Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
Vom Netzwerk:
Schreibtischstuhl und steuerte auf eine kleine Sitzgruppe mit gläsernem Beistelltisch im hinteren Teil seines Büros zu.
    Unwillkürlich schielte Barnowski auf den Kaffeeautomaten, der in unmittelbarer Nähe der Sitzgruppe auf einer weißen Anrichte stand.
    »Möchten Sie Kaffee, Cappuccino oder lieber einen Espresso?«, fragte Heiko Sturmbach, der seinen sehnsüchtigen Blick offensichtlich verstanden hatte.
    »Ein Cappuccino wäre wunderbar«, entfuhr es Barnowski. Seiner Miene war die Erwartung höchsten Genusses anzusehen, ganz so, als wolle er für eine bestimmte Bohne werben. Während er in einem der drei bunt gemusterten Sessel Platz nahm, bediente Sturmbach den Kaffeeautomaten.
    »Was also möchten Sie genau von mir wissen?«, fragte er, nachdem er mit einer gewissen Anspannung in der Miene zwei Tassen zu der Sitzgruppe balanciert hatte.
    »Sie waren einer der letzten Kunden von Cornelius Hamacher«, antwortete Barnowski. »Selbstverständlich interessiert mich, wie Sie ihn als Mensch einschätzen und natürlich die Frage, wann Sie ihn zum letzten Mal gesehen haben.«
    Sturmbach nippte an seinem Cappuccino, dann sprang er plötzlich auf, lief zu seinem Schreibtisch und zog ein kleines Buch aus einer der Schubladen hervor. Anschließend kehrte er damit zu der Sitzgruppe zurück. Während Sturmbach wie wild in dem Büchlein, vermutlich ein Terminkalender, herumblätterte, musterte Barnowski sein Gegenüber. Barnowskis Urteil fiel nicht gerade milde aus. Sturmbachs zweifellos kostspieliger gestreifter Anzug passte weder zu dem gemusterten Hemd noch zu der genauso teuren wie hässlichen Krawatte. Weitaus schlimmer jedoch fand Barnowski das tiefschwarz gefärbte Haar. Die längsten der spärlich vorhandenen Exemplare hatte der Besitzer der Reisebürokette über die schon recht ausgeprägte Glatze mitten auf dem Schädel verteilt. Widerlich, dachte Barnowski, dann als Mann lieber so ein Typ wie Pielkötter. Nicht unbedingt attraktiv, aber alles echt.
    »Genau vor drei Wochen«, erklärte der Besitzer des Reisebüros, noch ehe Barnowski diesen für Sturmbach sehr unvorteilhaften Vergleich abgeschlossen hatte. »Cornelius Hamacher war am achtzehnten April bei mir. Um vier Uhr nachmittags. Und er hat exakt hier gesessen, in demselben Sessel wie Sie.«
    »Der Sessel hat hoffentlich nichts mit dem Verbrechen zu tun«, bemerkte Barnowski trocken und gönnte sich die Hälfte des Cappuccinos. Was man genossen hatte, konnte einem schließlich keiner mehr nehmen.
    »Am Telefon haben Sie ja bereits erwähnt, dass Hamacher ermordet wurde. Trotzdem, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum. Okay, etwas sonderbar war der schon, aber deshalb bringt man ja niemanden um.«
    »Inwiefern fanden Sie ihn sonderbar?«
    »Nun ja, fachlich hatte der wirklich was drauf«, wich Sturmbach der direkten Frage aus. »Auf diesem Gebiet machte dem so schnell keiner seiner Konkurrenten was vor. Schauen Sie nur.«
    Der Besitzer der Reisebürokette deutete auf ein Plakat, das an der Wand hinter seinem Schreibtisch hing. Darauf war ein Liegestuhl ohne Bespannung abgebildet. Durch das Holzgestell blickte der Betrachter auf einen Strand und Wellen im Hintergrund. »Darf’s ein bisschen Meer sein?«, stand als Werbeslogan oben auf einem wolkenlosen, azurblauen Himmel.
    »Wirklich gut gemacht«, bemerkte Barnowski anerkennend.
    »Das Plakat ist natürlich nur ein kleiner Aspekt der gesamten Werbekampagne«, erwiderte Sturmbach, »aber an genauen De tails sind Sie sicher nicht interessiert?«
    »Eher an dem Menschen.«
    Sturmbach schien seine Worte sorgfältig abzuwägen. »Nun ja, menschlich war der schon sehr merkwürdig.«
    Barnowski unterdrückte jede weitere Frage, er ging davon aus, Sturmbach würde nun von sich aus reden.
    »Der Hamacher hat sich ja nicht einmal für die Jaqueline interessiert.« Dabei sprach Sturmbach den Frauennamen aus, als genösse er gerade eine edle Praline. »Die Jaqueline, die müssten Sie mal sehen. Die reinste Augenweide, sage ich Ihnen. Leider hat sie heute frei. Sonst könnten Sie selbst beurteilen, wie seltsam der Hamacher war.«
    Barnowski versuchte Pielkötters Blick zu imitieren. Genau der Blick, mit dem sein Vorgesetzter ihn immer aufzufordern schien, er solle sich gefälligst etwas deutlicher ausdrücken.
    »Also, die Jaqueline konnte sich mit ihrem tiefen Ausschnitt di rekt zu dem runterbeugen«, fuhr Sturmbach fort, »der verzog einfach keine Miene. Schien null interessiert. Kaum zu glauben, was?

Weitere Kostenlose Bücher