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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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warum auch er nackt war, als ihre Mutter schreiend quer durchs Zimmer auf ihn zustürzte und ihm das Gesicht zerkratzte. Dann fing im Nebenzimmer auch noch Drew an zu plärren, Shauna hob Casey hoch und rannte mit ihr den Flur hinunter, und am nächsten Morgen waren Rosie und ihre Mutter verschwunden.
    »Rosie hat einen anderen Job gefunden«, sagte Shauna beim Frühstück. »Und deine Mutter wird eine Weile fort sein.« Weitere Erklärungen gab es nicht.
    Zwei Tage später tauchte ein neues Kindermädchen für Drew auf. Sie hieß Kelly und wurde zum Packen geschickt, kaum das Alana Lerner heimgekehrt war und einen Blick auf die langen Beine, das verführerische Lächeln und die welligen braunen Haare des Mädchens geworfen hatte. Casey seufzte erleichtert, als eine Vermittlungsagentur Misha schickte, die älter, formlos und laut Shauna »so unscheinbar wie irgend möglich« war. »Jetzt sollte es fürs Erste keine weiteren Veränderungen geben«, hatte sie verkündet, irrtümlicherweise, wie sich herausstellte. Denn ein paar Wochen später durfte Shauna selbst ihre Sachen packen, weil sie für mehr als dreihundert Dollar ins Ausland telefoniert hatte. Ihr folgte Daniela, fett, vierzig und unerschütterlich. Sie hielt sich fast zwei Jahre und war das letzte Kindermädchen der Lerners.
    »Was ist eigentlich mit Daniela passiert?«, hatte Drew viele Jahre später gefragt.
    »Sie wurde entlassen, als ich in die Schule gekommen bin«, antwortete Casey.
    »Ich mochte sie.«
    »Wie kannst du dich überhaupt an sie erinnern? Du warst gerade mal zwei, als sie weggegangen ist.«
    »Aber ich erinnere mich an sie«, beharrte Drew. »Sie kommt in meiner allerfrühesten Erinnerung vor.«
    Casey wusste genau, welche Erinnerung ihre Schwester meinte: Drew war aufgeregt ins Zimmer ihrer Mutter gelaufen, um ihr den Stoffbären zu zeigen, den sie zum Geburtstag bekommen hatte, worauf ihre Mutter den Bären wütend durchs Zimmer geschleudert und gebrüllt hatte: »Schafft mir dieses Kind weg.« Daniela war ins Zimmer geeilt, hatte Drew in die Arme genommen und sie nach unten in Caseys Zimmer getragen, wo ihre Schwester laut geweint hatte.
    »Ich kann nicht glauben, dass du diesem Bullen erzählt hast, ich hätte versucht, meine Schwester umzubringen«, schrie Drew jetzt.
    Was?
    »Ich habe Detective Spinetti ausdrücklich erklärt, dass ich nicht glaube, dass du etwas damit zu tun hattest, was Casey zugestoßen ist.«
    »Und warum schnüffelt er dann herum, stellt Fragen und deutet an, ich hätte mich heimlich aus dem Staub gemacht...?«
    »Du hast seine Anrufe nicht erwidert. Niemand wusste, wo du warst.«
    »Ich war für ein paar Wochen auf den Bahamas. Verklag mich doch.«
    »Du warst auf den Bahamas«, wiederholte Warren matt.
    »Ich brauchte eine Pause. Ist das vielleicht ein Verbrechen?«
    »Deine Schwester liegt im Koma, Drew.«
    »Ja, und das seit fast zwei Monaten«, erinnerte Drew ihn gereizt.
    »Und wie oft warst du in der Zeit hier?«
    »Ich hab dir doch erklärt, dass es sehr schwer für mich ist, sie so zu sehen.« »Es ist für uns alle schwer.«
    »Ich dachte, die Ärzte hätten gesagt, es würde ihr besser gehen.«
    »Es geht ihr auch besser. Wie du siehst, sind die Gipsverbände ab. Ihre Verletzungen sind weitgehend verheilt. Jetzt wird sie langsam von dem Beatmungsgerät entwöhnt. Man hat sogar eine Physiotherapie begonnen.«
    »Physiotherapie? Warum, verdammt noch mal? Schließlich wird sie kaum irgendwohin gehen.«
    Schweigen.
    »Tut mir leid«, entschuldigte Drew sich. »Ich bin bloß total durcheinander. Dieser verdammte Detective. Ich meine, wovon redet er überhaupt? Wer sollte versucht haben, Casey zu töten?«
    »Ich weiß es nicht. Hast du eine Idee?«
    »Ich? Nein. Warum sollte ich?«
    »Du kennst sie länger als irgendwer sonst, Drew. Gibt es irgendjemanden aus ihrer Vergangenheit, jemanden, von dem du dir vorstellen kannst, dass...?«
    »Wir haben uns nicht direkt in denselben Kreisen bewegt.«
    »Gibt es irgendjemanden aus deinem Umfeld...?«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Einer deiner Freunde, vielleicht ein Bekannter...«
    »Vielleicht ein Bekannter?«, wiederholte Drew spöttisch. »Du meinst nicht zufällig einen meiner verkommenen, mit Drogen dealenden Bekannten, oder?«
    »Ich versuche bloß, mir einen Reim auf die Sache zu machen, Drew.«
    »Nun, dann hast du halt falsch gereimt.«
    »Hör zu, ich will mich nicht streiten. Vor allem nicht vor deiner Schwester.« »Warum? Glaubst du, sie kann

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