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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fernseher, der in einer Halterung von der Decke hing.
    »Die Ärzte meinen, dass du vielleicht so weit bist, wieder aus eigener Kraft zu atmen«, sagte Warren mit leiser, beruhigender Stimme. »Heute Nachmittag wollen sie anfangen, dich von dem Beatmungsgerät zu entwöhnen, was eine wirklich großartige Neuigkeit ist.«
    War es das, fragte Casey sich, die sich unbehaglich wieder im Wachzustand eingerichtet hatte und versuchte, einen Sinn in den Geschehnissen zu erkennen. Aber wie sollte das gehen, wenn sie nicht einmal wusste, ob es Tag oder Nacht, hell oder dunkel, Mai oder Juni, dieses oder nächstes Jahr war und sie keine Ahnung hatte, wie viel Zeit seit ihrer letzten bewussten Phase verstrichen war? Und welchen Unterschied machte es, ob sie aus eigener Kraft oder mit Hilfe einer Maschine atmete, wenn sie nach wie vor weder sehen noch sich bewegen noch kommunizieren konnte?
    »Alle rufen ständig an. Freunde, Nachbarn, geschäftliche Bekannte. Du ahnst wirklich nicht, wie sehr dich alle lieben.«
    Bis auf eine Ausnahme.
    »Ich glaube, du sorgst im Alleingang für das Auskommen sämtlicher Floristen der Stadt.« Ich habe Blumen?
    »Janine und Gail schicken natürlich jede Woche einen frischen Strauß«, fuhr Warren fort. »In dieser Woche sind es weiße und rosafarbene Tulpen. Dann hast du noch eine Vase mit einem prachtvollen Frühlingsbouquet von den Partnern meiner Kanzlei. Die einzigen Blumen, die ich mit Namen kenne, sind Narzissen und Schwertlilien, sodass ich dir in dieser Hinsicht leider nicht groß weiterhelfen kann. Ein anderer Strauß hat bauschige weiße Blüten, die du bestimmt hinreißend finden würdest. Oh, und ein paar Palmweiden. Ich glaube zumindest, dass sie so heißen. Und dann wäre da noch das Dutzend rote Rosen von deinem dich liebenden Mann, die sehr schön sind, auch wenn sie nicht duften. Weißt du noch, wie Rosen früher geduftet haben? Aber jetzt nicht mehr«, sagte er traurig.
    Casey erinnerte sich vage daran, etwas darüber gelesen zu haben, konnte sich jedoch nicht mehr entsinnen, womit dieses Phänomen erklärt worden war. Solange sie keinen Geruchssinn hatte, war es ohnehin egal. Absolut egal, dachte sie, arrangierte im Geist den Strauß
    Frühlingsblumen auf der Fensterbank und stellte die duftlosen Rosen auf den Nachttisch neben ihrem Bett.
    Es klopfte leise.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, säuselte Patsy. »Ich habe Sie kommen sehen und dachte mir, ich schau mal vorbei und frage, wie s geht.«
    »Mir geht es okay, danke«, sagte Warren.
    Und nachdem du das jetzt weißt, kannst du wieder gehen.
    »Sie sehen ein wenig müde aus.«
    »Ich schlafe zurzeit nicht viel.«
    »Sie sind es vermutlich nicht gewöhnt, alleine zu schlafen.« Oh, wie reizend. Wirklich gut, Patsy. Und so subtil. »Wohl nicht.«
    »Tut mir leid. Ich meinte es nicht so, wie es sich angehört hat.« Von wegen.
    »Schon gut. So habe ich es auch nicht verstanden.«
    »Es wird nicht leichter, nicht wahr? Sie so zu sehen, meine ich«, fuhr Patsy fort, und Casey spürte, wie sich die Krankenpflegerin eingehüllt in eine Wolke Lavendelduft ins Zimmer drückte.
    Hatte sie wirklich Lavendel gerochen, fragte Casey sich und schnupperte aufgeregt. War das möglich? Oder hatte das ganze Gerede über Blumen nur ihre ohnehin hyperaktive Fantasie geweckt?
    »Dieser Detective Spinetti war noch mal hier und hat eine Menge Fragen gestellt«, sagte Patsy.
    »Was für Fragen?«
    »Wer zu Besuch kommt, wie lange er bleibt und ob wir irgendetwas Ungewöhnliches oder Verdächtiges beobachtet haben.«
    »Und?«
    »Ich sage Ihnen genau das, was ich auch dem Detective gesagt habe. Das Einzige, was wir gesehen haben, sind eine Menge wirklich trauriger Menschen. Alle mögen Casey offensichtlich sehr. Sie muss eine ganz besondere Frau gewesen sein.«
    »Das ist sie immer noch«, verbesserte Warren sie barsch.
    »Natürlich. Es tut mir leid. Ich wollte nicht...«
    »Das weiß ich. Mir tut es leid. Ich wollte Sie auch nicht so anfauchen. Das Ganze war bloß schon schlimm genug, als wir noch dachten, es wäre ein Unfall gewesen. Aber der Gedanke, dass jemand es mit Absicht getan haben könnte...«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen...«
    »Es ist einfach unfassbar, sie so hilflos daliegen zu sehen. Casey war immer so quicklebendig.«
    »Erzählen Sie mir von ihr«, sagte Patsy und schaffte es, so zu klingen, als interessiere es sie wirklich.
    Nein. Erzähl ihr nichts. Für sie ist es bloß eine Art Vorspiel.
    Warren lachte leise, ein

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