster zu.« Ohne erkennbaren Zusammenhang kam dann: »Aber Daddy war ja auch so unordentlich.
    Immer hat er uns alles weggenommen, und das paßte David nicht.
    Daddy war ein Rohling. Ich bin froh, daß er tot ist.« Das letzte äußer-te sie mit selbstgerechter Bestimmtheit.
    »Lange her…«, wiederholte Mary und ließ durchklingen, daß sie Sophie nicht glaubte. »Nichts, was mit der Gegenwart zu tun hätte.
    Katherine ist diejenige, die Ärger macht. Das weiß ich genau, sie ist es, nicht David. Katherine macht immer Ärger. Ich kann dir nicht erklären, wieso das so ist, aber es ist so.«
    Sophie richtete den Blick wieder auf die Katze, verbarg ihre Ungeduld. Lieber wäre sie jetzt mit ihrer neugewonnenen, anspruchslose-ren Gesellschafterin allein gewesen. Warum hatte sie sich nicht längst schon eine Katze angeschafft?
    »Katherine würde keiner Fliege etwas

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