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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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noch genau, wie die Dinger ausgesehen haben. Ein guter Schulkamerad von mir hat sich so ein Teil sogar einmal in den Finger gerammt.«
    »Und da kam Ihnen direkt die Idee, wer so viel Blut sehen kann, sollte in den Polizeidienst gehen«, unkte Tiefenbach, aber Pielkötter war gerade nicht nach Scherzen zumute. Vielleicht er innerte ihn diese Lockerheit auch nur unangenehm an Barnowski.
    »Ein Arzt hat das jedenfalls nicht gemacht«, fuhr Tiefenbach nun wieder in ernstem Tonfall fort. »Ich wüsste auch nicht, warum. Zumal da ja noch die drei tätowierten Buchstaben in dem Narbenkreis sind.«
    »Ein C, ein S und ein H, stand in Ihrem Bericht«, erwiderte Pielkötter, während er sich weiter über die Leiche beugte, um die Buchstaben besser erkennen zu können. »Recht krakelig, dennoch eindeutig.«
    »Jedenfalls war hier kein Profi am Werk. Vielleicht so eine Art Mutprobe dummer Jungen? Oder ein Freundschaftsbeweis? Das C könnte übrigens für Cornelius stehen, das H für Hamacher.«
    »Daran habe ich natürlich auch schon gedacht. Allerdings passte das S in diesem Fall nicht. Das Opfer besaß keinen zweiten Vornamen.«
    »Jedenfalls scheint mir die Narbe recht alt zu sein«, fuhr Tie fenbach in seine Gedanken. »Womöglich hat Hamacher sie als Ju gendlicher bekommen. Das S könnte dann für einen Spitznamen stehen. Aber darüber können wir in meinem Büro bei einem Kaffee fachsimpeln, sobald unser Date mit dieser Frau Berger vorüber ist.«
    Schwungvoll schob der Rechtsmediziner Hamachers Leiche ins Kühlfach zurück.
    »Einen Kaffee trinken wir lieber demnächst im Café Dobbelstein«, entgegnete Pielkötter, »dort ist es dann doch etwas gemütlicher.«
    »Vor allem duftet es da nach frischem Kuchen«, lachte Tiefenbach.
    Gemeinsam verließen sie das ungastliche Gemach. Sie hatten gerade den Gang mit Tiefenbachs Büro betreten, als Pielkötter Ju liane Berger erkannte. Erhobenen Hauptes stand sie wenige Meter von ihnen entfernt. Sie hatte ein schickes graues Kostüm angezogen, und ihre Füße steckten in hochhackigen, schwarzen Pumps. Die Strümpfe waren ebenfalls tiefschwarz. Der knallrote Lippenstift, den sie heute benutzte, und das blonde halblange Haar bildeten einen deutlichen Kontrast. Unwillkürlich fragte sich Pielkötter, warum sich die Frau so herausgeputzt hatte. Noch dazu für diese Aufgabe? Cornelius Hamacher jedenfalls konnte sie mit ihrer Aufmachung nicht mehr beeindrucken. Wollte sie damit unbewusst etwas Hässliches überdecken? Oder ganz bewusst ablenken von ihrer Mimik und Gestik? Nun, da kannte sie Hauptkommissar Pielkötter schlecht! Ihm würde keine Regung entgehen, selbst dann nicht, wenn sein Kopfschmerz sich verstärken sollte. Als sie Juliane Berger erreicht hatten, stellte Pielkötter die beiden einander vor.
    »Ich möchte die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen«, erklärte Hamachers Sekretärin mit fester Stimme. »Vor lauter Aufregung habe ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht.«
    Wenn man so wenig geschlafen hat, dann sieht man aber eher aus wie ich, dachte Pielkötter, behielt diese Einschätzung jedoch für sich.
    »Wie Sie wünschen«, entgegnete Karl-Heinz Tiefenbach freundlich. Anscheinend war Frau Bergers Verhalten ihm nicht suspekt. Schweigend liefen sie zu den Kühlfächern zurück. Erst als sie den entsprechenden Raum erreicht hatten, verbreitete Tiefenbach eine gewisse verbale Hektik. Als solche empfand es jedenfalls Pielkötter und dachte: Auf solch eine Bezeichnung kommt man wahrscheinlich nur mit diesem fast unerträglichen Wummern im Kopf. Frau Berger jedoch ließ sich trotz Tiefenbachs aufrichtigem Bemühen nicht auf eine Konversation ein. Als der Rechtsmediziner Hamachers Überreste mit einem Ruck neben Juliane Berger platzierte, zuckte sie für einen kurzen Moment zusammen. Während sie wenig später einen Blick auf das erstarrte Gesicht ihres ehemaligen Arbeitgebers warf, hatte sie sich erstaunlich gut unter Kontrolle.
    »Ja, das ist zweifelsfrei Cornelius Hamacher«, erklärte sie mit tonloser, dennoch irgendwie fester Stimme.
    In gewisser Weise wurde Pielkötter aus ihrem Verhalten nicht schlau. Immerhin hatte sie den Toten einmal geliebt. Und nun zeigte sie keine Anzeichen von Trauer. Oder versteckte sie diese nur hinter einer undurchdringlichen Maske?
    »Ich denke, damit habe ich meine Schuldigkeit getan und bin entlassen«, platzte sie in seine Gedanken.
    »Aber morgen früh kommen Sie bitte ins Präsidium. Sie müssen das Protokoll noch

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