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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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sehen, und drohte offensichtlich, eure Zelle gewaltsam zu stürmen, falls man ihm die Erlaubnis dazu verweigerte.«
    Eine schlimme Vorahnung beschlich Royce. »Und wo befindet er sich jetzt?«
    Der Wachmann deutete mit dem Kopf nach links. »Soweit ich weiß, hält er sich ein Stockwerk über Euch im Westteil des Gebäudes auf, Mylord. Er steht unter Bewachung.«
    Royce stieß erschrocken die Luft aus. Stefan hätte nicht herkommen dürfen, das war äußerst leichtsinnig und unbedacht gewesen. Wenn man Heinrichs Zorn auf sich gezogen hatte, war es das klügste, ihm aus dem Weg zu gehen, bis er sein königliches Temperament wieder unter Kontrolle hatte. »Danke ... äh«, sagte Royce, aber der Name des Wächters fiel ihm nicht mehr ein.
    »Larraby, My ...« er brach ab und wirbelte zur Tür herum, die in diesem Augenblick aufschwang.
    Graverley stand auf der Schwelle und grinste boshaft. »Seine Majestät der König hat mich gebeten, Euch zu ihm zu bringen.«
    Erleichterung mischte sich in die Sorge um Stefan, als Royce an Graverley vorbeiging und ihn an die Wand drängte. »Wo ist der König?« erkundigte er sich knapp.
    »Im Thronsaal.«
    Royce, der schon einige Male im Tower zu Gast gewesen war, kannte sich in den Räumlichkeiten aus. Er überließ es Graverley, ihm zu folgen und mit ihm Schritt zu halten, während er durch die langen Korridore und die beiden Treppen hinuntereilte.
    Als er mit seinem > Begleiter< durch die Galerie kam, merkte er, daß sich die Blicke aller auf ihn richteten. Den höhnischen Gesichtern nach zu urteilen, wußte inzwischen jedermann, daß er hier gefangengehalten wurde und bei Heinrich in Ungnade gefallen war.
    Lord und Lady Ellington - in vorschriftsmäßiger Hofkleidung - verneigten sich spöttisch grinsend vor Royce. Er war daran gewöhnt, daß man ihm bei Hofe voller Furcht und Mißtrauen begegnete. Aber heute hätte er schwören können, daß die noblen Herren und Damen ein amüsiertes Lächeln zur Schau trugen. Und Royce machte die Entdeckung, daß ihm Angst und Mißtrauen bei weitem lieber waren als Schadenfreude.
    Graverley bot ihm vergnügt eine Erklärung für die eigenartigen Blicke der Anwesenden: »Die Geschichte von Lady Jennifers Flucht aus den Klauen des gefürchteten Schwarzen Wolfs hat die Runde gemacht und für große Heiterkeit gesorgt.«
    Royce biß die Zähne zusammen und beschleunigte seine Schritte, aber Graverley konnte er nicht abschütteln, ln selbstgefälligem Tonfall höhnte der Berater des Königs: »Natürlich hat die Belustigung neue Nahrung erhalten, als sich herumsprach, daß ein unscheinbares schottisches Mädchen unseren ruhmreichen Kriegshelden so sehr betören konnte, daß er ihr eine kostbare Perlenkette schenkte. Und daß dieses schottische Mädchen es vorzog, mit dem Schmuck das Weite zu suchen, statt den furchterregenden Ritter zu heiraten ...«
    Royce drehte sich auf dem Absatz um, in der Absicht, seine geballte Faust in Graverleys grinsendes Gesicht zu schmettern, aber die livrierten Lakaien öffneten bereits die riesige Tür zum Thronsaal. Royce hielt sich im Zaum, weil er wußte, daß sowohl Stefans als auch sein eigenes Leben verwirkt war, wenn er den hochgeschätzten Berater des Königs in aller Öffentlichkeit niederstreckte. Er wandte sich angewidert ab und passierte die Tür, die ihm die Lakaien aufhielten.
    Heinrich saß am anderen Ende des Saals in der Robe des Regenten auf seinem Thron und trommelte ungeduldig mit den Fingerspitzen auf die Armlehnen.
    »Laßt uns allein!« befahl er Graverley, ehe er seinen kühlen Blick auf Royce richtete.
    Stille folgte Royces höflicher Begrüßung - eine ungewöhnlich eisige Stille, die nichts Gutes zu versprechen schien.
    Nach einer kleinen Ewigkeit sagte Royce zurückhaltend: »Ihr wünschtet mich zu sehen, Sire?«
    »Schweigt!« bellte Heinrich wütend. »Ihr werdet nur dann das Wort ergreifen, wenn ich Euch die Erlaubnis dazu erteile.« Aber jetzt, da der Bann des Schweigens gebrochen war, konnte Heinrich seinen Ärger nicht länger bezähmen. Seine Worte zischten wie Peitschenhiebe durch die Luft. »Graverley berichtet, daß Eure Männer die Waffen gegen meine Soldaten erhoben haben. Weiterhin behauptet er, Ihr hättet in voller Absicht einen meiner Befehle mißachtet und ihn daran gehindert, die beiden Merrick-Frauen zu befreien. Was habt Ihr zu diesen schwerwiegenden Anschuldigungen zu sagen, Royce Westmoreland?« Noch ehe Royce ihm eine Antwort darauf geben konnte, erhob sich der

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