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Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet

Titel: Im Kreis der Sünder - Kriminalroman aus dem Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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werden.«

Samstag, 21. Mai  10:00 Uhr

    »Chef, wissen Sie, was ich an unserem jetzigen Fall merkwürdig finde?«, fragte Barnowski, während sie in dem Spaghettiknoten im Stau standen.
    »Wenn Sie von mir tatsächlich eine Antwort auf Ihre Frage bekommen wollen, müssen Sie sich schon etwas präziser ausdrücken«, erwiderte Pielkötter genervt.
    »Ich meine das Vierergespann«, erklärte Barnowski offensichtlich nicht im Mindesten verschnupft. »Also, Hamacher, Lauterbach, Gabrillani und Doktor Liebermann.«
    »Aha!« Pielkötter schaffte es, in diese zwei kurzen Silben eine geballte Ladung Ironie zu packen.
    »Alle vier wohnen oder wohnten im Ruhrgebiet, Duisburg, Dortmund, Bochum, Essen.«
    »Spricht nicht gerade für eine Region mit besonders hoher Lebenserwartung.« Aber warum hatte Barnowski Bochum und Dortmund in die Aufzählung genommen? Dann jedoch fiel Pielkötter wieder ein, dass Lauterbach auch einmal im Osten des Reviers gewohnt hatte.
    »Ich frage mich wirklich ernsthaft, warum die sich ausnahmslos im Pott niedergelassen haben«, fuhr Barnowski fort.
    »Die offene Art der Menschen hier hat schon was«, entgegnete Pielkötter. »Zudem kamen sie aus dieser Gegend. Back to the roots. Besonders dann, wenn man woanders Schlimmes erlitten hat.« Pielkötter strich mit der Hand über sein Kinn. »Missbrauch. Sie selbst haben diese Vermutung doch ins Spiel gebracht. Jedenfalls muss die was Besonderes verbunden haben. Umsonst haben die sich nicht diesen Narbenkreis zugefügt. Das muss doch geschmerzt haben, sich den zu ritzen.«
    »Später muss die Gruppe aber auseinandergefallen sein. Laut Zeugenaussagen hatten sie zumindest in den letzten Jahren keinerlei Kontakt.«
    »Oder keinen, der auffallen durfte«, ergänzte Pielkötter.
    Inzwischen waren sie in der Auffahrt mit dem Dienstwagen so weit vorgerückt, dass sie die stehenden Autos auf der A40 erkennen konnten, ebenso ein Blaulicht in der Ferne.
    »Wenn es in dem Tempo weitergeht, brauchen wir noch ewig bis zur Margarethenhöhe«, schimpfte Barnowski. »Anscheinend ziehen wir die Staus magnetisch an.«
    »Bei welcher Abfahrt fahren wir denn ab? Essen Holsterhausen?«
    »Frohnhausen, eine vorher. Aber da müssen wir erst mal hin.«

    Entgegen aller Erwartung erreichten sie schon nach einer halben Stunde Fahrt das Viertel, in dem man die Idee der Gartenstadt noch vor dem zweiten Weltkrieg umgesetzt hatte.
    »Was würde Alfred Krupp wohl zur Sanierung dieser Häuser sagen?«
    »Wieso Alfred Krupp, was hat der denn damit zu tun?«, fragte Pielkötter.
    »Da merkt man es wieder«, bemerkte Barnowski, »Sie kommen ja nicht hier weg. Diese Siedlung geht doch auf den Oberkruppianer zurück. Die Unternehmerfamilie hat quasi den Sozialstaat in die Firma integriert.«
    »Auch wenn ich aus Münster stamme, weiß ich zumindest zweierlei: Zunächst hat Margarethe Krupp diese Siedlung gestift et, und zwar anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Bertha mit Gus ­tav von Bohlen und Halbach. Und vor allem weiß ich, dass die Firma Krupp Munition für den Zweiten Weltkrieg produziert hat.«
    Barnowski verdrehte die Augen und gab etwas zu viel Gas.
    Als sie ihrem Ziel näherkamen, befahl Pielkötter: »Halten Sie in einiger Entfernung. Wir parken besser nicht unmittelbar vor Liebermanns Haus.«
    »Warum?«
    Pielkötter brummte etwas Unverständliches. In Barnowskis Miene war gut zu lesen, was er vom Vorschlag seines Vorgesetzten hielt. Trotzdem hielt er sich daran. In nicht gerade trauter Harmonie liefen sie zu Fuß zu dem Haus zurück, in dem Liebermann wohnte.
    »Wissen Sie, was mich stutzig macht?«, fragte Pielkötter.
    »Willkommen im Club.« Barnowski kickte einen Stein zur Seite, der auf dem Gehweg lag. »Habe mich auch schon gefragt, warum ein Arzt in einem Viertel mit Sozialwohnungen lebt. Zugegeben, die Lage ist wirklich eins-a. Idyllisch am Waldrand gelegen in einer Siedlung mit nostalgischem Flair. Trotzdem hätte ich mir den eher in einer Villa vorgestellt.«
    »Vor allem erstaunt mich, wie der an die Wohnung gekommen ist. Es muss doch irgendeine Stiftung geben, die überwacht, dass billiger Wohnraum nicht an betuchte Leute vergeben wird.«
    Inzwischen hatten sie das fast mit wildem Wein zugewucherte Gebäude erreicht, und Pielkötter warf einen Blick auf die beiden Klingeln. Auf der unteren stand Dr. Liebermann, auf der oberen Hubert Liebermann.
    »Schauen Sie mal«, forderte er Barnowski auf.
    »Seltsam. In den andern Häusern wohnen vier Mietparteien, sofern

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