Im Koma
zärtliches Geräusch, das Wärme und Liebe ausstrahlte und Casey umfing wie zwei kräftige tröstende Arme. »Also. Sie ist wunderschön. Das sieht man ja, selbst in ihrem Zustand. Und ich meine nicht nur äußerlich, sondern auch von innen. Und sie ist witzig. Wir haben so viel zusammen gelacht.«
Das stimmt, dachte Casey. Wir haben ständig gelacht.
»Und sie ist sensibel«, fuhr Warren fort, als ob in seinem Kopf ein Hahn aufgedreht worden wäre, aus dem eine Flut von Adjektiven floss. »Stark, klug, sexy. Ich vermisse sie so«, flüsterte Warren.
Casey spürte, wie Patsy näher trat, und stellte sich vor, wie sie sanft eine Hand auf Warrens Schulter legte. »Wenn sie so stark und klug ist, wie Sie sagen, wird sie einen Weg zurück zu Ihnen finden.«
»Danke«, sagte Warren.
»Jederzeit. Kann ich Ihnen etwas bringen? Eine Tasse Kaffee? Etwas zu essen?«
»Kaffee wäre wunderbar. Warten Sie, ich gebe Ihnen Geld.«
»Seien Sie nicht albern. Das geht auf mich. Ich bin gleich wieder da.«
Casey malte sich aus, wie Patsy mit übertriebenem Hüftschwung zur Tür ging, und fragte sich, was für eine Uniform sie trug und ob der Stoff ihrer Figur schmeichelte. Hatte sie schmale oder breite Hüften? Wie alt war sie, und fand Warren sie hübsch?
»Nettes Mädchen«, sagte Warren, als sie weg war. »Sieht auch nicht übel aus«, fuhr er fort, als hätte er ihre Gedanken verstanden. »Obwohl du sie wahrscheinlich ziemlich gewöhnlich finden würdest. Etwa 1,60 Meter groß, gut 50 Kilo schwer, von denen mindestens zehn Kilo Schminke sind. Rotblondes Haar, braune Augen, und ihre Mutter hat ihr offensichtlich nie gezeigt, wie man Mascara dezent aufträgt, denn sie hat sich damit zugekleistert, als wäre es Rasiercreme. Ich würde sie auf Mitte bis Ende zwanzig schätzen. Oh, und ich glaube, sie trägt keine Unterwäsche.«
Casey hörte, wie er sich auf seinem Stuhl drehte.
»Mal sehen. Was kann ich dir sonst noch erzählen? Du verpasst einen wunderschönen Tag. Die Sonne scheint, Temperatur um die dreiundzwanzig Grad. Alle versuchen mich zu überreden, ein bisschen Golf zu spielen. Der Platz ist geöffnet und nach allem, was ich höre, in prächtigem Zustand. Ich war noch nicht draußen, um mich selbst davon zu überzeugen. Ich bringe es einfach nicht über mich, solange du hier so liegst. >Du kannst doch nicht den ganzen Tag im Krankenhaus Zubringern, erklärt mir alle Welt ständig. Aber was soll ich machen? Mir kommt alles so... belanglos vor. >Du musst mal wieder raus. Du musst dein Leben leben<, sagen sie, und ich sage ihnen wieder und wieder, dass mein Leben hier in diesem Krankenhaus ist.«
Casey hatte das Gefühl, ihr würden Tränen in die Augen schießen, obwohl sie bezweifelte, dass sie tatsächlich welche vergoss. Ich sage ihnen wieder und wieder, dass mein Leben hier in diesem Krankenhaus ist, wiederholte sie und versuchte, keine Nuance seiner Betonung zu vergessen.
»Wie dem auch sei. Ted Bates - du erinnerst dich an ihn, er ist Anwalt, wir haben vor ein paar Monaten mit ihm und seiner Frau zu Abend gegessen - hat ein paarmal angerufen und versucht, mich zu überreden, ein paar Löcher zu spielen. Es wäre eine gute Ablenkung, erklärt er mir dauernd, und ich müsse mal rauskommen. Das Leben geht weiter und der ganze Mist. Ich hab ihm gesagt, ich würde es mir überlegen. Ich könnte die Bewegung weiß Gott gebrauchen. Ich war nicht mehr im Fitness-Studio seit... Scheiße. Was rede ich? Ich gehe nicht mal in die Nähe eines Golfplatzes, solange du nicht mitkommen kannst. Obwohl es wahrscheinlich eine gute Gelegenheit wäre zu üben«, sagte er und versuchte zu lachen. »Dann kann ich dich, wenn du wieder aufwachst, mit meinem neuen Können verblüffen.« Das Lachen kratzte in seinem Hals und kam als unterdrücktes Schluchzen heraus. »Gott. Casey, ich vermisse dich so.«
Ich vermisse dich auch.
Wieder klopfte es leise.
»Entschuldigung«, sagte Warren schniefend. »Ich wusste nicht, dass Sie da standen.«
»Tut mir leid, dass ich störe. Ich wollte nicht, dass Ihr Kaffee kalt wird«, sagte Patsy.
Nun gehörten also selbst die intimsten Augenblicke mit ihrem Mann nicht mehr ihr allein, dachte Casey, und ihr Herz wurde schwer, als sie diesen jüngsten Verlust registrierte.
Ich werde meinen Weg zurück zu dir finden, schluchzte sie lautlos.
Das werde ich. Ganz bestimmt.
KAPITEL 7
»Ich kann nicht glauben, dass du diesem Bullen erzählt hast, ich hätte versucht, meine Schwester umzubringen«,
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