Im Koenigreich der Traeume
den dazugehörigen Ländereien erwirtschaftet habt.«
Royce war so außer sich vor Wut, weil er dazu verdammt war, diese intrigante, betrügerische, rothaarige Hexe zu heiraten, daß er kaum den Rest von dem hörte, was Heinrich sonst noch zu sagen hatte.
»So weit, so gut«, ertönte die königliche Stimme, die jetzt eine Spur sanfter klang, da es offenkundig war, daß der Earl of Claymore keine unsinnigen Einwände gegen seine Verfügungen erheben würde. »Um sicherzustellen, daß Euch Grand Oak nicht vollständig verlorengeht, werde ich das Land und die Burg Eurer Braut als Hochzeitsgeschenk mit in die Ehe geben.« Da er immer sehr darauf bedacht war, seine Geldtruhen zu füllen, merkte er noch einmal an: »Dennoch werden Euch die Einkünfte des letzten Jahres aberkannt, das kann ich Euch nicht ersparen.«
Mit einer großzügigen Geste deutete der König auf eine Pergamentrolle, die neben seinem Weinkelch auf dem Tisch lag. »Dieses Schriftstück wird in der nächsten Stunde Jakobs Abgesandten überreicht, die es ihrem König sofort überbringen werden. Es ist eine schriftliche Abfassung all der Vereinbarungen, die ich wegen Eurer Eskapaden mit Jakob treffen mußte und über die ich Euch soeben in Kenntnis gesetzt habe. Ich habe mich mit allen Punkten des Vertrags einverstanden erklärt und das mit meiner Unterschrift sowie dem königlichen Siegel bestätigt. Sobald die Kuriere das Dokument überbracht und ausgehändigt haben, schickt Jakob seine Emissäre nach Merrick, damit sie den Earl auf Eure bevorstehende Hochzeit mit seiner Tochter vorbereiten können. Die Feierlichkeiten finden heute in vierzehn Tagen in der Festung Merrick statt.«
König Heinrich schwieg und wartete auf ein paar höfliche Worte und darauf, daß sein Untertan ihm Gehorsam versprechen würde.
Doch Royce Westmoreland dachte nicht an Höflichkeit, sondern zischte ebenso wütend wie vorher: »Ist das alles, Sire?«
Heinrichs Augenbrauen zuckten in die Höhe, er war mit seiner Geduld am Ende. »Ich verlange Euer Ehrenwort, daß Ihr diese Anordnungen befolgen werdet. Ihr habt die Wahl, Claymore: der Galgen, oder Ihr schließt in aller Eile die Ehe mit der Merrick-Frau.«
»In aller Eile«, stieß Royce durch zusammengebissene Zähne hervor.
»Ausgezeichnet!« Heinrich schlug sich erfreut auf die Knie.
»Um Euch die Wahrheit zu sagen, mein Freund, ich hatte einen Moment lang befürchtet, daß Ihr den Tod einer Hochzeit vorzieht.«
»Zweifellos werde ich noch öfter, als mir lieb sein kann, Gelegenheit haben, diesen Entschluß zu bedauern«, knurrte Royce.
Heinrich kicherte und deutete mit einem beringten Finger auf seinen abgestellten Weinkelch. »Wir sollten einen Toast auf Eure baldige Hochzeit aussprechen, Claymore. Wie ich sehe«, fuhr er kurze Zeit später fort, als er beobachtete, wie Royce seinen Kelch in einem Zug leerte, um seinen Zorn zu besänftigen, »betrachtet Ihr diese unfreiwillige Heirat als schlechten Lohn für Eure jahrelangen treuen Dienste. Aber seid versichert, ich habe nicht vergessen, daß Ihr schon treu an meiner Seite gekämpft habt, lange bevor Aussicht darauf bestand, daß ich meine Thronansprüche durchsetzen kann.«
»Ich wollte England den Frieden sichern, Sire«, erwiderte Royce bitter. »Ich habe für den Frieden und einen starken König gekämpft, der bessere Methoden kennt als die Streitaxt und den Rammbock, um diesen Frieden zu erhalten. Damals wußte ich freilich nicht«, setzte er mit schlecht verhohlenem Sarkasmus hinzu, »daß eine dieser Methoden erzwungene Eheschließungen zwischen feindlichen Parteien sind. Hätte ich zu dieser Zeit etwas davon geahnt«, endete er scharf, »wäre ich auf der Stelle mitsamt meinen Männern zu Richard übergelaufen.«
Diese freimütige Äußerung rief bei Heinrich Heiterkeit hervor. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Mein Freund, Ihr habt immer gewußt, daß ich eine Ehe für einen guten Kompromiß erachte. Habt Ihr nicht bis spät in die Nacht mit mir am Lagerfeuer am Bosworth Field gesessen? Wenn Ihr Euch diesen Abend ins Gedächtnis ruft, werdet Ihr Euch an mein Eingeständnis erinnern, daß ich Jakob meine eigene Schwester zur Frau geben würde, wenn ich mir einen dauerhaften Frieden davon versprechen könnte.«
»Ihr habt keine Schwester«, stellte Royce klar.
»Nein, aber statt dessen habe ich Euch«, erwiderte der Monarch gelassen.
Das war das höchste königliche Kompliment, und selbst Royce war nicht unempfänglich dafür. Mit
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