Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
Vom Netzwerk:
unbedingt feindselig - kein Wunder, wenn man die Warnung in Betracht zog, die Royce im Burghof vor allen ausgesprochen hatte.
    Die Erinnerung daran beschäftigte Jenny und gab ihr Rätsel auf. Trotz all der bitteren Gefühle, die zwischen ihnen standen, hatte Royce ihr in aller Öffentlichkeit denselben Stellenwert in diesem Haushalt eingestanden, den er selbst einnahm. Er hatte sie zu sich erhoben, und Jenny kam es ausgesprochen merkwürdig vor, daß ein Mann so etwas tat, besonders ein Mann wie er. In diesem Fall schien er aus Zuneigung zu ihr so gehandelt zu haben. Trotzdem hatte er bis jetzt noch nie etwas - auch nicht die Freilassung von Brenna - in Szene gesetzt, ohne einen egoistischen Beweggrund und ohne seine eigenen Ziele aus den Augen zu verlieren.
    Bei ihm eine Tugend wie Freundlichkeit vorauszusetzen, wäre reine Torheit. Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, welcher Grausamkeit er fähig war: Beinahe hätte er ein Kind getötet, nur weil es mit einem Dreckklumpen warf, und das war mehr als grausam, es war barbarisch. Andererseits hatte er vielleicht gar nicht vorgehabt, den Jungen töten zu lassen - vielleicht einfach nur langsamer reagiert als sie.
    Mit einem Seufzer gab sie es für den Moment auf, das Rätsel um ihren Mann zu lösen, und drehte sich zu dem Mädchen namens Agnes um. In Merrick plauderte die Herrin angeregt mit den Dienstboten, und man tauschte Klatsch und Vertraulichkeiten aus. Obwohl es schwer vorstellbar war, daß diese Mädchen je mit ihr schwatzten und lachten, war Jenny entschlossen, sie so weit zu bringen, daß sie wenigstens mit ihr redeten. »Agnes«, sagte sie in sorgfältig bemessenem, höflichem Ton, »ist das das Kleid, das ich heute abend tragen werde?«
    »Ja, Mylady.«
    »Es gehörte früher einer anderen Frau, nicht wahr?«
    »Ja, Mylady.«
    Diese Worte waren die einzigen, die die beiden Zofen in den letzten Stunden geäußert hatten, und Jenny war niedergeschlagen und traurig. »Wem hat es gehört?« beharrte sie freundlich.
    »Der Tochter des früheren Lords, Mylady.« Als es klopfte, drehten sich beide zur Tür um, und einen Augenblick später stellten drei kräftige Diener große Truhen auf dem Boden ab.
    »Was ist da drin?« wollte Jenny wissen.
    Da keine der Zofen die Antwort darauf zu wissen schien, kletterte Jenny von dem hohen Bett, um den Inhalt der Truhen selbst zu inspizieren. Als sie die Deckel öffnete, kamen die prächtigsten Stoffe zum Vorschein, die sie je zu Gesicht bekommen hatte- glänzender Satin, mit Gold und Silber durchwirkter Samt, Brokat, bestickte Seide, weicher Kaschmirstoff und so zartes Leinen, daß man fast hindurchsehen konnte.
    »Oh, das ist wunderschön!« hauchte Jenny und strich über den smaragdgrünen Satin.
    Alle drei Frauen wirbelten erschrocken herum, als eine Stimme von der Tür herüberdrang.
    »Wie ich sehe, freust du dich, habe ich recht?« fragte Royce, stand auf der Schwelle und lehnte mit der Schulter am Rahmen. Er trug eine dunkelrote Seidenweste und darüber ein zinngraues Samtwams. Ein schmaler, mit Rubinen besetzter Gürtel zierte seine Taille, und daran hing ein Dolch, an dessen Griff ein riesiger Rubin funkelte.
    »Ob ich mich freue?« wiederholte Jenny und wurde ein wenig unsicher, als sein Blick über ihr Haar glitt und am Ausschnitt ihres Morgenrocks haften blieb. Sie sah an sich herunter, um herauszufinden, was ihn so sehr faszinierte, und zog den aufklaffenden Kragen zu, um ihn mit der Faust festzuhalten.
    Ein spöttisches Lächeln kräuselte seine Lippen, als er diese schamhafte Geste bemerkte, dann sah er die beiden Zofen an. »Laßt uns allein«, forderte er bestimmt.
    Sie kamen seiner Bitte augenblicklich nach und schlüpften so schnell wie möglich an ihm vorbei durch die Tür.
    Jenny beobachtete, wie sich Agnes hinter seinem Rücken hastig bekreuzigte.
    Ein Angstschauer kroch Jenny über das Rückgrat, als Royce die Tür zumachte und sich im Zimmer umsah. Sie versuchte, Zuflucht in einem Gespräch zu nehmen, und sagte das erste, was ihr in den Sinn kam. »Du solltest nicht so schroff und harsch mit den Dienstboten umgehen. Ich glaube, du machst ihnen angst.«
    »Ich bin nicht hier, um mit dir über die Bediensteten zu reden«, erwiderte er ruhig, während er auf sie zuging.
    Jenny war sich nur allzu bewußt, daß sie ganz nackt unter ihrem Morgenrock war, und wich vorsichtig einen Schritt zurück. Dabei trat sie versehentlich auf den Saum ihres Gewandes, so daß sie sich nicht mehr von der Stelle rühren

Weitere Kostenlose Bücher