Im Koma
meine Hand.
»Ich kann Detective Spinetti hinausbegleiten«, sagte Patsy.
Wie lange hatte sie schon dort gestanden, fragte Casey sich, als der Duft von Lavendel sie in der Nase kitzelte.
»Viel Glück, Casey«, sagte Detective Spinetti.
Fassen Sie meine Hand. Bitte, fassen Sie meine Hand.
Als seine Finger die ihren streiften, spürte sie ein Kribbeln.
»Auf Wiedersehen, Detective«, sagte Janine.
»Miss Pegabo, Mr. Marshall«, sagte Detective Spinetti, zog seine Hand zurück und verließ das Zimmer.
Nein! Kommen Sie zurück. Kommen Sie zurück.
»Was hatte denn das zu bedeuten?«, fragte Janine, nachdem die Haustür geöffnet und wieder geschlossen worden war.
»Ich weiß es nicht.«
»Klang so, als hätte er Drew nach wie vor im Verdacht.«
»Ja, nicht wahr?«, stimmte Warren ihr mit kaum verhohlener Befriedigung zu.
»Und was glaubst du?«
»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.« Warren atmete langsam und vernehmlich aus. »Und wie läuft es in der Agentur? Mir kommt es so vor, als wärst du in letzter Zeit nicht oft dort gewesen.«
»Nein. Ich habe es ein wenig schleifen lassen.«
»Niemand erwartet, dass du jeden Tag zu Besuch kommst.«
»Ich weiß.«
Ein weiterer Seufzer, gefolgt von einer längeren Pause.
»Es gibt keinen Grund, Schuldgefühle zu haben«, sagte Warren dann.
»Wer sagt, dass ich Schuldgefühle habe?«
»Nicht?«
»Und du?«
Wovon redet ihr?
»Das Leben ist zu kurz, um etwas zu bedauern«, sagte Warren, als der Duft von Lavendel zurückkehrte.
Was bedauern? Und weswegen Schuldgefühle?
»Kann ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte Patsy. »Eine Tasse Kaffee oder vielleicht einen Kräutertee?«
»Ich dachte, dafür hättest du eine Haushälterin«, bemerkte Janine. »Sie hat samstags und sonntags frei.« »Und Patsy nicht?«
»Bis auf Weiteres arbeitet sie auch an Wochenenden.«
»Ich helfe gerne«, sagte Patsy.
»Eine richtige kleine Mutter Teresa«, sagte Janine.
»Wer?«
»Ach, nichts.«
Es klingelte.
»Ich mach auf«, sagte Patsy. »Hektischer Vormittag«, bemerkte Janine.
Kurz darauf wurde die Haustür geöffnet, und eine hohe Kinderstimme schallte die Treppe hinauf. »Tante Casey! Ich bin hier!«
»Noch mehr Spiel und Spaß«, sagte Warren.
Lautes Trampeln auf der Treppe, begleitet von fröhlichen Rufen. »Tante Casey, warte, bis du siehst, was ich für dich gemacht habe.«
»Sachte, Lola«, ermahnte Warren sie, als das kleine Mädchen ins Zimmer stürmte. Casey stellte sich ihre Nichte in einem weißen Rüschenkleid vor, eine pinkfarbene Spange in ihrem langen, feinen Haar, obwohl sie wahrscheinlich Shorts und ein T-Shirt trug, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und genauso aussah wie ihre Mutter in diesem Alter.
»Ich habe ein Bild für Tante Casey gemalt. Willst du es sehen?«
»Unbedingt«, sagte Warren. »Wow. Was ist das?«
»Ein Zebra.«
»Ich dachte, Zebras wären schwarz-weiß.«
»Das ist ein besonderes Zebra. Es ist schwarz und weiß und orange und rot.«
»Es ist sehr schön«, sagte Janine. »Ich bin sicher, es wird deiner Tante Casey gefallen.«
»Darf ich es ihr zeigen?« Casey spürte, wie das Kind an ihr Bett stieß.
»Im Moment kann sie nichts sehen, Schätzchen«, erklärte Warren. »Aber ich klebe es gleich dort an die Wand, dann sieht sie es, sobald sie aufwacht.«
»Okay.«
»Ich hol Tesafilm.«
»Meinetwegen musst du nicht gehen«, versicherte Drew ihm, als sie das Zimmer betrat. »Ich bin sofort zurück.«
»Er holt Tesafilm für mein Bild«, erklärte Lola ihr, kletterte aufs Bett und machte es sich zu Caseys Füßen bequem.
»Hi, Janine«, sagte Drew. »Nett, dich wiederzusehen.«
»Du hast nur knapp Detective Spinetti verpasst.«
»Wirklich? Was wollte der denn hier?«
»Offenbar bloß sehen, wie es Casey geht.«
Drew trat an das Bett ihrer Schwester und berührte ihren Oberschenkel. »Interessant. Und wie geht es ihr?« Sie zog ihre Hand zurück, als Casey gerade ihr Bein bewegen wollte.
»Ziemlich unverändert.«
»Liest du ihr immer noch dieses Buch vor?« »Es ist eine Art unendliche Geschichte.«
Drew lachte. Casey begann, unter der Decke mit den Zehen zu wackeln.
Guck aufweine Füße, Drew. Bitte, guck auf meine Füße.
»Ich habe auch ein Buch«, sagte Lola. »Wo ist mein Buch, Mami?«
»Irgendwo in meiner Tasche. Handtaschen sind heutzutage so verdammt groß, dass man so ziemlich sein ganzes Leben darin verstauen kann. Das Problem ist bloß, dass sie auch so schwer sind, dass man
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