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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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selbstverständlicher Zurkenntnisnahme wurde ein breites Lächeln freudigen Willkommens. Ein netter Kerl, dachte sie.
    Unter Davids Fittichen konnte sie die Bewunderung der Männer durchaus genießen, kokettierte ganz gerne ein wenig.
    »Mögt ihr zwei Schwerarbeiter nicht vielleicht einen Drink? Ihr übertreibt es noch.« Monica Neills Mann sprang auf, kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu, schüttelte die ihre und hielt sie eine Idee länger als nötig unter Bekannten. David blieb sitzen und nutzte Katherines Erscheinen, um die Pläne, die vor ihm auf dem Tisch lagen, langsam zusammenzurollen.
    »Tag, Katherine. Du siehst blendend aus«, sagte Colin. »Was, schon so spät? David«, fuhr er fort und drehte sich um, »es tut mir leid. Ich habe dich viel zu lange aufgehalten. Na, da kriege ich von Monica aber wieder was zu hören.« Katherine hatte keine Ahnung, was genau er zu hören kriegen mochte, verstand jedoch ungefähr, was er meinte. Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Habt ihr drei Mädels miteinander zu Mittag gegessen heute?«
    schäkerte Colin.

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    »Ja, das haben wir. Es war sehr nett.« Ihre Antwort war herzlich, Colin dagegen hatte gestutzt bei seiner Frage. Im Geiste stellte er sich Monicas Reaktion auf die Betitelung »ihr Mädels« vor: vermutlich eine Ohrfeige wegen subtil-sexistischer Herablassung. Katherine würde nie so denken.
    »Um deine Frage zu beantworten«, kam es jetzt gedehnt von David, »Ja, wir ›Schwerarbeiter‹ könnten einen Drink vertragen. Gin, Colin? Nun komm schon, zur Besiegelung der Geschäfte.«
    David beherrschte dieses Spiel hervorragend. Kein Klient wurde sich dessen bewußt, daß ihm zwanzig Minuten Frist eingeräumt wurden, das Haus zu verlassen. Katherine sah darin eine bewunderns-und beneidenswerte Begabung, denn sie selbst erstarrte ohne seine Hilfe in Gegenwart unwillkommener Gäste wie ein Reh im Scheinwerferlicht, konnte ihren Unwillen schlecht verbergen.
    »Übrigens«, sagte David, als Katherine den beiden ihren zierlichen Rücken zuwandte und sich an der unauffälligen Kochnische zu schaffen machte. »Um die Kinder brauchst du dir keine Sorgen machen. Mrs. Harrison hat angerufen: Sie waren allesamt im Zoo oder so etwas, Jeanetta hat sich im Dreck gewälzt und mußte erst einmal in die Badewanne. Im Augenblick werden sie gefüttert – die Fütterung der Löwen, nehme ich an. Sie meinte, sie bringe sie um halb sieben herüber.«
    »Ach«, freute sich Katherine, »ach, wunderbar! Wie nett von ihr.«
    Die Aussicht auf einen Abend ohne Kampf, ohne Kinderbrei, ohne Quengelei erhellte ihr Gesicht. Colin Neill registrierte, ohne sich dessen gewahr zu sein, den Wink, vor halb sieben zu verschwinden.
    Flüchtig kam ihm in den Sinn, daß kein Mensch dieses Haus ohne ausdrückliche Einladung betrat, kein zufälliger Besucher an der Haustür schellte. Himmlisch. Und er fragte sich, ob er es sich bloß eingebildet hatte, daß sich Katherines Schultern entspannten, als sie das von den Kindern hörte. Er würde es ihr nicht verdenken. Monica machte seiner Ansicht nach viel zu viel Aufhebens um die Kinder.
    Kinder konnten wirklich eine Plage sein. Sie machten aus einer Ehefrau im Handumdrehen eine Mutter. Katherine aber war eindeutig ganz Ehefrau. Er beobachtete ihr geschmeidiges Hantieren voller Neid.

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    Mein Name ist Susan Pearson Thorpe, in der Regel nenne ich mich aber schlicht Pearson. Ich wohne unmittelbar neben den Bilderbuch-Allendales (zur Linken, das zweite Haus von der Kreuzung), doch man soll bloß nicht meinen, das sei mein einziges Verdienst. Die beiden Häuser sind in etwa gleichwertig, trotzdem bin ich mir bei unserem nie ganz sicher, und ich weiß auch nicht recht, ob ich gern in dieser Straße wohne, die mir ein wenig vulgär erscheint mit ihren vielen Ausländern und Neureichen. Nicht, daß ich mich mit derlei Fragen lange aufhielte, dazu bleibt mir gar nicht die Zeit. Das Haus ist grundsätzlich schon in Ordnung, wenn auch um etliches bescheidener natürlich als jenes, in dem ich aufgewachsen bin. Dasselbe gilt für Sebastian, der allerdings nicht aus ganz so gutem Hause stammt wie ich. Seb und Sue – klingt so gewöhnlich; könnte auf der Motorhaube irgend so einer Proletenschleuder stehen. Aber zur Sache: unsere Straße, unser Haus. Ich staune immer über die Ehrfurcht, welche die Adresse bei den Leuten weckt, wo es sich doch letztlich um nichts als ein paar große alte Kästen handelt, und die Grundstük-ke sind, ehrlich gesagt, ziemlich

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