Im Koenigreich der Traeume
fromme Mann, der die weiße Kutte und den schwarzen Umhang eines Dominikanermönchs trug, sah ihn ungläubig an. Dann trat er mehr erschrocken als aus Höflichkeit einen Schritt zurück und ließ das Paar in die stille Priorei. »Ich ... ich habe Euch offensichtlich mißverstanden, Mylord«, stammelte er unbeholfen.
»O nein«, versicherte Royce, während er Jenny nach sich ins Haus zog. Er blieb stehen, um die schönen Butzenscheibenfenster hoch oben in den Wänden zu bewundern, dann senkte er den Blick auf den erstarrten Mönch und zog ungeduldig die Augenbrauen hoch. »Also?«
Der Mönch - ein etwa fünfundzwanzigjähriger Mann -erholte sich langsam von seinem ersten Schrecken. Er wandte sich an Jenny und sagte ruhig: »Ich bin Bruder Gregory, mein Kind. Würde es Euch etwas ausmachen, mir das alles näher zu erklären?«
Jenny trug dem heiligen Ort Rechnung und senkte die Stimme - ihr Raunen war wesentlich angemessener als Royces herrischer Bariton. »Bruder Gregory, Ihr müßt mir helfen«, flüsterte sie bebend. »Dieser Mann hat mich aus meinem Zuhause entführt. Ich bin Lady Jennifer Merrick, und mein Vater ist ...«
»Ein hinterhältiger, verlogener Bastard«, fiel Royce ihr ins Wort. Er bohrte seine Finger tiefer in Jennys Arm - und warnte sie damit, still zu sein, wenn sie nicht wollte, daß er ihr die Knochen brach.
»Ich ... ich verstehe«, sagte Bruder Gregory mit bewundernswerter Haltung. Er zog die Augenbrauen hoch und sah Royce erwartungsvoll an. »Da wir jetzt die Identität der Lady geklärt und die angeblichen Schandtaten ihres Vaters aufgedeckt haben, wäre es da zuviel verlangt, wenn ich frage, wer Ihr seid, Sir? Falls ja, könnte ich natürlich auch eine Vermutung anstellen ...«
Für den Bruchteil einer Sekunde blitzten Belustigung und Respekt in Royces Augen auf, als er auf den Mönch herabblickte. Er überragte den frommen Mann um weit mehr als eine Haupteslänge, trotzdem zeigte der Mönch keinerlei Furcht. »Ich bin ...« begann Royce, aber Jennys zornige Stimme unterbrach ihn.
»Er ist der Schwarze Wolf. Die Geißel Schottlands. Eine Bestie und ein Verrückter!« rief sie.
Bruder Gregory sah sie nach diesem Ausbruch mit großen Augen an, blieb aber ausgesprochen gelassen und nickte nur. »Also der Duke of Claymore.«
»Da wir uns jetzt alle höflich miteinander bekannt gemacht haben, könnt Ihr anfangen«, forderte der Earl den Mönch auf. »Sagt Euren Sermon auf, damit wir die Sache hinter uns bringen.«
Äußerst würdevoll entgegnete Bruder Gregory: »Normalerweise müßten zuvor noch einige Formalitäten erledigt werden. Aber nach allem, was man im ganzen Land hört, haben sowohl die Kirche als auch König Jakob den Segen zu dieser Verbindung bereits gegeben - daher dürften keine Hindernisse mehr bestehen.« Jennys Mut sank, und ihr wurde schwindelig, als er sie ansprach: »Dennoch scheint mir, daß Ihr diesen Mann nicht heiraten wollt. Habe ich recht, mein Kind?«
»Ja! - « schrie Jenny.
Der junge Mönch brauchte nicht lange, um seinen Mumm zusammenzunehmen, dann widmete er seine Aufmerksamkeit dem mächtigen, unnachgiebigen Mann und sagte: »Mylord, Euer Gnaden, ich kann diese Trauung nicht vollziehen ohne die Einwilligung der ...« Er brach verwirrt ab, als der Duke of Claymore ihn in spöttischem Schweigen betrachtete und in aller Seelenruhe darauf zu warten schien, daß sich der Mönch etwas ins Gedächtnis rief - etwas, das ihm keine Wahl ließ, als seinen Wünschen nachzukommen.
Bestürzt wurde Bruder Gregory klar, was er von allem Anfang an hätte bedenken müssen, und er wandte sich wieder an Jennifer. »Lady Jennifer«, sagte er freundlich, »ich möchte Euch nicht in Verlegenheit bringen, aber es ist allgemein bekannt, daß Ihr einige Wochen ... mit diesem Mann - Ihr versteht? - und daß er und Ihr...«
»Ich habe das nicht aus freien Stücken getan«, protestierte Jennifer schwach und wurde rot vor Scham und Schuldgefühlen.
»Das weiß ich«, besänftigte sie Bruder Gregory. »Aber bevor ich mich weigere, die Trauung zu vollziehen, muß ich Euch fragen, ob Ihr sicher seid, daß Ihr kein Kind empfangen habt in der Zeit, die Ihr als Geisel verbrachtet. Falls keine Gewißheit besteht, müßt Ihr um des möglichen Kindes willen in diese Heirat einwilligen. Es ist eine Notwendigkeit.«
Jennifers Gesicht glühte scharlachrot bei dieser peinlichen Diskussion, und sie verabscheute Royce Westmoreland mehr denn je.
»Nein«, sagte sie heiser, »das ist ganz und
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