Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
rachsüchtig beschrieben hatte, war nicht derselbe Gott, dem Jenny so oft ihr Herz ausschüttete. Ihr Gott war gütig und nur ein klein wenig streng. Er verstand hoffentlich auch, daß sie diese zauberhafte Nacht in Royce Westmorelands Armen einfach nicht vergessen konnte. Die Erinnerung an die leidenschaftlichen Küsse und die geflüsterten Worte peinigte sie immer wieder, und sie war nicht in der Lage, sich dagegen zu wehren. Manchmal hatte sie auch gar keine Lust, es zu versuchen ... sie träumte sogar in manchen Nächten von ihm, von seinem blitzenden Lächeln in dem sonnengebräunten Gesicht oder von ...
    Jenny riß sich von den frivolen Gedanken los und ging in die Halle. Ihr Widerstreben, den versammelten Männern entgegenzutreten, wuchs mit jedem Schritt. Bis jetzt hatte sie sich nur in der Abgeschiedenheit ihrer Räume aufgehalten, weil sie sich in diesen altehrwürdigen Mauern geborgen und sicher fühlte. Trotz der selbstauferlegten Einsamkeit war sie nicht weltfremd geworden, und sie ahnte, daß die Männer genau wußten, was sie getan hatte. Kurz nach ihrer Rückkehr hatte ihr Vater einen vollständigen Bericht über die Entführung und ihre Gefangenschaft von ihr gefordert und sie unverblümt gefragt, ob der Wolf sie gezwungen hatte, bei ihm zu liegen. Jennys Gesichtsausdruck machte eine Antwort unnötig, und obwohl sie sich die größte Mühe gab, seinen Zorn zu besänftigen, indem sie ihm von der Abmachung erzählte und versicherte, daß der Entführer keine Gewalt angewandt hatte, war er außer sich. Seine Flüche und Beschimpfungen hallten in den großen Räumen wider, und natürlich war niemandem in der Festung verborgen geblieben, was ihn so aufgebracht hatte. Ob die Männer in der Halle sie als hilfloses Opfer oder als schamlose Dime betrachteten, wußte sie allerdings nicht.
    Ihr Vater stand vor dem Kamin und hatte seinen Gästen den Rücken zugekehrt.
    »Du wolltest mich sprechen, Vater?«
    Ohne sich umzudrehen, sagte er in unheilvollem Ton, der ihr Schauer über den Rücken jagte: »Setz dich, Tochter.«
    Jennys Cousin Angus sprang auf, um ihr seinen Stuhl anzubieten. Diese eilfertige Geste überraschte Jenny.
    »Wie fühlt Ihr Euch, Jennifer?« erkundigte sich Garrick Carmichael.
    Jenny starrte ihn fassungslos vor Staunen an. Ein dicker, brennender Kloß bildete sich in ihrer Kehle - zum erstenmal seit Beckys Tod hatte Garrick Carmichael das Wort an sie gerichtet.
    »Es ... es geht mir sehr gut«, flüsterte sie und bedachte ihn mit einem Blick, der ihre ganze Zuneigung verriet. »Und ich ... ich danke Euch herzlich für Euer Interesse, Garrick Carmichael.«
    »Ihr seid ein tapferes Mädchen«, warf ein anderer Mann ein.
    Jennys Herz wurde leicht.
    »Ja«, bestätigte ein dritter Mann. »Ihr seid eine echte Merrick.«
    Jenny wußte gar nicht, wie ihr geschah - obwohl ihr Vater einen ausgesprochen düsteren und mißmutigen Eindruck machte, schien dies der schönste Tag ihres Lebens zu werden, denn endlich waren ihre Träume wahr geworden, und sie wurde nicht mehr von ihrem Clan geschnitten!
    Hollis Fergusson ergriff das Wort und bat mit rauher Stimme im Namen aller um Verzeihung für ihr früheres Verhalten ihr gegenüber. »William hat uns Bericht erstattet über alles, was geschehen ist, während Ihr Euch in den Klauen dieses Barbaren befunden habt. Über Eure Flucht auf seinem eigenen Hengst und den Angriff mit seinem eigenen Dolch, über die zerschnittenen Decken und die zugenähten Kleidungsstücke. Ihr habt ihn zum Gespött aller gemacht, als Ihr ihm entwischt seid. Ein Mädchen, das so viel Courage hat wie Ihr, würde niemals all die gemeinen Dinge tun, die Alexander Euch zur Last gelegt hat. William hat uns die Augen geöffnet -Alexander hat sich gründlich in Euch geirrt und Euch in Mißkredit gebracht.«
    Jenny sah ihrem Stiefbruder ins Gesicht, und aus ihrem Blick sprach Liebe und Dankbarkeit.
    »Ich habe ihnen nur die Wahrheit gesagt«, meinte er mit einem traurigen Lächeln, als würde seine Freude über diese Versöhnung durch etwas getrübt, was schwer auf seinen Schultern lastete.
    »Ihr seid eine Merrick«, bekräftigte Hollis Fergusson voller Stolz. »Eine Merrick durch und durch. Der Wolf hat bis jetzt keine Klinge von uns zu spüren bekommen, aber Ihr, zart wie ihr seid, habt es geschafft: Ein Mädchen hat den Schwarzen Wolf angegriffen und verletzt!«
    »Ich danke Euch, Hollis«, sagte Jenny bescheiden.
    Nur Malcolm, Jennys jüngster Stiefbruder, betrachtete sie wie früher

Weitere Kostenlose Bücher