Im Koma
wissen.
Was soll das heißen? Ich bin Casey. Erkennst du mich nicht?
»Ich bin Caseys Krankenschwester«, antwortete Patsy, und Casey seufzte innerlich vor Erleichterung. »Sie müssen Drew sein. Mein Name ist Patsy Lukas.«
»Warum tragen Sie den Schal meiner Schwester?«
»Was?«
Casey stellte sich vor, wie Patsy sich hastig an den Hals fasste und knallrot wurde. »Ziehen Sie ihn aus«, wies Drew sie an. Ja, sag ihr Bescheid, kleine Schwester.
Casey malte sich aus, wie Patsy den Schal mit trotzigem Blick langsam und widerwillig von ihrem Hals löste.
»Ich hab mir nichts dabei gedacht. Ich wollte bloß...«
»Sie wollten sich bloß aus dem Besitz meiner Schwester bedienen?«
»Nein, natürlich nicht. Ich wollte bloß...«
Bloß was?
»Bloß was?«, wiederholte Drew laut.
»Was ist hier los?«, wollte Warren wissen, der offenbar in der Tür aufgetaucht war.
»Auch wenn der Teufel vielleicht Prada trägt«, erklärte Drew ihm spöttisch, »bevorzugt das Personal offenbar Hermes. Noch dazu den Hermes-Schal meiner Schwester.«
»Es tut mir so leid«, stotterte Patsy. »Ich hab bloß etwas gesucht, um Casey ein wenig munterer aussehen zu lassen, damit sie hübsch ist, wenn ihr Mann nach Hause kommt.«
»Wow, Sie sind gut«, rief Drew mit aufrichtiger Bewunderung. »Sagen Sie, sind Sie eine ebenso gute Krankenschwester wie Lügnerin?«
»Das reicht, Drew...«, sagte Warren.
»Obwohl es trotzdem nicht ganz erklärt, wie der Schal dann an Ihrem Hals und nicht an dem meiner Schwester gelandet ist«, fuhr Drew fort, ohne Warren zu beachten.
»Ich wollte ihn ihr gerade umbinden, als ich hörte, wie Sie die Treppe hochkamen«, sagte Patsy, die mit ihrer Lüge zunehmend vertrauter wirkte. »Ehrlich, Warren. Ich wollte bloß...«
»Warren?«, stürzte Drew sich auf den Namen wie eine Katze auf eine Maus. »Wir duzen uns also schon, ja?«
»Du bist sehr unhöflich«, erklärte Warren ihr.
»Bin ich das? Es tut mir leid. Ich versuche bloß dahinterzukommen, was hier los ist, Warren«, sagte sie provozierend.
Ihre Schwester war schon immer streitlustig gewesen, dachte Casey, die merkte, dass sie Warrens und Drews Wortwechsel regelrecht genoss.
»Das geht dich nun wirklich nichts an«, sagte Warren.
»Meine Schwester geht mich sehr viel an.«
»Tatsächlich? Seit wann? Verzeih meinen Zynismus, aber ich kann mich nicht erinnern, dass du dich vor Caseys Unfall besonders um sie gesorgt hättest.«
»Da gab's ja auch noch keinen Grund zur Sorge.«
»Genauso wenig wie jetzt«, erklärte Warren ihr. »Casey wird bestens gepflegt.« »Wirklich?«
Plötzlich wirbelte der Duft von Lavendel um Caseys Kopf. Kräftige Hände packten ihren Nacken, und ein Stück Seide glitt über ihre Haut wie eine lange dünne Schlange, die sich an ihrer Kehle zusammenrollte.
»So ist es besser«, sagte Patsy.
»Finden Sie?«, fragte Drew. »Meiner Ansicht nach trägt der Schal herzlich wenig dazu bei, Casey >ein wenig munterer< aussehen zu lassen. Auf mich wirkt sie immer noch sehr blass.«
»Deiner Schwester geht es gut«, sagte Warren. »Neulich waren wir ein wenig beunruhigt, aber...«
»Inwiefern beunruhigt?«
»Ihr Blutdruck ist kurzfristig in die Höhe geschnellt. Aber jetzt hat er sich wieder normalisiert. Der Arzt meinte, dass das nach dem Umzug aus dem Krankenhaus nicht ungewöhnlich sei.«
»War er hier? Hat er sie persönlich untersucht?«
»Das war nicht notwendig. Patsy hatte alles unter Kontrolle.«
»Also, wenn Sie nicht die tollste Erfindung seit geschnittenem Brot sind...«
»Drew ...«
»Verzeih meinen Zynismus«, warf Drew Warren seine eigenen Worte an den Kopf, »aber als ich reinkam, trug unsere Florence Nightingale hier den Schal meiner Schwester, als wäre er ihrer, deshalb wirst du mir vielleicht nachsehen, dass ich nicht ganz so beeindruckt von ihr bin, wie du es offensichtlich bist.«
»Ehrlich, Mr. Marshall. Der Schal war für Casey...«
»Oh, jetzt ist es also wieder Mr. Marshall, ja?«, fragte Drew. »Wirklich reizend, Patsy. Sie lernen schnell.«
»Du musst gar nichts erklären«, sagte Warren zu der Krankenpflegerin.
»Ich denke schon«, sagte Drew.
»Und ich denke, das hat sie bereits getan.«
Drew atmete tief aus. »Okay, wenn du es so spielen willst.«
»Niemand spielt irgendwas, Drew. Das ist kein Spiel.«
»Nein, das ist es nicht. Leider.« Drew ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. »Ich könnte wirklich einen Kaffee gebrauchen.«
»Ganz in der Nähe ist ein
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