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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fremdgehen.«
    »Ich glaube, sie möchte in den Arm genommen werden«, sagte Casey und zupfte an Leslies Jeansrock.
    »Oh, glaubst du das, ja? Möchtest du sie vielleicht halten?« Sie hob den schreienden Säugling aus seiner Wiege und drückte ihn Casey ohne weiteren Kommentar in die Arme.
    Casey trug ihre kleine Schwester, deren feuchtes Gesicht zu einem wütenden roten Ball geworden war, in eine Ecke des Kinderzimmers und ließ sich vorsichtig auf dem blauen Teppich nieder. »Schon gut, Baby«, sagte sie leise. »Ich bin bei dir. Du musst nicht weinen.«
    Woraufhin Drew noch lauter schrie.
    »Wirklich klasse, Kleine«, sagte Leslie, und dann lachten sie und Shauna, ein Geräusch wie kratzende Fingernägel auf einer Tafel. »Du hast echt magische Hände.«
    »Meinst du, du kommst hier ein paar Minuten allein zurecht, während wir draußen eine rauchen?«, fragte Shauna.
    Casey beobachtete, wie die beiden Mädchen das Zimmer verließen, ohne ihre Antwort abzuwarten. Sobald sie gegangen waren, wurden Drews Schreie leiser. »Ich mag sie auch nicht«, gestand Casey und wiegte Drew hin und her, bis das Gebrüll zu einem leisen Wimmern verebbt war. »Jetzt fühlst du dich besser, nicht wahr? Ich auch. Ich heiße Casey. Ich bin deine große Schwester, und ich werde mich um dich kümmern. Dann musst du nicht mehr weinen.«
    Aber sie weinte und schrie weiter. Ununterbrochen. »Morgens, mittags und abends«, wie Leslie überdrüssig feststellte. Und dann war Leslie auf einmal verschwunden, und ein dunkelhaariges Mädchen namens Rosie klagte an ihrer Stelle weiter.
    »Ich glaube nicht, dass ich je ein Baby so viel habe schreien hören«, sagte Rosie und stemmte ihre großen Hände in die breiten Hüften. »Eine Kolik ist eine Kolik, aber das...«
    »Es ist ein Syndrom«, hatte Casey ihr erklärt.
    Rosie hatte gelacht, ein lautes dröhnendes Lachen, in das Casey mit einstimmte. Sie war glücklich, dass Rosie jetzt bei ihnen wohnte, denn Rosie hatte ein freundliches Gesicht und große dunkle Augen, die, wie Casey ihren Vater hatte sagen hören, aussahen wie zwei große Teiche aus Schokoladensauce. Rosie hatte gelacht, als er das gesagt hatte, und jedes Mal, wenn
    Rosie ihr wunderbar ansteckendes Lachen anstimmte, genoss Casey einen kurzen Moment von Geborgenheit und Wohlbehagen.
    »Was zum Teufel ist da unten los?«, hatte ihre Mutter vom oberen Treppenabsatz gerufen, worauf Rosies Lachen abrupt erstarb. »Kann nicht irgendjemand etwas gegen dieses verdammte Geplärr unternehmen? Wo ist... wie immer sie heißen mag?«
    »Ich bin hier, Mrs. Lerner«, hatte Rosie von der Tür des Kinderzimmers gerufen. »Ich wollte sie gerade füttern.«
    Als Antwort hörte man die zuknallende Schlafzimmertür.
    »Ich würde sagen, da ist jemand mit dem falschen Fuß zuerst aus dem Bett aufgestanden, wenn...«
    Wenn sie überhaupt aufgestanden war, beendete Casey den Satz stumm. »Was für ein Problem hat sie eigentlich?«
    »Das kommt, weil sie populär ist«, sagte Casey, die sich zu erinnern versuchte, was genau ihr Vater Leslie erklärt hatte. Seine Frau leide unter einer bipolaren Störung, hatte er gesagt, was ihr Verhalten erklären würde.
    »Wie kann jemand populär sein, der sein Zimmer nie verlässt?«, fragte Rosie.
    Ein paar Tage später hörte Casey mitten in der Nacht seltsame Geräusche und krabbelte aus ihrem Bett, um zu sehen, was los war. Ihr Zimmer lag im Erdgeschoss des Westflügels direkt neben dem Babyzimmer. (»Damit wir deine Mutter nicht stören«, hatte ihr Vater erklärt.) Rosies Zimmer lag ein Stück den Flur hinunter neben Shaunas. Casey folgte dem Kreischen und Kichern bis zu Rosies Zimmer und stieß die Tür auf.
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und auch danach war es schwer zu ergründen, was genau Rosie machte. Sie saß auf irgendetwas und wiegte sich heftig vor und zurück, als hätte sie einen Anfall. Im nächsten Moment hüpfte sie auf und ab, während ein Paar große Hände ihre nackten Hüften packten. Dabei schien sie gleichzeitig zu lachen und zu weinen.
    Dann wurde es plötzlich hell im Zimmer, grobe Hände stießen Casey beiseite, und unvermittelt stand ihre Mutter schreiend hinter ihr, während Rosie aus dem Bett sprang, versuchte, ihre Blöße zu bedecken und mindestens so laut kreischte wie Caseys Mutter, während ihr Vater im Bett sitzen blieb und alle anflehte, die Ruhe zu bewahren. Casey fragte sich gerade, was ihr Vater in Rosies Bett machte und

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