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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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stolz ist wie auf ihre neuen Pantoffeln – Mickymäuse mit langen Schnurrhaaren an den Spitzen, in denen ihre Füße lachhaft groß wirken, absurd. Mrs. Harrison muß sie ausgesucht haben, ich war es jedenfalls nicht. Sammy mit ihren dunklen Locken, ihren durchdrin-genden Augen, dem charaktervollen Gesichtchen – ich bin keineswegs sentimental, aber dieses zweite Kind, aus Versehen von mir mit vierzig in die Welt gesetzt, ist ein Geschöpf, das ich zum Fressen gern hätte, hätte ich die Zeit. Sie zwängt sich mir auf den Schoß und hält mir die Füße einzeln zur Begutachtung unter die Augen, und ich staune über ihre Gelenkigkeit. Mark, mit der ganzen Bürde seiner sieben Jahre beladen, ist ernster. Er läßt sich die lockere Umarmung meines freien Arms gefallen, aber nur kurz. Mrs. Harrison (ich bringe es nicht über mich, sie mit ihrem Vornamen Eileen anzureden) hantiert betulich im Hintergrund – auch das normal, Routine. Sie und Harrison sind in meiner Küche eher daheim als ich selbst.
    »Wie ist der Tag gelaufen?« frage ich mit wie üblich sinkendem Herzen, denn hierauf folgt, auch regelmäßig, eine Jereminade. Ihre Mißbilligung ist mir gewiß, berufstätige Mütter sind ihr unbegreiflich, eine Abnormität, aber das würde sie niemals sagen, sie würde es nicht wagen.

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    »Nicht schlecht«, versichert sie. »Hab sie allesamt in den Regent’s Park geschleppt, nicht wahr? Haben uns die Tiere angesehen, stimmt’s?« Dies Zustimmung heischend an die Kinder gerichtet. Sie nicken. Mark nimmt den Faden auf.
    »Wir haben Löwen gesehen«, verkündet er, »große, riesengroße Löwen.«
    »Die größten auf der ganzen Welt«, überbietet ihn Samantha. »Und einer ist aus seinem Käfig ausgerissen…«, sprudelt Mark und schiebt sie in seiner Aufregung beiseite. »Und hat einen Jungen aufgegessen…«, nimmt sie ihm den Wind aus den Segeln. »Bis auf die Schuhe!« liefert Mark das Finale, nur um erneut loszulegen: »Und die Krokodile haben ganze Kühe und Pferde zu fressen bekommen!« Er schreit jetzt fast. »Gar nicht wahr!« meint Samantha entrüstet. »Nur Schweine und Hühner. Ich hab’s gesehen.«
    »Geht es dort wirklich so wüst zu?« frage ich skeptisch und blickte über die kleinen Köpfe hinweg Mrs. Harrison an. Sie zuckt mit den Achseln und schmunzelt.
    »Doch, doch, doch!« kreischt Samantha, rutscht zappelnd von meinem Schoß und bewundert wieder ihre Mickymaus-Füße. »Und Hunde«, setzte Mark noch einen obendrauf. Er muß das letzte Wort haben. »Zum Frühstück?« necke ich. »Nein«, murmelt er und schämt sich ein wenig, weil er nicht weiß, wieviel ich davon glaube. »Zum Lunch natürlich«, meint er lahm. Ich schaue ihn streng an; er sollte wirklich nicht so flunkern.
    Aber er weiß immerhin, wann er übertreibt. Samantha, jünger und leichtgläubiger, weiß das nicht. Ich habe sie einmal dem Briefträger erklären hören, er könne nicht hereinkommen, weil in der Küche Spinnen seien. So groß wie Bratpfannen, schwor sie, ganz viele, überall. Der Briefträger nimmt seitdem mit Sicherheit an, wir hätten Kakerlaken. Einem Innenarchitekten hat sie erzählt, in den Wänden lebten Schlangen, die nachts aus den Glühbirnen hervorlugten. Wunderbar. So köstlich diese Geschichten sind – und oft ziehen sie komplizierte Mutproben und Löwenbändigungsaktionen in unserem bescheidenen Garten nach sich –, beunruhigt mich die Grundtendenz doch etwas. Weiß der Himmel, was für Ammenmärchen ihnen Mrs.
    Harrison erzählt, vermutlich die reinsten Gruselgeschichten, da ich 49
    aber nun einmal die Kinder so gut wie ganz an sie abgetreten habe, verkneife ich mir Fragen, was nicht heißt, daß ich mir nicht Gedanken mache. Räuberpistolen und Kinderreime, sie kennt sie alle, und ich habe gelernt, den Aussagen meiner Kinder nur bedingt Glauben zu schenken. Jetzt wird sie hinter mir unruhig; Mr. Harrison wartet auf sein Abendbrot. Lirum, larum, Löffelstiel hat er wohl satt, dafür jetzt echten Hunger.
    »Und wie ging’s mit den Allendale-Kindern?«
    Samantha kichert. »Jeanetta ist in den Ententeich gerennt. Is beinahe getrunken.«
    »Ist das wahr?« frage ich Mrs. Harrison.
    »So wahr ich hier stehe, Mrs. Pearson, das heißt, das mit dem Rein-laufen«, präzisiert sie rasch. Ich muß wohl entsetzt dreingeblickt haben. »Das ist vielleicht eine Nummer, Mrs. Pearson, ich kann Ihnen sagen! Ein Affenzirkus, bis ich sie alle wieder hier hatte, diese beiden und Jeremy in der Karre.«
    »Sie war ganz

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