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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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Fluchtversuch zu unternehmen.
    Die List hatte Erfolg. An diesem Abend versammelten sich Royce, Stefan, Arik und die Ritter des Schwarzen Wolfs, um über den Weitermarsch der Armee am nächsten Tag zu beraten. Das Lager sollte abgebrochen werden, die Männer würden zur Festung Hardin marschieren, die dreißig Meilen nordöstlich lag, und dort rasten, bis Verstärkung, Proviant und Winterkleidung aus London eintrafen. Während der Unterredung und des darauffolgenden Essens behandelte Royce Westmoreland Jenny beinahe galant! Und nachdem alle anderen das Zelt verlassen hatten, wandte er sich ihr zu und sagte ruhig: »Die Vorschriften, wann Ihr Eure Schwester sehen dürft, sind aufgehoben. Ihr könnt soviel Zeit mit ihr verbringen, wie Ihr mögt.«
    Jenny, die sich gerade auf die Felle niederlassen wollte, hielt bei diesem ungewöhnlich sanften Tonfall mitten in der Bewegung inne und starrte ihn an. Unerklärlicherweise war ihr nicht wohl in ihrer Haut, als sie sein stolzes, aristokratisches Gesicht betrachtete. Es war, als hätte er aufgehört, sie als Feindin anzusehen, und würde sie auffordern, dasselbe zu tun. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte.
    Sie sah in seine unergründlichen silbernen Augen, und ein Instinkt warnte sie, daß ihn dieses Angebot auf einen Waffenstillstand für sie noch gefährlicher machen konnte, als er es als Gegner gewesen war. Aber ihr Verstand wies diese Warnung zurück - das alles ergab doch überhaupt keinen Sinn. Sie konnte nur profitieren, wenn zwischen ihnen eine Art oberflächlicher Freundschaft herrschte, und, um ehrlich zu sein, sie war nicht einmal abgeneigt, wieder so entspannt mit ihm zu plaudern wie an dem Abend, an dem sie seine Wunde genäht hatte.
    Sie öffnete den Mund, um ihm für seine Großzügigkeit zu danken, besann sich aber anders. Es erschien ihr wie ein Verrat, ihrem Entführer dankbar für seine Nachsicht zu sein und so zu tun, als wäre alles vergeben und vergessen und als könnten sie -na ja- Freunde werden. Außerdem fühlte sie sich jetzt, wo er ihr etwas mehr Vertrauen entgegenbrachte, beschämt, weil sie diesen Fortschritt durch eine Täuschung erzielt hatte. Schon als kleines Mädchen war Jenny aufrichtig gewesen - eine Eigenschaft, die sie bei ihrem Vater in Mißkredit gebracht und letzten Endes dazu geführt hatte, daß sie ihren Stiefbruder lieber zu einem Kampf auf dem Feld der Ehre herausgefordert hätte, als ihn mit seinen eigenen betrügerischen Mitteln zu schlagen. Obwohl sie in der gegenwärtigen Situation dazu gezwungen war, List anzuwenden, und auch wenn ihre Bemühungen belohnt wurden und das Ziel aller Ehren wert, plagten sie Schuldgefühle. Stolz, Aufrichtigkeit und Verzweiflung fochten einen Kampf in ihrem Inneren aus, und ihr Gewissen machte ihr schwer zu schaffen.
    Sie überlegte, was wohl Mutter Ambrose in dieser Lage täte, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß es überhaupt jemand wagen würde, die ehrwürdige Äbtissin zu entführen, ganz zu schweigen davon, sie wie ein Getreidesack über einen Pferderücken zu werfen oder dergleichen scheußliche Dinge, die man Jenny angetan hatte.
    Aber eines war sicher, Mutter Ambrose behandelte jedermann gerecht, egal wie ärgerlich oder unehrenhaft die Umstände waren.
    Der Earl vertraute Jenny. Er bot ihr sogar so etwas wie Freundschaft an, das erkannte sie an seinem warmherzigen Blick und seiner sanften, tiefen Baritonstimme. Sie konnte - sie durfte dieses Vertrauen nicht mit Nichtachtung strafen.
    Die Zukunft ihres Clans hing davon ab, ob ihr die Flucht gelang oder sie anderweitig errettet wurde. Bestimmt würde ihr Vater versuchen, sie zu befreien, ehe er sich ergab. Aus diesem Grund mußte sich Jenny, so gut es ging, frei in der Nähe des Earls bewegen. Schändlich oder nicht, sie durfte nicht so offen sein und wollte seine Nachsicht für ihre Zwecke nutzen. Auch konnte sie sein Freundschaftsangebot nicht ausschlagen, ohne ihre kleinen Freiheiten zu gefährden, aber sie würde wenigstens bis zu einem gewissen Grad ehrlich zu ihm bleiben.
    Nachdem sie nach längerem Schweigen zu diesem Entschluß gekommen war, sah Jenny den Earl an und nickte kühl zum Zeichen, daß sie sein Friedensangebot mit Dank angenommen hatte.
    Eher belustigt als verärgert über das, was er als königliches Akzeptieren seiner Milde mißinterpretierte, verschränkte Royce die Arme vor der Brust und lehnte die Hüfte an den Tisch. Amüsiert zog er eine Augenbraue hoch und sagte,

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