Im Koma
kehrte Warren an Caseys Bett zurück. »Hektischer Tag«, bemerkte er und zog die Decke wieder von ihren Füßen. »Du musst erschöpft sein. Die ganze Aufregung. Die ganze Anstrengung.«
Casey spürte, wie er ihre Fußsohle kitzelte und sie ihren Fuß instinktiv zurückzog.
»Und sag mir, Dornröschen, war das wieder nur eine unwillkürliche Muskelzuckung?« Er kniff ihr in die Zehen, bevor er ihre Füße wieder zudeckte. »Schade, dass Detective Spinetti den spannenden Teil verpasst hat.«
Er wird wiederkommen. Du kannst ihn nicht ewig täuschen.
»Du kannst mir nichts vormachen«, sagte er. »Ich weiß, dass du langsam gesund wirst. Und dass du jedes meiner Worte verstehst. Genauso wie ich weiß, dass du nicht schläfst. Dornröschen schläft gar nicht, hab ich recht?«, fragte er und küsste sie auf die Stirn.
Dornröschen schläft gar nicht, flüsterten die Wände. Dornröschen schläft nicht.
KAPITEL 24
»Und wie geht es uns heute?«, flötete Patsy, als sie das Zimmer betrat, um das Bett ging und Casey mit einem Schwung die Decke wegzog. »Haben wir gut geschlafen?«
Wir haben gar nicht geschlafen, dachte Casey und spürte, wie die junge Frau an ihrem Laken zerrte, bis sie es gelöst hatte. Sofort strömte kalte, klimatisierte Luft über ihre nackten Beine, und Casey zitterte, obwohl sie bezweifelte, dass man es sehen konnte oder Patsy es bemerken würde, wenn dem so war.
»Heute ist Montag«, sagte Patsy munter. »Und damit laut Mrs. Singer Waschtag. Es ist eigentlich nicht meine Aufgabe, aber weil ich eine aufmerksame Angestellte bin, habe ich der alten Schachtel gesagt, ich würde Ihre Bettwäsche holen. Aber um an das Laken zu kommen, auf dem Sie liegen, müssen wir Sie wohl aus dem Bett in den Sessel dort verfrachten.« Sie seufzte, als ob schon der bloße Gedanke sie erschöpfen würde. »Ich glaube, dafür warte ich auf Warren, damit er mir helfen kann.« Sie seufzte erneut, diesmal eher lustvoll als müde. »Er duscht gerade, um nach seinem Training frisch und sauber zu sein. Ein wirklich hingebungsvoller Ehemann. Sechs Uhr aufstehen, um sieben aus dem Haus zum Fitnessstudio, zurück um halb neun und dann los zur Arbeit. Habe ich Ihnen erzählt, dass er mir einen Cappuccino von Starbucks mitgebracht hat? Wirklich aufmerksam, Ihr Mann. Ich hab jedenfalls gute Laune«, fuhr Patsy fort, »was ein Glück für Sie ist, weil ich Montage normalerweise hasse. Und Wäsche auch. Vor allem die anderer Leute. Jetzt den Kopfkissenbezug.« Ohne weitere Warnung zog sie das große Kissen unter Caseys Kopf weg und ließ ihn ungestützt auf die Matratze fallen. Leicht abschüssig liegend fragte Casey sich, ob Patsy versuchen würde, das Laken unter ihrem Körper wegzureißen wie ein Zauberer ein Tischtuch. Womit sie... ja, was eigentlich wäre?
Ein Gedeck? Eine Obstschale?
Ein Stillleben, dachte sie. Mehr bin ich nicht.
Allerdings nicht mehr ganz so still, dachte sie mit neu erwachter Erregung und unterdrückte den Impuls, ihre Finger auszustrecken und ihre Zehen anzuziehen für den Fall, dass Patsy genauer hinsah, als sie vermutete. Je weniger Patsy wusste, desto besser, hatte Casey in den
Stunden der Nacht entschieden, nachdem Warren sie allein gelassen hatte. Stunden, in denen sie ihre Situation analysiert und überlegt hatte, was sie tun könnte.
Konnte sie überhaupt etwas tun?
Sie hatte keinen Zweifel mehr daran, dass ihre Sinne wieder erwachten und mit jedem Tag kräftiger wurden. Sie konnte hören; sie konnte riechen; sie konnte den Unterschied zwischen heiß und kalt spüren, zwischen Patsys gleichgültiger Berührung und Gails liebevollem Streicheln; sie konnte die kunstfertige Zärtlichkeit von Warrens Lippen erkennen, die ihre Stirn streiften, und die brutale Absicht hinter seinen vermeintlich freundlichen Worten.
Und jetzt konnte sie die Finger ausstrecken und mit den Zehen wackeln. Sie konnte die Hände zu Fäusten ballen und die Knöchel hin und her drehen. In einer Woche war sie womöglich in der Lage, die Hände über den Kopf zu heben, ein paar Tage später konnte sie vielleicht die Füße aus dem Bett schwingen, möglicherweise sogar gehen, dann sehen und sprechen.
Um allen zu erzählen, was wirklich geschehen war.
I am woman, hearme roar, fielen ihr die Worte eines alten Helen-Reddy-Songs ein. Ob Patsy den kannte?
Casey machte ein paar tiefe, unsichtbare Atemzüge, um ihren aufkeimenden Optimismus zu dämpfen, damit ihre kühnen Hoffnungen der Wirklichkeit nicht zu weit
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