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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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    »Macht ein Dauernickerchen, ja. Erzähl mir was, was ich noch nicht weiß.«
    »Ich will es versuchen.«
    Casey stellte sich vor, wie ihre Schwester die Arme verschränkte - die Nägel gespreizt, um den Nagellack nicht zu verschmieren -, wie sie sich zurücklehnte und erwartungsvoll das Kinn reckte. »Ich bin ganz Ohr, Herr Anwalt«, sagte sie. »Also, strengen Sie sich an.«

KAPITEL 14
    »Die Situation ist wie gesagt äußert kompliziert.« Warren machte eine Pause, als wolle er eine erneute Unterbrechung Drews abwarten, und fuhr dann nach einem Moment fort. »Ich habe mit William Billy gesprochen, einem meiner Partner...«
    »Das ist sein richtiger Name?«
    »William Billy, ja.«
    »Er heißt Willy Billy?« Drew lachte.
    »Findest du das komisch?«
    »Du nicht?«
    »Nicht besonders.«
    Es war schon irgendwie komisch, dachte Casey, als sie sich den Mann vorstellte. Er war über 1,80 Meter groß mit massigen Schultern und einem breiten Nacken, was jedoch durch seine mädchenhafte Stimme konterkariert wurde. Er hatte schütteres rötliches Haar und eine gespenstisch weiße Haut, die passend dunkelrot anlief, wenn er erregt oder wütend war, was leider häufig vorkam, nicht zuletzt wegen seines Namens. William Billy. Billy Billy. Willy Billy. Willy Nilly.
    »William Billy ist zufällig einer der besten Erb- und Treuhänderanwälte der Stadt.« »Das muss er wohl auch sein.«
    »Darf ich fortfahren? Ich dachte, du hättest es eilig, diese Informationen zu erfahren.« »Hab ich auch. Bitte fahren Sie fort.« Sie lachte noch einmal. »Bist du high?« »Was?«
    »Du bist doch bekifft, oder?« »Bin ich nicht.«
    »Bin ich nicht?«, wiederholte Warren. »Wie alt bist du, fünf oder was?«
    »Nein, da verwechselst du mich wahrscheinlich mit Lola, deiner Nichte, die verhungern zu lassen du offenbar wild entschlossen bist.«
    »Was hast du genommen? Koks? Ecstasy?«
    »O bitte. Schön war's.«
    »Irgendwas hast du auf jeden Fall genommen.«
    »Ich steh hier nicht vor Gericht, Warren. Behandle mich nicht wie einen von diesen Zeugen... Wie heißen sie noch?«
    »Jehovas?«, gab er trocken zurück.
    Weiteres Gelächter. »Siehst du, das war mal komisch. Ich wusste, dass du Humor hast. Aber nein, das meine ich nicht.«
    » Weißt du überhaupt, wovon du redest?«
    »Gegnerisch«, sagte Drew. »Das war das Wort, was ich gesucht habe. Ich bin keine gegnerische Zeugin. Naja, gegnerisch vielleicht schon. Eine gegnerische Zeugin Jehovas.« Sie lachte wieder.
    »Ich werde nicht mal versuchen, mit dir zu reden, wenn du in einer solchen Verfassung bist.«
    »Ich bin nicht bekifft, Warren«, beharrte Drew. »Und meinst du, du könntest deine Stimme vielleicht ein paar Dezibel senken? Es muss schließlich nicht das ganze Stockwerk mitkriegen. Also, okay, vielleicht hab ich ein bisschen Gras geraucht, bevor ich hergekommen bin«, gab sie dann flüsternd zu. »Kannst du es mir verdenken, wenn ich die Situation ein bisschen weichzeichnen will? Es ist nicht gerade angenehm, herzukommen und meine Schwester in diesem Zustand zu sehen ...«
    »Wem willst du etwas vormachen?«, fragte Warren, der nun endgültig die Geduld verlor. »Du konntest noch nie weiter als bis zu deiner eigenen Nasenspitze sehen.«
    »Aber du?«, fragte Drew spitz zurück. »Ich meine, lass mich raten, was du mir erzählen willst. Darf ich?«
    Casey stellte sich vor, wie Warren beide Hände hob, um Drew die Bühne zu überlassen.
    »Du hast mit dem ehrenwerten William Billy gesprochen, einem der besten Erb- und Treuhandrechtsanwälte Philadelphias - Phillys Willy Billy? Wie perfekt ist das?« Sie lachte erneut. »Sorry. Tut mir leid. Ich konnte einfach nicht widerstehen. Außerdem findet Casey es auch witzig.«
    »Was?«
    »Schau dir ihr Gesicht an«, sagte Drew. »Sie lacht. Ich weiß es.«
    Ihre Schwester hatte recht, dachte Casey. Bei »Phillys Willy Billy« hatte sie einfach nicht mehr an sich halten können. Ihre Schwester hatte es trotz allem geschafft, sie zum Lachen zu bringen, selbst wenn Drew offenbar auch der einzige Mensch war, der das erkennen konnte.
    »Du weißt nicht, was du redest«, sagte Warren verächtlich.
    »Was Caseys Hörfähigkeit betrifft, hatte ich auch recht«, erinnerte Drew ihn. »Und jetzt habe ich auch recht. Casey lacht. Sie versteht uns. Also solltest du besser nett zu mir sein, denn wenn sie wieder zu sich kommt, wird sie schwer sauer auf dich sein, wenn du nicht nett zu mir warst.«
    »Ich versuche dir zu helfen, Dummerchen.«

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