Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet
nicht?«
Während Patrick Lauterbach nun laut aufschluchzte, fragte Barnowski sich, ob er mit seinen Äußerungen zu weit gegangen war. Jedenfalls hätte ihn Pielkötter unter Garantie zurückgepfiffen. Aber er konnte sich nun einmal kaum vorstellen, dass der Junge seinen Vater ermordet hatte. Dann müsste er ja auch der Mörder von Cornelius Hamacher sein, und das ergab doch keinen Sinn. Aber ein wenig nachbohren sollte er schon.
»Wie sah der Kontakt denn genau aus?«, fragte er, nachdem sich Patrick Lauterbach wieder etwas beruhigt hatte.
Ehe er antworten konnte, schneite Miss Rastazopf in die Küche. »Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich brauch unbedingt ’nen Tee«, erklärte sie. »Mach euch gern einen mit oder auch einen Kaffee.«
Barnowski gefiel weder die Störung noch die Unart ihn einfach zu duzen. Am allermeisten jedoch störte ihn, dass er wegen der hygienischen Zustände gezwungen war, dieses an sich verlockende Angebot abzulehnen. Unwillig murmelte er ein kurzes »Nein, Danke«.
Patrick Lauterbach schüttelte nur den Kopf. Trotz der Anwesenheit der Mitbewohnerin wiederholte Barnowski seine Frage.
»Wir haben uns telefonisch zum Essen verabredet«, erhielt er schließlich doch eine Antwort.
»Und diese Verabredung ist dann auch tatsächlich zustandegekommen?«
»Ja, nach diesem Telefonat haben wir uns persönlich getroffen.«
»Wo genau?«
»Wir waren in diesem Fischrestaurant in Alt-Walsum direkt hinter dem Deich.«
»Worüber haben Sie denn gesprochen?«
»Er hat mich über das Studium ausgefragt. Die Richtung fand durchaus seine Zustimmung.«
»Und die Wohnsituation hier?«, fragte Barnowski.
»Darüber wusste er nichts Genaues. Dass ich in einer WG wohne, habe ich ihm schon erzählt. Aber dort muss es ja nicht automatisch so aussehen wie bei uns.« Unwillkürlich wanderte Patrick Lauterbachs Blick durch die Küche und blieb dann schließlich an dem schmutzigen Geschirrberg auf der Spüle hängen. »Das Zimmer ist nur eine Übergangslösung«, fuhr er fort. »Ab dem nächsten Ersten habe ich was Besseres. In der WG von der Veronika können Sie fast vom Fußboden essen.«
»Genüsslich ein Tässchen Kaffee trinken, würde ja schon ausreichen«, erwiderte Barnowski. »Aber kehren wir zu dem Gespräch mit Ihrem Vater zurück. Hat er dabei auch etwas über sich erzählt?«
»Wenn ich recht überlege, haben wir eigentlich nur über mich gesprochen.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass ihm irgendetwas Sorgen bereiten würde?«
»Im Gegenteil. Er hat immer wieder betont, wie sehr er sich darüber freut, mich endlich wiederzusehen.«
»Und Sie?«, fragte Barnowski. »Wie haben Sie dieses Wiedersehen empfunden?«
»Ich habe nicht bereut, mich darauf eingelassen zu haben«, entgegnete Patrick Lauterbach plötzlich mit misstrauischem Blick. »Wir waren uns einig, dass wir dieses Treffen wiederholen sollten.«
»Warum haben Sie dem eigentlich zugestimmt, obwohl Ihr Vater jahrelang vergeblich versucht hat, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen? Haben Sie eine Erklärung dafür?«
»Ja, und die heißt Veronika.«
»Ihre Freundin?«
»Seit einigen Monaten. Wie ich schon erzählt habe, ziehe ich demnächst in ihre WG. Jedenfalls hat Veronika mir geraten, nicht so streng mit meinem Vater zu sein. Ihre Eltern sind auch geschieden, aber sie hat zu beiden Teilen guten Draht. Vor drei Wochen hatte Veronika Geburtstag, und da habe ich ihren Vater und die Mutter sogar persönlich kennengelernt. Nach der Feier habe ich mir vorgenommen, auf den nächsten Kontaktversuch meines Vaters einzugehen.« Bei dem letzten Satz versagte Patrick Lauterbach fast wieder die Stimme.
»Ich muss Sie sowieso demnächst ins Präsidium bitten«, erklärte Barnowski möglichst sachlich. »Dann können Sie den vollständigen Namen Ihrer Freundin nebst Anschrift angeben. Eine Frage habe ich allerdings noch. Bis wann waren Sie an dem Abend mit Ihrem Vater zusammen?«
»Viel länger, als ich eigentlich eingeplant hatte. Wir waren um achtzehn Uhr verabredet und um einundzwanzig Uhr wollte ich wieder bei Veronika sein. Die andere Mitbewohnerin der WG hat eine Fete wegen einer bestandenen Prüfung gefeiert.«
»Wie lang hat das Treffen mit Ihrem Vater denn genau gedauert?«
»Wir haben uns so gegen zweiundzwanzig Uhr verabschiedet«, erwiderte Patrick Lauterbach nachdenklich. »Vielleicht auch fünf Minuten früher. Jedenfalls bin ich viel zu spät zu der Feier gekommen. Veronika war zuerst ganz schön sauer auf mich, aber
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