Im Koma
dass ich es in nicht allzu ferner Zukunft aus erster Hand erfahren werde. Verstehen Sie irgendwas von dem, was ich sage?« Sie kicherte erneut, lauter diesmal. »In gewisser Weise hoffe ich es.«
Man hörte, wie die Haustür geöffnet wurde.
Gott sei Dank, dachte Casey, ein Ende dieser Tortur.
»Ich sollte die Schuhe wohl besser wieder zurückstellen«, sagte Patsy nervös und schloss eilig die Kleiderschranktür, während wütende Stimmen an Caseys Ohr drangen.
»Was hast du gemacht? Dich den ganzen Morgen in den Büschen versteckt, um mich aus dem Hinterhalt zu überfallen?«, fragte Warren energisch.
»Du gehst nicht ans Telefon. Du machst die Tür nicht auf.«
Wer ist das ? Ist das Drew?
»Klingt so, als wäre Ihre Schwester hier«, sagte Patsy. »Ich hab dir doch gesagt, der Scheck ist in der Post.« »Ja, wirklich guter Spruch.«
»Wenn du deinen Scheck lieber persönlich abholst, kann ich das mit meiner Kanzlei gern arrangieren, beginnend mit dem kommenden Monat.«
»Das ist überaus großzügig von dir, Warren. Wie lange willst du das noch so hinziehen?«
»Oh, die Kacke ist am Dampfen«, flüsterte Patsy mit einem hörbaren Lächeln in der Stimme. »Ich mach uns die Tür ein Stück weiter auf, damit wir besser hören können.«
»Okay, Drew. Ich finde, das haben wir mittlerweile mehr als gründlich erörtert«, sagte Warren. »Wenn du mich also entschuldigst, würde ich jetzt gern nach oben gehen und meiner Frau Hallo sagen.«
»Das ist auch der Grund, warum ich hier bin.«
»Du willst Casey sehen?«
»Sie ist meine Schwester. Ich wusste nicht mal, dass sie nicht mehr im Krankenhaus liegt, Herrgott noch mal.«
»Das liegt vielleicht daran, dass du sie seit mehr als einem Monat nicht mehr besucht hast.«
»Trotzdem habe ich ein Recht, sie zu sehen. Und ich habe ein Recht, informiert zu werden.«
»Sie hat sich seit deinem letzten Besuch nicht verändert, Drew. Es gibt keinerlei Fortschritte.«
»Das würde ich gern selbst überprüfen, wenn du nichts dagegen hast.« »Ich habe aber etwas dagegen. Geh nach Hause, Drew.«
»Dies ist mein Haus«, erklärte Drew ihm unbeeindruckt. »Zumindest zur Hälfte.« »Erst ab deinem dreißigsten Geburtstag.«
»Der nicht mehr allzu fern ist, falls du es vergessen hast. In vierzehn Monaten nach meiner Rechnung.«
»In vierzehn Monaten kann viel passieren«, sagte Warren. Was soll das heißen, fragte Casey stumm. »Was soll das heißen?«, fragte Drew laut. »Muss ich es dir wirklich vorbuchstabieren?« »Ja, das musst du.«
Das musst du wirklich.
»Also. Du nimmst Drogen, du trinkst übermäßig, wahrscheinlich fährst du sogar betrunken Auto, viel zu schnell sowieso. Ich würde sagen, die Chancen, dass du deinen dreißigsten Geburtstag erlebst, stehen fünfzig zu fünfzig.«
»Willst du mir drohen?«
»Ich muss dir nicht drohen, Drew. Ich muss gar nichts machen. Du schaffst es schon ganz prima alleine, dein Leben zu ruinieren.«
»Willst du mich tatsächlich gewaltsam daran hindern, nach oben zu gehen?«, fragte Drew.
»Wenn ich muss.«
»Ich besorge mir eine gerichtliche Verfügung.« »Nur zu«, parierte er Drews Bluff.
»Und wie wär's, wenn ich stattdessen zur Polizei gehe und erzähle, dass du mich meine Schwester nicht sehen lässt?«
Ja. Geh zur Polizei.
»Oder vielleicht wende ich mich einfach an die Zeitungen.« Nein. Geh zur Polizei!
»Findest du nicht, dass diese Familie schon genug schlechte Presse hatte?«
»Wie heißt es immer?«, gab Drew zurück. »Schlechte Publicity gibt es nicht?«
»Siehst du das wirklich so? Ist es für dich deine Chance, auch mal im Rampenlicht zu stehen? Deine fünfzehn Minuten Ruhm?«
»Ich will nur meine Schwester sehen.«
Es entstand ein kurzes Schweigen. Casey stellte sich vor, dass ihr Mann ein paar Schritte zurück machte und auf die Treppe in der Mitte der runden Eingangshalle wies.
»Danke«, sagte Drew.
Man hörte wütende Schritte auf der Treppe.
»Achtung, aufgepasst«, warnte Patsy mit kaum verhohlener Schadenfreude. »Jetzt gibt's Ärger.«
KAPITEL 20
Sekunden später platzte Drew ins Zimmer.
Casey stellte sich vor, wie ihre Schwester mit rudernden Armen, langen Beinen und wehendem dunkelblondem Haar entschlossenen Schrittes ins Zimmer trat und, verbissen auf ihrer Unterlippe kauend und die sonst blassen Wangen rot vor Wut, zum Bett marschierte. O Drew. Ich bin so froh, dass du da bist. Du musst mir helfen. Du musst mich hier rausholen.
»Wer sind Sie?«, wollte Drew
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