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Im Koma

Titel: Im Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
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quadratische Zettel, einen zusammengerollten Zwanzig-Dollar-Schein und den feinen weißen Puderstaub.
    »Du hast wieder angefangen«, stellte Casey nüchtern fest. »Wie kannst du auch nur daran denken, ein Kind zu bekommen?«
    »Willst du mir jetzt auch noch das Denken verbieten?«
    »Ich bin deine Schwester. Ich meine es nur gut.«
    »Du meinst, was gut für dich ist.«
    »Du bist nicht in der Lage, ein Kind zu bekommen.«
    »Ganz im Gegenteil«, entgegnete Drew, »ich war in der perfekten Lage - flach auf dem Rücken.«
    »Dies ist wohl kaum der Zeitpunkt für schlechte Witze.«
    »So schlecht fand ich den gar nicht. Und das Baby ist ganz bestimmt kein Witz. Es ist real. Und ich werde es bekommen, ob es dir passt oder nicht.«
    »Weißt du überhaupt, wer der Vater ist?«
    »Spielt das eine Rolle? Ich werde das Kind großziehen.«
    »Wie? Womit? Glaubst du, es ist leicht, ganz alleine ein Kind großzuziehen?«
    »Wann war das Leben je leicht?«
    »Oh, hör mir auf mit der >Ich-armes-Mädchen<-Nummer. Die ödet mich langsam an.« »Tut mir leid, wenn ich dich langweile.«
    »Es geht nicht um mich. Es geht darum, ein armes, kleines, hilfloses Kind diesem« - Casey beschrieb einen weiten Kreis mit den Armen - »Chaos auszusetzen.«
    »Glaubst du, ich werde eine so schlechte Mutter sein?«
    »Ich glaube, du wirst eine großartige Mutter sein«, antwortete Casey aufrichtig, »wenn die Zeit reif ist. Wenn du clean und nüchtern und bereit bist, ein geordnetes Leben zu führen.«
    »Vielleicht bin ich das ja jetzt.« »Das glaube ich nicht.« »Vielleicht weißt du nicht alles.«
    »Ich weiß, dass du als Kleinkind alle möglichen Probleme hattest, weil Alana während der Schwangerschaft so viel getrunken hat...«
    »Du vergleichst mich mit unserer Mutter? Das ist nicht nett, Casey. Das ist überhaupt nicht nett.«
    »Herrgott noch mal, Drew, dieses Baby hat keine Chance. Es wird schon drogenabhängig geboren.«
    »Nicht wenn ich einen Entzug mache. Nicht wenn ich clean werde.« »Und bist du dazu bereit?«
    »Ich werde alles tun, was ich tun muss.« Drew wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich will dieses Kind wirklich, Casey. Verstehst du das? Ich möchte etwas, das mir gehört, etwas, das mir niemand wegnehmen kann, etwas, das ich lieben kann, und ich will wiedergeliebt werden. Bedingungslos.« Sie schlang die Arme um ihre Brust und begann, ihren Oberkörper hin und her zu bewegen, als wiege sie einen Säugling.
    »So einfach ist das«, erklärte Casey ihrer Schwester. »Und es ist kein Ding, Drew. Es ist ein menschliches Wesen.«
    »Das weiß ich. Glaubst du, das weiß ich nicht?«
    »Was machst du, wenn das Baby die ganze Nacht schreit?«
    »Ich singe es in den Schlaf.«
    »Und wenn es nicht wieder einschläft, wenn es Koliken und Marotten hat und...«
    »Dann liebe ich es umso mehr. Ich werde gut zu dem Baby sein, Casey. Ich werde ihm jede Menge Liebe geben. Es ist mir egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, ich werde es in jedem Fall lieben. Und ich werde mich gut darum kümmern. Ich weiß, dass du denkst, ich kann das nicht...«
    »Ich denke, dass du alles schaffen kannst, was du dir vornimmst«, widersprach Casey, obwohl sie die mangelnde Überzeugung in ihrer eigenen Stimme selbst bemerkte und wusste, dass auch Casey es heraushören konnte. »Ich denke bloß, dass jetzt nicht der beste Zeitpunkt ist, eine solche Entscheidung zu treffen.«
    »Was du denkst, interessiert mich nicht«, rief Drew. »Weißt du, was ich denke? Ich denke, du kannst dich zum Teufel scheren. Hast du mich gehört? Verpiss dich!«
    Und wie vorherzusehen war, lief ihre Schwester dann ein Jahr später im selben Wohnzimmer auf und ab, in den Armen ein brüllendes Baby. »Was soll ich tun, Casey? Sie hasst mich.«
    »Sie hasst dich nicht.«
    »Sie schreit die g anze Zeit.«
    »Sie ist ein Baby. Und Babys schreien halt.«
    »Ich habe wirklich alles versucht, Casey. Ich halte sie in den Armen. Ich singe ihr etwas vor. Ich wechsle ihre Windeln. Ich füttere sie. Aber nichts hilft. Und wenn ich sie hochhebe, schreit sie nur noch lauter.«
    »Wahrscheinlich hat sie Blähungen.«
    »Ich hätte sie stillen sollen«, sagte Drew und fing jetzt selbst an zu weinen. »Die Ärzte im Krankenhaus haben versucht, mich davon zu überzeugen - sie sagten, es wäre besser für sie -, aber ich hatte solche Angst, dass ich noch Drogen im Körper habe, obwohl ich seit Monaten clean bin. Ich schwöre, ich wollte bloß vorsichtig sein und nichts tun,

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