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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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gerade als sie es sich auf den Fellen bequem machte und die Beine unter sich zog: »Erzählt mir eines, Jennifer - als Ihr im Kloster wart, hat man Euch da nicht ausdrücklich darauf hingewiesen, die sieben Untugenden zu vermeiden?«
    »Doch, selbstverständlich wurde ich dazu angehalten.«
    »Hat man Euch auch gesagt, daß der Stolz zu diesen Untugenden gehört?« murmelte er leise - das Kerzenlicht, das ihre langen goldenen Strähnen zum Leuchten brachte, lenkte ihn ein wenig ab.
    »Ich bin in Wirklichkeit gar nicht stolz«, erwiderte sie mit einem reizenden Lächeln. Sie war sich durchaus bewußt, daß er auf ihre halbherzige Dankesbezeugung anspielte. »Vermutlich bin ich eigensinnig, dickköpfig und halsstarrig, aber nicht stolz, glaube ich.«
    »Die Gerüchte und meine eigene Erfahrung mit Euch hätten mich fast von etwas anderem überzeugt.«
    Sein gequälter Ton brachte sie zum Lachen, und Royce war vollkommen gefangen von ihrer übersprudelnden Fröhlichkeit und ihrer Schönheit. Nie in seinem Leben hatte er ein so melodiöses Lachen gehört oder so wundervoll blitzende Augen gesehen. Wie sie auf den weichen Fellen saß und lachte, bot Jennifer Merrick ein unvergleichliches Bild. Royce spürte das so deutlich, wie er wußte, daß er ihr nicht mehr widerstehen könnte, wenn er jetzt zu ihr gehen und sich neben sie setzen würde. Er zögerte, betrachtete sie und rief sich im stillen all die Gründe ins Gedächtnis, die ihm rieten, dort zu bleiben, wo er sich im Moment befand. Und dann tat er, indem er seine Absichten sorgfältig kaschierte, genau das Gegenteil.
    Er nahm zwei Becher und den Weinkrug vom Tisch und brachte sie zu den Fellen. Nachdem er die Becher gefüllt hatte, reichte er Jenny einen davon. »Ihr werdet Jennifer die Stolze genannt, wußtet Ihr das?« fragte er und lächelte ihr strahlendes Gesicht an.
    Jenny war sich überhaupt nicht bewußt, daß sie mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf ungekanntes, gefährliches Terrain geriet. Sie zuckte mit den Schultern, und in ihren Augen tanzten fröhliche Lichter. »Das ist nur Klatsch - das Ergebnis meines Zusammentreffens mit Lord Balder wahrscheinlich. Ihr werdet die Geißel von Schottland genannt, und man erzählt sich, daß Ihr Säuglinge abschlachtet und ihr Blut trinkt.«
    »Wirklich?« staunte Royce mit einem übertriebenen Schaudern, als er neben ihr Platz nahm. Halb im Scherz fügte er hinzu: »Kein Wunder, daß ich in den Burgen und Schlössern der vornehmen Engländer nicht willkommen bin.«
    »Ihr werdet dort nicht gern gesehen?« fragte sie verwirrt und unterdrückte das absurde Mitgefühl, das sie plötzlich empfand. Er mochte Schottlands Feind sein, aber er kämpfte für England, und es erschien ihr schrecklich ungerecht, wenn seine Landsleute ihn ausgrenzten.
    Sie setzte ihren Becher an die Lippen und trank ein paar Schlucke, um ihre Nerven zu beruhigen. Dann musterte sie ihn im Schein der Talgkerzen, die auf dem Tisch standen. Der junge Gawin befand sich auf der anderen Seite des Zelts und wirkte vollkommen versunken in seine Aufgabe - er polierte die Rüstung seines Herrn mit Sand und Essig.
    Die englische Aristokratie muß wirklich eigenartig sein, dachte Jenny. In Schottland würde man den Mann an ihrer Seite als gutaussehenden Helden betrachten, und er wäre in jedem Schloß hochwillkommen, in dem eine unverheiratete Tochter lebte. Er erschien oft finster und arrogant, das stimmte - sein hartes, kantiges Kinn drückte eiserne Entschlossenheit und unerbittliche Autorität aus, aber alles in allem hatte er ein männliches, gutaussehendes Gesicht. Sein Alter konnte man nicht schätzen; das Leben in Wind und Wetter hatte Furchen in seine Augenwinkel und neben den Mund eingezeichnet. Jenny vermutete, daß er älter sein mußte, als er aussah, weil sie schon als kleines Kind Geschichten über die Heldentaten des Schwarzen Wolfs gehört hatte. Plötzlich erschien es ihr äußerst seltsam, daß er sein ganzes Leben auf dem Schlachtfeld und mit der Eroberung fremder Territorien verbracht hatte, statt sich eine Frau zu suchen und einen Erben zu zeugen für die Güter und Reichtümer, die er inzwischen angehäuft haben mußte.
    »Warum habt Ihr nie geheiratet?« platzte sie heraus und konnte selbst nicht glauben, daß sie ihm tatsächlich eine solche Frage gestellt hatte.
    Verblüffung zeichnete sich auf Royces Gesicht ab, als er begriff, daß sie ihn, einen Neunundzwanzigjährigen, offensichtlich für viel zu alt hielt, um noch eine Ehe

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