Im Koma
Fragen über Warren gestellt.«
»Redest du von diesem Detective von der Polizei?«, fragte Gail von der Tür.
»Oh, hi«, sagte Janine, und ihre Stimme wurde leiser, als sie sich zur Tür wandte. »Wie lange stehst du da schon?«
»Nur ein paar Sekunden. Wie geht es Casey heute?«
Man hörte nahende Schritte, die Luft über Caseys Kopf wurde schwer, und ein freundliches Lachen wehte ihr ins Gesicht wie eine sanfte Brise.
»Sie hat einen guten Teint.«
»Wenn man die Farbe von entrahmter Milch mag«, gab Janine trocken zurück. »Hat er auch mit dir gesprochen?«
»Wer?«
»Dieser Detective Spinetti.«
»Ich vermute, er hat mit allen gesprochen, die Casey nahestehen.« »Hat er dich nach Warren gefragt?«
»Ich hab ihm gesagt, dass er komplett auf dem Holzweg ist«, beharrte Gail. »Ich habe ihm erzählt, dass Warren Casey über alles liebt und dass er nie im Leben irgendetwas mit dieser Sache zu tun hat.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Du nicht?«
»Doch, schon, nehme ich an.«
Was sol] das heißen, das nimmst du an?
»Was soll das heißen, das nimmst du an?«, fragte Gail an Caseys Stelle. »Naja, war es in solchen Fällen nicht immer der Ehemann?« »Nicht in diesem Fall«, erwiderte Gail mit Nachdruck. »Er könnte jemanden engagiert haben.«
»Du guckst zu viel Fernsehen.«
»Da hast du allerdings recht«, sagte Janine.
»Warren ist ein wunderbarer Mann.«
»Ja, ist er.«
»Er vergöttert Casey.«
»Ja, das tut er.«
»Und warum sagst du dann so was?«
»Ich weiß nicht. Wahrscheinlich liegt es an diesem Detective und seinen blöden Fragen.« »Er hat mir übrigens auch eine Reihe von Fragen über dich gestellt«, sagte Gail. »Über mich? Was soll das heißen? Was für Fragen?«
»Über deine Beziehung zu Casey, ob du wütend warst, als sie aus eurem gemeinsamen Unternehmen ausgestiegen ist, ob du neidisch oder verärgert über ihren Erfolg bist...«
»Der Vollidiot. Was hast du ihm gesagt?«
»Das Gleiche wie über Warren - dass er komplett auf dem Holzweg ist.«
Casey konnte förmlich sehen, wie Janine wütend den Kopf schüttelte, und genoss deren Unbehagen fast ein wenig. Das geschah ihr recht für die Vorbehalte, die sie über Warren geäußert hatte.
»Was für ein Arschloch. Du hast ihn nicht zufällig daran erinnert, dass ich mit dir zusammen war, als Casey überfahren wurde?«
»Er meinte, du hättest reichlich Zeit gehabt, mich bei der Arbeit abzusetzen und dann zurück zu dem Parkhaus zu fahren.«
»Hatte er auch eine Erklärung dafür, wie ich meinen kleinen roten Nissan in einen silbernen Ford Explorer verwandelt habe? Hält er mich für David Copperfield, Herrgott noch mal?«
»Du hättest jemanden engagieren können«, sagte Gail wie ein Echo von Janines Bemerkung zuvor.
»Sehr witzig. Lass uns lieber über etwas Angenehmeres reden. Wie war dein Date gestern Abend?«
Gail hatte ein Date? Mit wem?
»Sehr nett«, sagte Gail schüchtern und kicherte leise.
»Könntest du das Wort >nett< vielleicht näher ausführen?«
»Es war einfach nett. Du weißt schon.«
»Ich weiß gar nichts. >Nett< gehört nicht zu meinem aktiven Wortschatz.« »Es war okay.«
»Bloß okay? Hast du dich gut amüsiert?«
»Ja, habe ich. Du bist ja schlimmer als Detective Spinetti.«
»Und wie gut hast du dich amüsiert?«, bohrte Janine weiter.
»Es war wirklich sehr nett.« Gail seufzte. »Gott, ich komme mir vor wie eine Verräterin.« »Wieso denn das?«
»Weil unsere beste Freundin im Koma liegt...«
»Glaubst du, Casey würde wollen, dass wir zu Hause bleiben und gar nichts mehr unternehmen?«
»Nein, vermutlich nicht.«
»Das musst du nicht vermuten. Ich sage es dir«, erklärte Janine, als hätte sie Einblick in Caseys geheimste Gedanken. »Dass wir hier rumsitzen und Trübsal blasen, wäre das Letzte, was Casey wollen würde. Was ihr passiert ist, beweist doch vor allem eins: Wir wissen nie, wie viel Zeit wir auf dieser Erde haben. Deshalb ist es unsere Pflicht, das Leben zu genießen.«
Bewies es das, fragte Casey sich und entschied, dass Janine wahrscheinlich recht hatte.
»Jetzt erzähl mir von diesem Mann. Wie ist er?«
»Er ist einfach ein Mann.«
»Hat er auch einen Namen?«
»Spielt das eine Rolle? Du kennst ihn nicht.«
»Ich kenne jeden.«
»Du kennst ihn nicht«, wiederholte Gail ohne jedes begleitende Lachen. »Du bist aber sehr verschlossen.«
Janine hatte recht, dachte Casey, deren Neugier nun auch geweckt war. Es war absolut untypisch für Gail, so
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