Im Koma
Warren mich für aufdringlich hält. Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Ihren Mann Warren nenne, oder? Obwohl das auch keine Rolle spielen würde.«
Casey hörte, wie die Kleiderschranktür geöffnet und das Licht eingeschaltet wurde.
»Na, wenn das keine Enttäuschung ist. Sie sind nicht direkt ein Modefreak, was? Ich meine, die Sachen sind alle sehr nett, aber ein bisschen konservativ für meinen Geschmack, jedenfalls nicht direkt das, was ich erwartet habe. Ich meine, das ist eine ganz schicke kleine Armani-Jacke, und die Hose da drüben ist auch recht hübsch - Prada, okay, das ist ein ziemlich gutes Label -, aber ehrlich, Casey, was ist denn das? Gap? Warum um alles in der Welt kaufen Sie bei Gap? Und muss alles in Schwarz oder Braun sein? Ich dachte, Sie wären eine so tolle Designerin? Wissen Sie nicht, dass Farbe diesen Sommer absolut angesagt ist? Nun, ich nehme an, Sie haben den Wechsel der Jahreszeiten in diesem Jahr nicht mitbekommen und hatten auch keine Zeit mehr, Ihre Garderobe umzustellen, bevor Sie überfahren wurden. Wahrscheinlich bewahren Sie die Sommersachen in einem der anderen dreitausend Schlafzimmer auf. Wenn Warren das nächste Mal ins Sportstudio geht, muss ich das Haus mal in Ruhe erkunden. Da ist er jetzt übrigens auch. Im Sportstudio. Er hat gesagt, er müsse sich dringend bewegen und würde sich ganz schwabbelig fühlen, weil er seit Monaten nicht mehr trainiert hat. Ich finde, er sieht kein bisschen schwabbelig aus. Er ist in Topform, habe ich ihm versichert, ihn aber trotzdem ermutigt, trainieren zu gehen. Ich habe ihm erklärt, dass er nicht vierundzwanzig Stunden am Tag an Ihrer Seite kleben kann, weil das ungesund ist, und dass Sie bestimmt auch wollen würden, dass er was macht, was ihm Spaß bringt.
Er überlegt, unbezahlten Urlaub zu nehmen, wussten Sie das? Er sagt, er kann sich nicht konzentrieren, weil er einfach nicht mit dem Herzen dabei ist. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn verstehe.« Sie seufzte. »Ja, so bin ich - sehr verständnisvoll. Oh, das ist nett«, sagte sie im selben Atemzug. »Ein Hermes-Schal. Ist der echt? Natürlich. Sie würden sicher nie eines dieser billigen nachgemachten Teile kaufen, oder? Nein, das haben Sie bestimmt nicht nötig. Nicht wenn man sich auch das Original leisten kann. Wie teuer sind diese Tücher überhaupt? Dreihundert Dollar? Noch mehr? Für einen läppischen Seidenfetzen. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich ihn eine Weile trage, oder? Gelb und Schwarz sind nicht gerade meine Farben, aber hey, sieht gar nicht so übel aus. Was denken Sie? Oh, tut mir leid. Sie können ja nicht denken, oder? Aber zerbrechen Sie sich nicht Ihr leeres kleines Köpfchen. Ich denke schon genug für uns beide. Ja, wirklich. Und ich denke, dass ich jeden Tag kleine Fortschritte mache, was Ihren Mann betrifft.
Ich meine, er verkündet die ganze Zeit, wie sehr er Sie liebt und alles, aber ich persönlich glaube, er versucht bloß, sich selbst zu überzeugen. Ich bin nicht blind. Ich sehe die Blicke, die er mir zuwirft. Eine Frau weiß, wann ein Mann sie attraktiv findet, und ich weiß, dass Warren interessiert ist. Er ist schließlich ein Mann, Himmel noch mal. Er kommt nur eine gewisse Zeit lang zurecht ohne ein bisschen... Trost. Ja, das ist ein gutes Wort. Unser Warren braucht ein wenig Trost. Und da Sie nicht in der Verfassung sind, ihm Trost zu spenden, muss ich eben einspringen und in Ihre Fußstapfen treten.
Apropos, Sie haben wirklich schrecklich große Füße. Was ist das - Größe 40? Viel zu groß für mich. Ich hab 38, was wirklich sehr schade ist, weil Sie einen tollen Schuhgeschmack haben, das muss ich zugeben. Allerdings zu viele Paare mit flachen Absätzen, finde ich. Ich meine, ich weiß, sie sind bequem, praktisch und gesünder für die Füße, aber wissen Sie nicht, dass Männer auf hohe Absätze stehen? Ehrlich, wie haben Sie es geschafft, sich mit all den flachen Schuhen einen Mann wie Warren zu schnappen? Ach, das hatte ich vergessen - Sie sind ja reich.«
Patsy zog sich einen Stuhl ans Bett, setzte sich und beugte sich nahe an Caseys Ohr. »Glauben Sie, es stimmt, was man über die Füße von Männern sagt, dass man von ihrer Größe auf die Größe ihrer... interessanteren Teile schließen kann? Glauben Sie, das ist wahr? Ihr Mann hat Schuhgröße 44 - oder sogar 45?« Sie kicherte. »Es ist eigentlich auch egal. Ich bin sicher, in der Beziehung ist er mehr als angemessen ausgestattet. Genauso wie ich mir sicher bin,
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