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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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vorauseilten. Es war durchaus möglich, dass sie das Maximum der zu erwartenden Fortschritte schon erreicht hatte, dass sie nie wieder gehen, sehen oder ihre Stimme finden, sondern bis zu ihrem letzten Atemzug auf diese Weise eingesperrt bleiben würde, ohne dass auch nur eine Menschenseele je die Wahrheit erfahren würde.
    Nein, das wollte sie nicht glauben. Das konnte sie nicht glauben.
    Jeder Tag brachte eine Verbesserung, manchmal groß, manchmal klein, aber immer bedeutsam. Sie wurde nach und nach wieder in dem Körper heimisch, aus dem sie so gewaltsam gerissen worden war, wurde vertraut mit der Frau, mit der sie, gleichwie unfreiwillig, nichts mehr zu tun gehabt hatte.
    Vertraut mit sich selbst.
    Und würde sie diese Frau überhaupt erkennen, wenn sie sie gefunden hatte? Und würde sie sie rechtzeitig finden, um sie zu retten? Casey hörte Schritte vom Flur.
    »Was machst du?«, fragte Warren, als er in einer Wolke von Duschgerüchen ins Zimmer kam - Seife, Shampoo, Talkum-Puder.
    Casey erstarrte. Hatten ihre Gedanken sie verraten? Hatte sie die Fäuste geballt oder die Zehen bewegt? Hatte sie konzentriert die Stirn in Falten gelegt oder erwartungsvoll den Mund geöffnet, als ob sie gerade sagen wollte: »Bitte. Du musst das nicht machen.«
    »Du musst das nicht machen«, übernahm Warren ihre Worte.
    »Oh, kein Problem«, versicherte Patsy ihm, während Casey einen unsichtbaren Seufzer der Erleichterung tat. »Ich dachte, es wäre vielleicht ein bisschen viel für Mrs. Singer. Sie ist nicht mehr so jung wie ich.«
    Nicht mehr so jung wie du. Wirklich gut, Patsy. Du flinkes, kleines Ding.
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Unsinn. Ich bin für Casey verantwortlich. Ich tue es gern.« »Danke.«
    »Ich muss mich bei dir für den Cappuccino bedanken.« »Ich hab nicht zu viel Zimt darübergestreut?« »Überhaupt nicht. Er war perfekt.« »Gut. Du brauchst das wirklich nicht alleine zu machen.«
    Casey fragte sich, ob er sie oder die Bettwäsche meinte. War sie ein »Das« geworden?
    »Schon gut, aber ich brauche bestimmt deine Hilfe, um deine Frau in den Sessel zu heben.« »Lass mich das machen.«
    Casey spürte, wie er seine kräftigen Arme unter ihren Leib schob, um sie in den Kniekehlen und der Hüfte zu packen.
    »Vorsicht«, mahnte Patsy, als Warren Casey hochhob. »Nicht dass du dich verhebst.«
    »Ich bin es gewohnt, schwerere Gewichte als dies zu stemmen«, sagte Warren.
    Nun war sie also ein »Dies«.
    Ein Dies und Das. Casey lachte, obwohl kein Laut aus ihrer Kehle drang. Plötzlich löste sich Warrens Griff, und ihr Körper sank zurück aufs Bett. »Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Patsy. »Hast du dir wehgetan?« »Ich dachte, ich hätte gespürt, wie Casey... Nein. Das ist zu verrückt.« »Was?«
    »Nein«, wiederholte Warren. »Was?«, drängte Patsy.
    Nach einer kurzen Pause sagte Warren: »Ich habe ein leichtes Rumoren gespürt. Ich weiß nicht, es war fast so, als hätte Casey gelacht.«
    »Gelacht?«
    Das hast du gespürt? Mein Gott, das hast du gespürt?
    »Was könnte sie wohl zu lachen haben?«, fragte Patsy sich laut.
    »Ich sag ja, es ist verrückt.«
    »Es war wahrscheinlich nur ihr Magen«, sagte Patsy.
    »Wahrscheinlich.« Warren packte Caseys Hüfte wieder fester. »Oder meine Einbildung.«
    Was bedeutete das?, fragte Casey sich. Hatte es überhaupt etwas zu bedeuten, dass Warren das Lachen, das sich in ihr regte, gespürt hatte? Hieß es, dass sie kurz davor stand, laut loszulachen?
    »Wir sollten ihr auch ein frisches Nachthemd anziehen, wo wir gerade dabei sind«, sagte Patsy.
    Casey hörte, wie Patsy die oberste Schublade ihrer Kommode durchwühlte wie ein Dieb in der Nacht. Sie spürte, wie sie empört die Muskeln anspannte, und fragte sich, ob Warren es auch spüren konnte.
    Sie musste vorsichtig sein. Ihr Körper - zum fremden Objekt geworden - konnte sie jederzeit verraten.
    »Hier ist ein hübsches blaues. Sehr gedeckt die Farbe. Was meinen Sie, Casey? Passt das zu Ihrer gedrückten Stimmung?«
    Warren setzte Casey behutsam auf den Sessel neben ihrem Bett und stützte sie auf allen Seiten mit Kissen ab, damit sie nicht umkippte. Fühlte sich an wie der gestreifte Sessel, dachte Casey und schmiegte sich in den Sitz, während sie spürte, wie ihre Arme gehoben und das Nachthemd, das sie anhatte, über ihren Kopf gestreift wurde.
    Womit sie bis auf ihre Windel nackt war, vor ihrem Ehemann und seiner designierten Geliebten.
    Eine Welle des Ekels überkam Casey, als sie

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