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Im Kinderzimmer

Im Kinderzimmer

Titel: Im Kinderzimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Fyfield
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das Band, das sie auf dem Heimweg vom Fitneß-
    Center noch getragen und das sie erst abgenommen hatte, als sie nach oben gegangen war, bevor die Kinder in einem erfreulich mü-
    den Zustand eintrudelten. Ein gelbes Haarband, spurlos verschwunden. Es war wie bei den Bestecken: Anfangs hatte man noch acht, am Schluß höchstens die Hälfte. Und keiner wußte, wo die Dinger abge-blieben waren. Was hatte sie sich gefreut, als sie auch das in einer Zeitschrift entdeckt hatte!
    »Mir gefällt es so, wie es ist. Pflegeleicht.«
    »Es ist wunderschön«, murmelte David. »Bist du nicht froh, daß du einen Mann hast, dem solche Dinge überhaupt auffallen?«
    Sie strahlte ihn an, das war sie. Was hatte Monica noch gesagt?
    »Dein Buckel, kümmer dich selbst drum?« David war anders. Darauf konnte sie stolz sein, auch wenn es manchmal, na ja, mühsam war.
    Dann war über das Babyphon Jeremys glucksendes Weinen in der Küche zu hören. Er war durchaus in der Lage, aus eigener Kraft nach unten zu gelangen, dachte Katherine ungnädig, schließlich war er schon öfter auf seinem Windelpopo die Treppen heruntergerutscht, aber dazu hatte er kaum die Gelegenheit, weil sein Vater mit Sie-benmeilenschritten hinaufschoß, sobald die Anlage auch nur flüster-56
    te. Kaum waren seine Tritte verhallt und hatte das Gerät zu knistern aufgehört, erschien das andere Kind. Jeanetta, wie sie leibte und lebte, einen malträtierten Teddybär hinter sich herschleifend, das Lieblingsstofftier Jeremys – jedenfalls noch vor kurzem. Verdammt!
    »Hunger, Mama.«
    »Bestimmt nicht. Du kannst gar keinen Hunger haben.«
    »Doch, doch!«
    Die romantische Stimmung war dahin, das Babyphon schwieg bedrohlich, Jeanetta setzte gezielte Tränen ein. Verdammter Mist, verdammter! Sie klappte Schranktüren auf und zu, wo hatte sie bloß diese Kekse hingepackt, hier nicht, da nicht. Weggezaubert, behauptete sie, während sie noch suchte, doch bereits leichte Schritte hörte, die den Raum wieder betraten, David Gestalt annahm wie ein Fla-schengeist.
    »Mit dir habe ich ein Hühnchen zu rupfen, mein Fräulein.«
    Jeanetta hörte auf zu weinen. Zuwendung gleich welcher Art war gefragt, und die Mama gab sich ja doch nicht richtig Mühe. Katherine erhob sich aus der Hocke und ging zu der Tochter hinüber.
    »Ach, sie quengelt bloß ein bißchen, Schatz, beachte sie nicht weiter. Sie ist übermüdet.«
    »Übermüdet? So? Wach genug, um Dinge zu entwenden, die nicht ihr gehören. Das ist Jeremys Teddy, den sie da hat. Und oben liegen noch ein paar andere Sachen, die nicht ihr gehören. Und schau sie dir an, die Haare ganz verklebt!«
    »David, bitte. Sie ist erst vier. Sie weiß es nicht besser. Jeremy wird ihr den Teddy wohl gegeben haben, und Mrs. Harrison gibt ihr manchmal Dinge mit. Sie nimmt sie sich nicht einfach so.«
    »Was ist denn das, hä?« Fast konnte man seinen Satz an Jeanettas Seite für Ulk halten. Er hob eine Strähne dichten, verfilzten Haars hoch. Die Kleine blickte freudig erwartend zu ihm auf, vermutete wegen des eher scherzhaften Tons ein Spiel.
    »Brüll nicht, David.«
    »Ich brülle nicht, ich habe lediglich die Stimme erhoben.«
    Er hatte recht. Er brüllte nie, ebensowenig wie sie sich auf Streit einließ. Sie wußte sehr wohl, auf welche Weise mal hier, mal da fremdes Spielzeug ins Haus gelangte, es verschwand in den Ritzen 57
    von Jeremys Kinderkarre, von Jeanetta versteckt und heimlich wieder hervorgeholt. Katherine fand das eher zum Schmunzeln. Was war daran schon so schlimm, niemand fand etwas dabei. Umgekehrt hätte es ihr doch auch nichts ausgemacht, sie hatten doch alles im Überfluß, herrlich, gewiß, aber was machte es da schon, wenn ein paar Dinge abhanden kamen. Keiner vermißt alte Spielsachen, wollte sie sagen, doch er hielt Jeanetta noch immer an den Haaren. Sie wünschte, er würde loslassen.
    »Kaugummi«, stellte er schließlich zutiefst angewidert fest. Das Kind regte sich nicht. Im Gegenteil, es strahlte. David bewegte sich jetzt, agil, rasch, zog das Kind sanft vor die Spüle, wo noch die fetti-ge Küchenschere lag, mit der er Speckstreifen in den Salat geschnip-pelt hatte. Das Kind folgte ihm willig, lächelte auch dann noch, als es die Schere in sein Haar fahren sah, als ein ganzer Lockenstrang mit einem lauten Ratsch abgetrennt wurde. Erst als der verfilzte Strang am Boden lag und Jeanetta sich verunsichert an die geschorene Stelle langte, geriet das Lächeln ins Wanken. Katherine war das Scheren-knirschen durch Mark

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