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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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immer es möglich war, Schutz in den dichten Wäldern.
    Royce zog die Schultern nach vom, so daß sein Rücken den schlimmsten Guß abfing. Ärgerlich stellte er fest, daß diese Haltung gleichzeitig einen Schutz für die erschöpfte Frau darstellte, die verantwortlich für all den Trubel und die Unbequemlichkeiten war und jetzt friedlich und an seine Brust gedrückt schlief.
    Kein Sonnenstrahl drang durch die massiven dunklen Wolken, und den ganzen Tag über herrschte trübes Zwielicht. Wenn der Regen nicht gewesen wäre, hätten die Reiter ihren Zielort schon vor Stunden erreicht. Royce tätschelte sanft Zeus’ schimmernden Hals - er war sehr zufrieden mit Thors Sohn, der seine doppelte Last ebenso mühelos trug wie früher sein Erzeuger. Die leichte Bewegung von Royces behandschuhter Hand schien Jennifer aus dem Schlummer zu rütteln - sie schmiegte sich noch fester an den warmen männlichen Oberkörper. Einst, vor noch gar nicht langer Zeit, hätte diese unbewußte Geste in ihm den Wunsch geweckt, sie fest an sich zu pressen - aber heute nicht. Nicht mehr. Wenn er Lust auf ihren Körper hatte, würde er ihn benutzen, aber nie wieder mit Zärtlichkeiten und Liebkosungen. Er gestattete sich zwar, Verlangen nach dieser verlogenen Schlampe zu empfinden, aber mehr nicht. Niemals. Ihre Jugend, ihre großen blauen Augen und ihre zu Herzen gehenden Lügen hatten ihn einmal genarrt, darauf würde er nie mehr hereinfallen.
    Unbewußt schien sie zu realisieren, wo sie sich befand und was sie tat, rührte sich in seinen Armen, öffnete die Augen und sah sich um, als hätte sie Mühe, sich zurechtzufinden. »Wo sind wir?« Ihre Stimme klang schlaftrunken bei den ersten Worten, die sie nach ihrem gefährlichen Abstieg an der Mauer aussprach - das erinnerte Royce wieder an die lange leidenschaftliche Nacht in Hardin, in der er sie geweckt hatte, um sie erneut zu lieben.
    Seine Miene versteinerte, als er die Erinnerung verdrängte. Er schaute in das ihm zugewandte Gesicht hinunter und erkannte die Verwirrung, die an die Stelle ihres üblichen Hochmuts getreten war.
    Als er schwieg, seufzte sie matt und bohrte weiter: »Wohin reiten wir?«
    »Nach Südwesten«, erwiderte er vage.
    »Wäre es dir schrecklich lästig, wenn du mir verraten würdest, wie der Ort heißt, zu dem wir reiten?«
    »Ja«, versetzte er barsch.
    Die letzten Spuren der Erschöpfung wichen von ihr, und als sie sich aufrichtete, fiel ihr wieder ein, was er in der vergangenen Nacht fertiggebracht hatte. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, sobald sie das geschützte Plätzchen an seiner Brust nicht mehr nutzte. Ihr Blick huschte über die vermummten Gestalten, die sich über ihre Pferde beugten und zügig neben ihnen durch den Wald ritten. Stefan Westmoreland hielt sich zu ihrer Linken, Arik zu ihrer Rechten. Tante Elinor war hellwach, saß aufrecht im Sattel und spähte mit einem beruhigenden Lächeln zu Jenny. Ihr Gesichtsausdruck machte deutlich, daß sie äußerst erfreut war, irgendwo anders als in ihrem Witwenhaus zu sein. In der Nacht auf dem Floß war es ihr gelungen, Jenny im Flüsterton mitzuteilen, daß sie den Duke mit einer kleinen List so weit gebracht hatte, sie mitzunehmen, aber darüber hinaus hatte Jenny nichts erfahren. Und der Knebel war ihr erst abgenommen worden, als sie schlief.
    »Wo ist Brenna?« erkundigte sie sich atemlos, als ihr alles wieder zu Bewußtsein kam. »Hast du sie, wie versprochen, freigelassen?«
    Jetzt, da Jenny am wenigsten eine aufschlußreiche Antwort erwartet hätte, erhielt sie eine. Mit vor Hohn triefender Stimme erwiderte Royce Westmoreland: »Ich hatte sie gar nicht in meiner Gewalt.«
    »Du Bastard !« zischte Jenny fuchsteufelswild, doch gleich darauf keuchte sie erschrocken, als sich sein Arm um sie legte wie eine Würgeschlange und sie so fest an seine Brust drückte, daß ihr der Atem stockte.
    »Sprich nie wieder in diesem Ton mit mir, und untersteh dich, mich noch einmal zu beschimpfen«, warnte er sie gefährlich leise.
    Royce wollte noch mehr sagen, doch in diesem Augenblick kam ein langgestrecktes Steingebäude, das sich an einen Hügel schmiegte, in Sicht. Er drehte sich zu Stefan um und rief laut, um den trommelnden Regen zu übertönen: »Sieht aus, als hätten wir es gefunden.« Er gab seinem Hengst die Sporen und trieb ihn in gestreckten Galopp. Neben und hinter ihm taten es ihm die fünfzig Männer gleich, und sie sprengten über eine zerfurchte Straße. Tante Elinors schrille Protestschreie

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